Pfarrer, Prof. Dr. Walter Soyka

* 5.2.1900
† 20.12.1967

Pfarrer, Prof. Dr. Walter Soyka

# Entom.;
geb. 5.2. 1900, gest. 20.12.1967
parasitische Hymenopteren, spez. Mymaridae, über 30 Publikationen.
1970: Annalen d. Naturhist. Mus. Wien, Bd. 74: 683-684.



Am 20. Dezember 1967 schied Herr Pfarrer Prof. Dr. Walter Soyka aus dem Leben. Nach langem, schwerem Leiden erlag er schließlich einer Karzinom-Erkrankung.
Er wurde am 5. Februar 1900 zu Aachen geboren und in Holland bei den Jesuiten in Valkenburg ausgebildet und zum Priester geweiht. Später wirkte er als Seelsorger in Österreich, zuletzt als Pfarrer in Hundsheim bei Hainburg. Außerdem bekleidete er eine Stelle als Religionsprofessor im Realgymnasium der ."Töchter des Göttlichen Heilandes" in Wien.
Dr. Walter Soyka widmete sich neben seinen beruflichen Aufgaben vor allem mit großer Ausdauer dem Studium parasitischer Hymenopteren, insbesondere der schwierigen Familie Mymaridae, die zu den winzigsten Kerbtieren zählen. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen, vor allem taxonomischer Natur, sicherten ihm bald den Ruf eines international bekannten Spezialisten für die genannte Familie.
Nach dem zweiten Weltkrieg stellte er sich als freiwilliger Mitarbeiter in der Hymenopteren-Sammlung dem Naturhistorischen Museum zur Verfügung. Seine Leistungen fanden mancherlei Anerkennung. So widmete ihm z.B. die Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin am 15. Dezember 1942 ein Ehrendiplom. Nach dem Erscheinen seiner Arbeit über "New and known Alaptids and Mymarids from Egypt" bestellte ihn der Erste Direktor des Naturhistorischen Museums kraft einer Urkunde vom 21. März 1950 zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums in Wien. Als Zeugnis seiner wissenschaftlichen Tätigkeit seien die folgenden Publikationen genann (siehe im Original)!
aus Fischer M., 1970: Pfarrer Prof. Dr. Walter Soyka - Ann.Naturhistor.Mus.Wien 74: 683.


