Ernst Rudolf Reichl

o.Univ.-Prof. Dr. Ernst Rudolf Reichl

* 19.8.1926 Linz
† 11.9.1996

o.Univ.-Prof. Dr. Ernst Rudolf Reichl

Kurz nach seinem 70. Geburtstag (geboren am 19. 8. 1926) ist Herr Em. o. Univ.-Prof. DDr. Ernst Rudolf Reichl am 11.9.1996 nach langem, schweren Leiden verstorben. Univ.-Prof. Reichl war seit 1959 Mitglied und seit 1976 im Vorstand des OÖ. Musealvereins. Er hat wesentliche Beiträge zur Landeskunde Oberösterreichs, dessen Ziele auch vom Musealverein vertreten werden, geleistet. Geboren in Linz, hat er dort die Volksschule und das Realgymnasium in der Khevenhüllerstraße absolviert. Sein großes Interesse galt damals schon der Mathematik und der Chemie, aber auch das Beobachten und Sammeln von Schmetterlingen begeisterte ihn sehr und er war bereits als Mittelschüler Mitglied der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum. Er schwankte nach der Matura lange, wie er erzählte, ob er Mathematik oder Chemie studieren sollte. Er entschied sich schließlich zum Studium der Chemie an der Universität in Wien. Anschließend war er Assistent an der Lehrkanzel für Chemie der damaligen Hochschule für Bodenkultur und dissertierte auch dort zum Doktor der Philosophie. Während seiner Studienzeit fuhr er oft das östliche Niederösterreich mit dem Fahrrad ab, um Rassengrenzen von Arten der Schmetterlingsfamilie Zygaenidae (Blutströpfchen) zu erkunden. Dieses Studium der Arten und Rassen dieser Schmetterlingsfamilie bewirkte auch, dass er sich besonders dem Studium der Genetik zuwandte, um die Variabilität von Arten erklären zu können. Aber auch die Verbreitung der Arten dieser Schmetterlingsfamilie außerhalb Österreichs interessierten ihn, und er unternahm dann in späteren Jahren größere entomologische Studienreisen zum Südabfall der Alpen, nach Mittelitalien, in die Pyrenäen, nach Marokko, in die Türkei, in den Kaukasus (damals Sowjetunion), in den Iran und nach Zimbabwe. Anschließend an seine Assistententätigkeit ging er zur Firma Franck und Kathreiner nach Linz, um dort als Lebensmittelchemiker im Labor zu arbeiten. Diese Tätigkeit, aber auch seine genetischen Studien bedingten, dass er sich sehr bald mit der Verarbeitung der anfallenden Daten auseinandersetzte. Er kam damit in Berührung mit Computer. Nach kurzer Zeit wurde er Repräsentant einer internationalen Computerfirma und weiters Mitarbeiter der Firma IBM. In dieser Eigenschaft war er bei der Installierung des ersten Computers an der damals neu gegründeten Johannes Kepler Universität in Linz. Beruflich stand in der Folge die Informatik im Vordergrund seines Wirkens. Die Folge war, daß Dr. Reichl als Lehrbeauftragter und Mitglied der Studienkommission beim Aufbau des Studienganges Informatik mitwirkte. 1973 wurde er dann als ordentlicher Professor für Informationssysteme und betriebliche Datenverarbeitung berufen und für die Studienjahre 1981 bis 1983 zum Rektor gewählt. Im Oktober 1989 wurde ihm der Ehrendoktor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verliehen. Besonders beschäftigte sich Professor Reichl als Institutsvorstand mit der betrieblichen Datenverarbeitung und mit der "künstlichen Intelligenzforschung". Nachdem er sich, wie schon seit seiner Jugend, mit der Erforschung der heimischen Schmetterlinge befasste, war es für ihn selbstverständlich, die EDV auch in den Dienst dieses Forschungsgebietes zu stellen. In seiner Vision nahm eine zoologische Datenbank konkrete Formen an. Die "Zoodat" war geboren. Er konnte diese Datenbank bereits einsetzen, als die ersten Bände der "Schmetterlinge Oberösterreichs" durch die Entomologische Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum erschienen, wobei Professor Reichl einer der Herausgeber war. Von 1966 bis 1993 war er auch Vorsitzender dieser Arbeitsgemeinschaft. Die Erfassung der Landesfauna Oberösterreichs, das Ziel der Arbeitsgemeinschaft seit 1921, und darüber hinaus auch ganz Österreichs und angrenzender Regionen, wie etwa Südtirol, wurde von Datenaufzeichnungen in Zettelkatalogen auf ein modernes EDV-Datenprogramm umgestellt. Diese Daten wurden vorerst an der Universität Linz gespeichert. Viele freiwillige Mitarbeiter in Österreich und in den benachbarten Gebieten halfen mit eine der größten, vielleicht die größte europäische zoologische Datenbank aufzubauen. Sie umfaßt derzeit um die 1,7 Millionen Fundangaben. Mit diesen Angaben können nicht nur Verbreitungskarten der einzelnen Arten gedruckt werden, sondern es ist auch möglich, durch sie das phänologische Auftreten graphisch darzustellen. Die vorhandenen und noch aufzunehmenden Daten können bei Umweltverträglichkeitsprüfungen oder Beweissicherungsverfahren, wie auch bereits geschehen, herangezogen werden. Das Ziel von Professor Reichl war es, den Einsatz dieser Datenbank auf ganz Europa zu erstrecken. Um dies zu ermöglichen, gründete Professor Reichl 1982 das Institut für Umweltinformatik mit Sitz im Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums. Professor Reichl war verheiratet und Vater von vier Kindern, trotzdem fand er neben seiner vielfältigen wissenschaftlichen Tätigkeit, welche ihm noch blieb, Zeit für einige Hobbys, wie etwa mittelhochdeutsche Literatur, Sammeln und Bearbeiten von Fossilien und besonders das Hören von Musik. Aber er war auch mit seiner Gattin Hannelore über Jahre Mitglied des Kirchenchores von Linz - St. Magdalena. Diese Freude am Hören von Musik war das einzige, was ihm zum Schluß seines Lebens mit der schweren Krankheit blieb. Die plötzliche Erkrankung Professor Reichls im Dezember 1994 war auch ein tiefer Einschnitt in der Fortführung der Zoodat. Die Zoodat wird weitergeführt, so wie sie der Gründer geplant hat, aber alle sind aufgerufen, insbesondere das Land Oberösterreich, diese große und einzigartige, weit über Österreich hinaus bekannte Datenbank im Hinblick auch auf die zukünftige Umweltforschung zu erhalten. Auch eine kurzfristige Unterbrechung würde ein Ende, da die Aktualität dabei verlorengeht, bedeuten. Das vielfältige Wirken Professor Reichls kommt auch in den von ihm verfaßten Veröffentlichtungen zum Ausdruck.



