Wilhelm Conraetz

* 1850 Wien
† 1924

Wilhelm Conraetz

Die Künstlernatur des mit guter Schulbildung (u.a. in Genf 1863) ausgestatteten Fabrikantensohnes fand nicht das rechte Verhältnis zum bürgerlichen Alltag. Von der Pariser Opéra Comique nach drei Jahren entlassen, mußte er mittellos dahinleben, bis ihn 1876 die Mutter von Friedrich v. FALZ-FEIN als Lehrer für Musik und fremde Spachen nach Askania Nova verpflichtete. Zwar verführte ihn nach 2 Jahren nochmals der Glanz der französischen Metropole. Doch versank er dort so tief im Teufelskreis der Lebensuntüchtigkeit, daß er froh war, als ihn der Vater von Fr. v. FALZ-FEIN 1887 nach dem alten Asyl für immer zurückholte. Nachdem der "seltsame Mensch" 1918 die sibirische Verbannung überstanden hatte, teilte er auch für den Rest der Tage in Deutschland das Schicksal seiner Wohltäter. Die Rettung aus den Elendsjahren verdankte der Gestrauchelte vor allem der Freundschaft, die Fr. v. FALZ-FEIN aus besonderem Grunde für ihn empfand: Auge und Ohr der "wunderlichen Gestalt" galten seit den Jugendtagen im väterlichen Park von Wien dem Umgang mit den heimischen Singvögeln. Der leidenschaftliche Zug dieser Einstellung steigerte sich zu einer Art Besessenheit, als der Liebhaber in den 80er Jahren Gelegenheit hatte, die Biologie des Sprossers eingehend zu beobachten . Zuerst in den Eichenwäldern von Bebince am Dnejstr (wo er unter dem Einfluß des damals sehr bekannten Sprosserkenners Dr. Josef LAZARUS in Tschernowitz kam) und 1885/86 in den Buchenwaldungen von Schloß Czernica bei Brody. Durch diese Hinneigung zur Vogelwelt fühlte sich Fr. von FALZ-FEIN ihm verbunden, machte ihn zum "Auslandskorrespondenten" und übertrug ihm die Betreuung der Vogelanlagen des Gutsparks. Das großzügig gewährte Vertrauen gab dem Geschlagenen die Kraft zur einzigen positiven Lebensleistung. Sie bestand in den Berichten nicht nur über die Pflege seiner Lieblinge, sondern weitgehend über Methoden und Schwierigkeiten, Fehlschläge und Erfolge bei den Ansiedlungs- und Domestizierungsversuchen - wobei Sprosser und Nachtigall hervorstechende Rollen spielten. Keine andere Feder hinterließ so ausführliche und streckenweise übertriebene langatmige Darstellungen der ornithologischen Bemühungen von Askania Nova. Dieser hauptsächlich in den 90er Jahren geleistete Quellendienst ist an den Namen des Sonderlings geknüpft, auch wenn er begreiflicherweise kaum noch gekannt und beachtet ist. Von den Veröffentlichungen des Verfassers seien angeführt: "Orn. Mitt. aus Süd-Rußl." (Gef. W. 19, 1890), "Orn. Beob. aus der taurischen Steppe ..." (ebend. 20, 1891), "Schilderungen aus dem Park und der Vogelstube des Herrn F.-F. ..." (ebend. 22, 1893), "Die Sänger des Herrn F.-F. in A. N." (ebend. 23, 1894), "Aus dem Tiergarten des Herrn F.-F." (ebend. 23, 1894), "Meine Sprosser" (ebend. 24, 1895), "Von meiner Nachtigall" (ebend. 25, 1896), "Schilderungen aus dem Tiergarten des Herrn F.-F." (ebend. 26, 1897), "Aus Herrn F.-F.s Tierpark" (ebend. 27, 1898), "Sprosser und Nachtigallen im Tierpark des Herrn F.-F. ..." (Natur und Haus 8, 1900 und 9, 1901), "Beobachtungen über den Vogelzug" (Gef. W. 42, 1913). - Lit.: W. v. F.-F., Askania Nova, Neudamm 1930, S. 213/14.

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