Dr.Phil.Walter Soyka (+1967).
Entomologe und Forscher über biologische Parasitenbekämpfung.
Nicht von den großen und weither geholten Forscherpersönlichkeiten wie P. Erich Wasmann S. J. (Lex. f .Theologie und Kirche (1938) X, 758 f.), Ernst Schmitz CM. (ebda (1937) IX, 288) und anderen auf dem so aktuellen, fortschrittlichen Gebiet der verzweigten Naturwissenschaften sei hier gehandelt, sondern darauf kurz verwiesen, daß auch die Wiener Erzdiözese Kleriker aufzuzählen vermag die wohl auf profanem Gebiet ihre Leistungen vollbrachten, jedoch dadurch der Untermauerung des christlichen Glaubens und Dienens halfen und Kirche, Diözese und Klerusstand zur Ehre gereichten. Ich denke da u.a. an den Niederösterreichischen Prähistoriker Dr. phil Anton Hrodegh (*1875, +1926, sh. dazu: F. Loidl, SA aus "Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte", März 1963), an P. Maximilian (Anton) Matz, O.S.B. (*1811, Pr.1835, Professor an dem neu errichteten Benediktiner-Gymnasium zu Augsburg, dann Kooperator in Wien-Gumpendorf, 1854 Pfarrer von Höbersbrunn, 1880 von Stammersdorf bei Wien, +24.1.1893. War "größter Freund und Kenner der Botanik", stand mit verschiedenen Gesellschaften dieses Faches in fortwährender Verbindung, war ab 1851 Mitglied der zoologisch-botanischen Gesellschaft, des allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereins, Ehrenmitglied des 1. österreichischen Humanitätsvereins "Die Biene" (Schottenarchiv, Curriculum vitae der Stiftskapitulare), und nenne noch P. Gregor Machatschek O.S.B. (*1882, Matura in Landskron CSSR 1903, Studien in Wien 1904/8, Priester 1908, Kooperator in Eggendorf i.T., 1911/13 in Stammersdorf, bis 1922 in Wien, St. Ulrich, Pfarrer in Enzersdorf i.T., 1936 in Waitzendorf (Dekanat Retz), + als Schottensenior am 1.4.1961. Hatte drei Semester Forstwissenschaft an der Wiener Hochschule für Bodenkultur studiert, war ein international anerkannter Käferforscher und legte eine große Sammlung an, die nun im Schottengymnasium aufbewahrt wird.).
Widme diesen ausstehenden Nachruf meinem ehemaligen Prüfungskandidaten, edlen Mitbruder und bescheidenen Diener der Naturwissenschaft.
Ave,pia anima!
Wie Welt-und Ordenskleriker immer wieder über ihren geistlichen Beruf hinaus auch einen Beitrag zu den mannigfachen Zweigen der profanen Wissenschaft zu leisten vermögen, ist neuerdings durch diese Gelehrtenpersönlichkeit bestätigt, die dem Gedächtnis erhalten zu werden verdient. Dem soll nach dem mit "Priester - Lehrer -Biologe" überschriebenen Kurznachruf hier entsprochen werden.
Soyka wurde am 5. Februar 1900 in Aachen (Rheinland) geboren und am 7.d.M. auf die Namen Peter Edgar Anton Walther Maria in der Pfarrkirche St. Katharina (Aachen-Forst) getauft. Nach dem Abitur am Realgymnasium 1920 trat er in die Gesellschaft Jesu ein machte im Ignatiuskolleg zu Valkenburg (Holland, Diözese Limburg) das Noviziat, absolvierte an der dortigen phil.-theolog.Fakultät der deutschen Jesuiten (bestehend seit 1894) 1922/25 seine philosophischen und 1928/31 seine theologischen Studien, war dazwischen von 1925/28 als Naturgeschichtslehrer an der katholischen Lehrer-Hochschule der Jesuiten in Kopenhagen (Dänemark) tätig und empfing am 27.August 1931 in Valkenburg die Priesterweihe.
Hier wirkte und forschte seit 1912 der als "Ameisenpater" weltberühmte Naturwissenschaftler, Biologe und gewichtige Gegner des herrschenden Monismus P. Erich Wasmann S.J. bis zu seinem Tod am 27.Februar 1931 (ausgerechnet das Weihejahr Soykas), der ihn anzog, an den er sich hielt und in dessen Fußstapfen er - nach einem Geständnis an den Verfasser - einmal treten sollte. Der Entomologe (Kerbtierkenner), von dessen 750 Veröffentlichungen 435 der Entomologie galten), hatte den jungen Kleriker auf dieses sein Arbeits- und Forschungsgebiet, die Entomologie, hingewiesen ,dem er sich bis an sein Lebensende verschreiben sollte. Zwar in der Studentenseelsorge und in Exerzitien in Deutschland eingesetzt, gab er schon als junger Jesuit unter dem Pseudonym Walter Heher in den "Sodalen Stimmen" (Köln-Radebeul) volkstümlich-wissenschaftliche Schriften der Arbeitsgemeinschaft West-und Mitteldeutscher Kongregationen an den höheren Lehranstalten heraus. Er stand dann 1934 ein paar Wochen an der Canisiuskirche (mit Profeßhaus in Wien IX) und als Religionslehrer in Sacré Coeur in Preßbaum (Niederösterreich) in Verwendung. 