Ernst Rudolf, Univ.-Prof. DDr. h.c., -Lep.-Sammler, 100 Veröff., Mitglied der Ar-beitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen 1974-1996, lt. Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen-Archiv, nach Dostal Jän. 2000.
Linz., geb. 1926; gest. 1996; Publ. 1977 - 1990 über Lepidopteren Oberösterreichs mit Hinweisen auf steirische Funde (Zitate in GEPP et al. 1987).
Von Embacher 1998 betreffend Schmetterlingsfauna Österreichs mit 3 Zitaten (1964, 1992 und 1994) vermerkt (Nachr.-BI. bayer. Ent.).
Erwähnung in GEISER 2002 im Zusammenhang mit der Käferkartei FRIEB.
geb. am 19.8.1926 in Linz, gest. 11.9.1996, bereits als Mittelschüler Mitglied der Ent. Arbgem. am OÖ. Landesmuseum, studierte Chemie an der Universität in Wien, danach Assistent an der Lehrkanzel der damaligen Hochschule für Bodenkultur, dissertierte auch dort zum Dr. phil; in späteren Jahren machte er größere entomologische Studien-reisen zum Südabfall der Alpen, nach Mittelitalien, in die Pyrenäen, nach Marokko, in die Türkei, in den Kaukasus (damals Sowjetunion), in den Iran und nach Zimbabwe, wirkte am Aufbau des Studienganges Informatik mit, 1973 ordentlicher Professor für Informationssysteme, 1981-1983 Rektor der Johannes Kepler-Universität in Linz ge-wählt; 1989 Ehrendoktor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verliehen. 1982 gründete Reichl das Institut für Umweltinformatik mit Sitz im Biologiezentrum des OÖ. Landesmuseums.
51 Veröff. von 1950 bis 1994


Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft 40. Jahrgang 1955, 241
Promotion.
Unser Mitglied, cand. Phil. Ernst R. Reichl, einer der befähigsten Nachwuchs - Lepidopterologen, wurde am 8. Juli 1955 zum Doktor der Philosophie (Chemie) promoviert. Wir wünschen ihm das Beste für seinen weiteren Lebensweg!
Wr. Ent. Ges.


Gusenleitner Josef (1997): NACHRUF FÜR UNIV...PROF. DR. PHIL. DR. H. C.
ERNST RUDOLF REICHL. - Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 142 (1): 447-453.


Reichl Ernst Rudolf (1998): Ernst Reichl erzählt über Ernst Reichl (1926-1996). - Stapfia 55: 9-22.

Ebmer Andreas Werner (1998): Prof. Dr. Ernst Rudolf Reichl. Erinnerungen an einen Freund in der Ecienta amabilis, der Entomologie.- Stapfia 55: 23-34.

Pate Ernst Rudolf Reichl
Totenbild Gattin von Ernst Rudolf Reichl
Datenblatt Ernst_Rudolf Reichl (aus Beitr. Naturkunde Oberösterreichs, Bd. 12)
Datenblatt Ernst Rudolf Reichl (aus Beitr. Naturkunde Oberösterreichs, Bd. 12)

Rektoren beraten Studenten_Pressemeldung 19. Juni 1983
Todesanzeige Ernst Rudolf Reichl (aus Mitt. Oberösterr. Musealverein Heft 26/5)
Verleihung des Titels "Wissenschaftlicher Konsulent der Oberösterreichischen Landesregierung" (aus Amtliche Linzer Zeitung Folge 52/53, 1976)
Verleihung des Titels "Wissenschaftlicher Konsulent der Oberösterreichischen Landesregierung" (aus Oberösterreichische Nachrichten, 20.12.1976)
Ernst Rudolf Reichl (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Sammelausweis Ernst Rudolf Reichl (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Parte Ernst Rudolf Reichl (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Trauerrede Ernst Rudolf Reichl (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Presseberichte zu Ernst Rudolf Reichl (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Bild der Linzer Entomologischen Arbeitsgemeinschaft 1989 (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Bild aus der Linzer Entomologentagung 1989 (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Bild der Linzer Entomologischen Arbeitsgemeinschaft 1989 (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Datenblatt Ernst Rudolf Reichl (aus Wikipedia, Stand März 2024)

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