Friedrich Mensdorff-Pouilly

* 25.6.1895 Nordböhmen
† 6.2.1997

Friedrich Mensdorff-Pouilly

# Ornithologie;
*25.6.1895 in Nordböhmen, + 6.2.1997 in Fürstenfeld.
Friedrich MENSDORFF-POULLY wurde als drittes Kind des Grafen Emanuel MENSDORFF-POULLY und der Gräfin Anna von Westfalen auf dem großelterlichen Schloss Kulm in Nordböhmen geboren. Aufgewachsen auf dem land- und forstwirtschaftlichen Gutsbesitz Chotelitz seiner Eltern in Ostböhmen stand der älteste Sohn von Anfang an in einer starken Familientradition natur- und jagdverbundener Lebensweise, die ihn für sein ganzes Leben prägte.
Mit 11 Jahren trat Friedrich in das tschechische Gymnasium in Prag ein, wo ihm seine Mutter ein kleines Palais vom Fürsten TAXIS gepachtet hatte. Ausgestattet mit fundierten Grundschulkenntnissen, die ihm von Gouvernanten und Hauslehrern beigebracht wurden, schaffte er das Studium. Wesentlich für seine künstlerische Begabung waren die wöchentlichen Unterweisungen in Zeichnen und Malen.
Eine bösartige Erkrankung der Lunge mit langwierigen Fieberanfällen erzwang eine Unterbrechung des Studiums. Der notwendige Genesungsurlaub an der Adria brachte Heilung.
Wieder daheim, lernte MENSDORFF die Persönlichkeit Paul TRATZ kennen, der gemeinsam mit dem Gutsbesitzer die Beringung von Jungvögel durchführte und die Falknerei wieder aufnahm. In diesem Kreis war der Gedanke eines "Hauses der Natur" zum erstenmal im Gespräch.
Doch der Beginn des Ersten Weltkrieges machte alle großen Pläne zunichte. Friedrich MENSDORFF rückte als "Einjährig-Freiwilliger" ein und erlebte den Krieg an verschiedenen Fronten der Monarchie. In Südtirol wurde er verwundet und aus dem Kriegsdienst entlassen. In der Zwischenzeit ging der Krieg verloren und im ehemaligen Sudetenland wurde die Republik Tschechoslowakei ausgerufen, der Adel abgeschafft und alle Güter der deutschsprechenden Bewohner einer Enteignung unterworfen. Der Stammsitz Chotelitz wurde um 100 ha verkleinert, aber der Großteil des Gutes blieb als Naturpark und Musterbetrieb vorläufig erhalten. Um dieses Anwesen weiterhin vorbildlich bewirtschaften zu können, begann Friedrich MENSDORFF mit dem Studium.
Im Alter von 34 Jahren heiratete er Gabriele SCHÖNBORN, Gräfin aus Westfalen. Aus dieser Ehe entsprossen 11 Kinder.
Im Zweiten Weltkrieg verhielt sich die tschechische Bevölkerung, von den Kriegslasten wenig betroffen, zunächst ruhig. Erst die ersten Rückschläge der deutschen Wehrmacht in Russland und die Maßnahmen nach der Ermordung des stellvertretenden Reichsprotektors HEYDRICH weckten die Widerstandskräfte, die 1945 zu unbeschreiblichen Greueltaten ausarteten.
Am 11. Juli 1945 kamen die Tschechen, besetzten und plünderten das Schloss Chotelitz und verschleppten die Familie mit drei kleinen Kindern in das Konzentrationslager von Neu-Bydzow, wo sie für über ein Jahr lang ihr Leben fristen mussten. Nach dieser schrecklichen Zeit wurde die Familie des Landes verwiesen und fand erste Zuflucht beim Schwager auf dem Raminshof bei Steyr.
An der Grenze gegen Steiermark liegt das große Gut Steyrling, das als ehemals deutsches Eigentum von den Amerikanern beschlagnahmt war. MENSDORFF wurde für zwei Jahre als Verwalter für die Jagd- und Forstwirtschaft angestellt und konnte seine Familie unterbringen.
Im Jahre 1948 wurde MENSDORFF durch eine Fügung glücklicher Umstände mit der Verwaltung des Ordensgutes der Malteser-Ritter in Fürstenfeld betraut und bezog mit Familie in der Kommende eine einfache Wohnung. Als erfolgreicher Verwalter führte er gegen alle Warnungen der einheimischen Bauern auf dem Gute eine bald gut florierende Rübenwirtschaft ein, wie er sie als "Zuckerbauer" von Böhmen her kannte.
Sieben Jahre lang, nämlich von 1952 bis 1959 übernahm er zusätzlich die Verwaltung des über 1000 ha großen KOTTULINSKY-Gutes in Neudau. Hier hatte MENSDORFF natürlich freien Zugang zur Jagd und überzeugte KOTTULINSKY auch in vielen jagdlichen und naturschutzrechtlichen Fragen, die sich umso besser auswirkten, als sein Gutsherr gleichzeitig Landesjägermeister der Steiermark war. Der Schutz der Greifvögel besonders des Steinadlers stand von nun ab alljährlich auf der Tagesordnung der Bezirksjägerversammlungen. MENSDORFF setzte sich auch wirkungsvoll für den Schutz der Waldschnepfe während ihrer Brutzeit ein, wenngleich er mit seinen brutbiologisch zutreffenden Argumenten nicht alle Jäger überzeugte.
Nach sieben Jahren sehr erfolgreicher Verwaltertätigkeit bei KOTTULINSKY ging er mit 63 Jahren in Pension, umsorgt von seiner Frau Gabriele, die mit ihm alle Höhen und Tiefen seines bewegten Lebens teilte. Jetzt konnte sich MENSDORFF ganz seiner Kunst widmen und es entstanden Aquarelle von Blumen und Vögeln, die jeden Kunstfreund begeistern. Zu seinem erlebten 100. Geburtstag widmete ihm das "Fürstenfelder Kulturmagazin" eine Kunstmappe mit 13 Bildern "Federwild", die eindrucksvoll und bleibend die historische Persönlichkeit MENSDORFF-POULLY auch als Künstler würdigt.
Literatur: MENSDORFF-POULLY 1961, 1972, 1977, 1979; Team Campus f, 1990: MENSDORFF-POULLY, Geschichte einer Familie, in Campus f, Fürstenfelder Kulturmagazin, H.9/5-23. HITI, M. 1995: MENSDORFF-POULLY, "Jagdliches Stilleben". - Campus f, Fürstenfelder Kulturmagazin, H.32/12-17.

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