1935 säkularisiert, das heißt in den Weltpriesterstand und Dienst der Wiener Erzdiözese übergetreten, providierte er die Pfarren Wilfersdorf bei Mistelbach und das benachbarte Erdberg dazu, wurde mit 1.Jänner 1936 Lokalprovisor der Pfarre Hundsheim, mit 1.Oktober 1938 Pfarrer daselbst ,nachdem er mit 21. Dezember 1937 inkardiniert worden war. Betreute vorübergehend ab 1. Februar 1936 auch das angrenzende Prellenkirchen (mit der Bundessportschule "Spitzerberg") als Exkurrendo-Provisor. Die Pfarre Hundsheim sprach ihn nach eigenem Geständnis mehrfach an: mit ihren etwa 700 Seelen und nur einer einklassigen Volksschule ließ sie ihm genügend Zeit zu seinen Studien und Forschungen hier am Rande des ob seiner Flora und Fauna neuartigen und daher interessanten pannonischen Gebietes. Gelang ihm 1938 noch ein Studienaufenthalt in Englandso mußte er sich nach dem Einbruch des Nationalsozialismus und gar nach Ausbruch des II.Weltkrieges in der Hauptsache auf Österreich beschränken. Wieder die enorm sich ausbreitende chemische Schädlingsbekämpfung schwebte ihm im Verein mit dem Franziskanerpater Franz Borgmeier eine Schädlingsbekämpfung auf biologischer Grundlage vor, und trat auch dafür, wie sein Schrifttum ausweist, unermüdlich ein.Widmete sich nun ganz der Spezialerforschung der Klein-Parasiten wie der Mikrohymenopten (Hautflügler), Mymarien(Zwergwespen), Chalcididen (Erz-oder Zehrwespen), die auf Insekten schmarotzen und die man nur mit Hilfe eines guten Mikroskopes studieren kann. So vermochte er mit der Zeit eine umfangreiche (über 40.000 Objekte) Typensammlung aufzubauen, die durch den herankommenden Zusammenbruch jedoch in höchste Gefahr zu geraten drohte. Er wußte daher auf Sicherung, am besten durch Verlagerung nach dem Westen bedacht nehmen und fand das hintere Stubaital (Tirol) als hiefür geeignet, zumal sein Lehrer, der Biologe und Professor am Ignatiuskolleg in Valkenburg - Verfasser des Werkes: Das Leben der Ameisen und ihrer Gäste", 1906, P. Hermann Schmitz S.J. (Käfer-Schmitz geheißen; Ludwig Koch S.J. Jesuiten-Lexikon, 1962,II,1608) auch seine Sammlung dahingeschafft hatte.Und zwar wurde 1944 als Aufbewahrungsort die kleine friedliche Ortschaft Krößbach, Pfarre Neustift, gewählt,wo schon die Sommerferien verbracht wurden und eine vom Architekten Professor Clemens Holzmeister erbaute Kapelle zur Zelebration und Seelsorge zur Verfügung stand und eines der vier aufgelassenen Zollhäuser die Möglichkeit zur Deponierung und Wohnung bot. Der Ort war auch vom Forscherstandpunkt her besonders geeignet, da sich in diesem Hochterrain unterhalb der Gletscher eine reiche, unberührte Parasitenwelt in der von allen Arten einer Umweltverschmutzung noch freien Landschaft vorfand. Der Verfasser konnte sich auch bei seinem unvergeßlichen Aufenthalt in Krößbach - freilich einige Jahre nach dem Weltkrieg - angesichts des Zuckerhüttls (über 3600 m) augenscheinlich überzeugen wie der emsige Forscher nach der Heueinbringung gegen Abend die Fenster des Heustadels nach Forschungsobjekten absuchte und die Insekten in ein Fläschen einpinselte und sogleich unter das Mikroskop brachte und sich über jeden neuen Fund offensichtlich freute und ihn sogleich gewissenhaft registrierte.
Sogleich nach Kriegsende hatte Soyka seine intensive Fortbildung 1947 an der Universität in Wien, 1948/50 in Innsbruck und 1950/51 wiederum in Wien bei den Professoren für Zoologie an der philosophischen Fakultät, Storch und Marinelli, betrieben, die er am 9. Mai 1952 mit der Promotion zu Doktor phil. bekrönen konnte. Siehe die Disertation,d ie im Werkeverzeichnis angegeben ist. Engste Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum in Wien und internationalen Forschungsstätten in- und außerhalb von Europa folgten und machten ihn immer mehr bekannt und geschätzt. 1965 stellte ihm, dem Mittellosen und ganz auf sich vertrauenden, der Österreichische Forschungsrat das neueste Auflicht-Mikroskop von Leitz auf Lebenszeit bereitwilligst zur Verfügung.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß er sich die Zeit für seine Arbeit sehr einteilen mußte, da er seit 1953 als Religionsprofessor am Realgymnasium der "Töchter des göttlichen Heilands" in Wien VII eingesetzt war und hiezu drei-bis viermal in der Woche, und dies zu jeder Jahreszeit und Witterung, zum Unterricht nach Wien fahren mußte. Nicht übersehen seien auch seine bewundernswerten Sprachkenntnisse, die ihn zum Beichthören in Dänisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Litauisch und Schwedisch befähigten.
Wir trafen uns das letzte Mal zufällig beim Kinderdorf in Brixen. Am 20.Dezember 1967 riß ihn ein tückisches Leiden mitten aus seinem reichen Schaffen und hoffnungsvollen Planen. Nun ruht er nach nur 36 Priesterjahren in einem wohlbetreuten Grab mitten im Friedhof von Hundsheim.
Allgemein lautete bei allen Befragten und dem schließt sich auch der Verfasser an, das Urteil über den Verstorbenen: Er war eine großzügige, freundliche, gastliche, stets hilfsbereite, franziskanische Persönlichkeit, die das Letzte mit anderen teilte, eben ein Idealist. Aber ein Wissenschaftler und Forscher mit Hingabe und Begabung. Ihn kennengelernt oder als Freund gehabt zu haben, läßt den Verlust erst erahnen.
Als Zeichen der ihm entgegengebrachten Wertschätzung seien die nun folgenden drei Briefe von Kardinal Innitzer beigebracht und mit der fachlichen Würdigung aus dem Naturhistorischen Museum in Wien geschlossen.

Der Erzbischof von Wien. 19. Nov. 1946
Lieber Herr Pfarrer!
Danke sehr für Ihr wertes Schreiben und Ihr gütiges Anerbieten .Ich bin ganz überzeugt von dem hohen Wert Ihrer Arbeiten (da sind wir alle stolz auf Sie) und bin gern mit dieser Ehrung einverstanden. Gott segne alle Ihre Arbeiten und Bestrebungen! Mit Segensgruß
+ Innitzer Eb.

Der Erzbischof von Wien. 28. Okt. 1948.
Lieber Herr Pfarrer!
Danke herzlich für Ihre gütige Widmung und Aufmerksamkeit. Es ist eine hochwissenschaftliche und äußerst mühevolle Arbeit, die einem auch die Herrlichkeit der Schöpfung im Kleingeschöpf enthüllt. Wünsche Ihnen für dieses und die folgenden geplanten Werke guten Erfolg. Ich grüße auch den H. P. Borgmeier.
Mit herzlichen Segensgrüßen
+ Innitzer Eb.

Der Erzbischof von Wien. 3. Nov. 1949
Für die Zusendung Ihres Werkes und dessen Widmung danke ich Ihnen herzlich und gratuliere Ihnen zum Herausbringen des Buches und zum schönen Erfolg Ihres gewaltigen Erforscherfleißes! Ich wünsche nun, daß Sie Ihre Studien bald vollenden und Ihre Reise antreten, freilich auch, daß Sie wieder auf Ihren Seelsorgeposten zurückkehren mögen - denn unser Priestermangel ist groß und wird immer beängstigender! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir gelegentlich einiges Über Ihre Pläne schreiben möchten. Ich freue mich ja, daß wir einen solchen Priestergelehrten in unserer Diözese haben, wie auch den Entomologen Pf. P.Gregor Machatschek in Waitzendorf, der auch wie Sie internationales Ansehen genießt. Aber Sie bleiben ja auch Priester, nicht wahr? Also alles Gute, und seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrem wohlmeinenden Bischof.
+ Innitzer Eb.
"Dr.Walter Soyka widmete sich neben seinen beruflichen Aufgaben vor allem mit großer Ausdauer dem Studium parasitischer Hymenopteren, insbesondere der schwierigen Familien Mymaridae, die zu den winzigsten Kerbtieren zählen. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen, vor allem taxonomischer Natur, sicherten ihm bald den Ruf eines international bekannten Spezialisten für die genannte Familie.
Nach dem zweiten Weltkrieg stellte er sich als freiwilliger Mitarbeiter in der Hymenopteren-Sammlung dem Naturhistorischen Museum zur Verfügung. So widmete ihm z.B. die Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin am 15. Dezember 1942 ein Ehrendiplom. Nach dem Erscheinen seiner Arbeit über "New and known Alaptids and Mymarids from Egypt" bestellte ihn der Erste Direktor des Naturhistorischen Museums kraft einer Urkunde vom 21. März 1950 zum Korrespondenten des Naturhistorischen Museums in Wien. Als Zeugnis seiner wissenschaftlichen Tätigkeit seien die folgenden Publikationen genannt:
aus Loidl F., 1971: Dr. Phil. Walter Soyka (+1967). Entomologe und Forscher über biologische Parasitenbekämpfung.- Miscellanea aus dem Kirchenhist. Institut D.Kath.-Theol.Fakultät Wien XV: 1-8.


Nachruf Pfarrer Prof. Dr. Walter Soyka (aus Annalen Naturhistorisches Museum Wien, 1970)

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