Josef Eberstaller

* 31.12.1811 Kremsmünster
† 17.9.1889

Josef Eberstaller

# Entom.;
geb. 1811 in Kremsmünster, gest. 17.9.1889 in Graz. [Alles nach Index Lit. Ent. II]. Spezialgebiet Lep. Slb. (Index Lit. Ent. II). Faunistisch-publizistisch aktiv im Jahre 1864. Tiergruppe: Rhynchota.
1 Publ. (1864) über Rhynchoten der Steiermark (Mitt. naturwiss. Ver. Stmk.).
Nekrologe und Lit.: EBERSTALLER 1864, MEIXNER 1953, PODA 1761 -- Erwähnung: MEIXNER 1953 (einer der frühen entomologischen Autoren der Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark (Graz). -- Biogr: KREISSL, FRANTZ & GEPP 2002.



Faunistische Leistungen: Nach PODA 1761, der in seinem Werk "Insecta Musei Graecensis" als erster auch Schnabelkerf-Arten der Steiermark anführt (im Abschnitt Hemiptera), gebührt EBERSTALLER das Verdienst, mit seinem Verzeichnis von 1864 die Basis für die Erforschung der Heteropterenfauna der Steiermark gelegt zu haben.
Literatur: EBERSTALLER 1864; MEIXNER 1953; PODA 1761.


Die im Besitze des altehrwürdigen Stiftes Kremsmünster befindliche Schmetterlingssammlung ist zum Großteil das Werk des als Kaufmann in Kremsmünster ansässig gewesenen Josef Eberstaller, der im Jahre 1886 nach Graz übersiedelte, wo er am 18, September 1889 im Alter von 78 Jahren starb. Der Sammlungsbestand an Makro- und Mikrolepidopteren ist ziemlich reich und, wenn vielleicht nicht ausschließlich, so doch weitaus überwiegend sicher einheimischer Herkunft, und zwar zumeist aus der Umgebung Kremsmünsters. Leider fehlen Fundzettel oder sonstige Rufschreibungen hierüber, weshalb dieses Material als Beleg für die Landesfauna von keinem sicheren Werte ist. In der Biographie "P. Anselm Pfeiffer" von Professor P. Leonhard Angerer (Programm des Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster, 1903, Seite 7) wird über diese Sammlung gesagt: "Die ausgiebigste Vermehrung erfuhren die Insektensammlungen. Im Jahre 1886 kaufte Professor P. Anselm Pfeiffer aus seinen Ersparnissen um 170 fl die Sammlung von Makro- und Mikrolepidopteren und Hemipteren, welche Kaufmann Eberstaller angelegt hatte ...".
Auszug aus Jb.OÖ.Mus.Ver. 80: 248-249.


Verbindung Eberstaller (Hesse) - Schleicher Erinnerungen an Paul Urlinger ¹)

Der am 31. 12. 1811 in Kremsmünster geborene Josef Eberstaller (Schwiegervater der Rosa E., geb. Schleicher), dessen Mutter Viktoria Eberstaller eine Tochter des Gastwirtsehepaares Mayer (Bummerlhaus in Steyer) war, wurde nach nicht beendetem Studium des Gymnasiums Kremsmünster vorerst Gastwirt. Nach einer Lehrzeit (1829) beim Gastwirt Andreas Schaffer in Linz ("Gold. Einhorn"), mit dem zusammen er italienischen Sprachunterricht nahm, war er 1831/32 in Ischl im Gasthaus zur Post und betrieb später das von seinen Schwiegereltern in Steyer erhaltene Gasthaus "Zum goldenen Schiff", für welches dann Empfehlungszettel in deutscher, französischer und italienischer Sprache zur Einkehr einluden.
Aus dieser Zeit haben sich hübsche Landschaftsskizzen von seiner Hand erhalten. In Steyer betrieb er bereits auch eifrig botanische Studien und legte in mühevoller Sammlung die Materialien für seine spätere herrliche Holzbüchersammlung über 107 bei uns wildwachsenden Holzgewächse an.
Als Gastwirt heiratete er 1838 Josefa Neubauer, die Tochter des Gasthofbesitzers und Holz-Großhändlers Michael Neubauer aus Kemmelbach an der Reiseroute Wien - Linz. Durch diese Heirat kamen weitreichende Verschwägerungen zustande, u. a. war eine der Schwestern der Gattin, Katharina, Gattin des Hammerwerksbe-sitzers "unterer Winkler" in Ybbsbach bei Gresten.
In Steyer kamen zwei Töchter, Emilie (1839) und Flora (1841) zur Welt. Der Gattin sagte aber auf Dauer der Wirtshausbetrieb nicht zu, und so kauften ihre Eltern eine Spezerei- und Materialwarenhandlung in Gresten, wohin die Familie 1843 übersiedelte und wo sie bis 1858 blieb. Dort kam auch Ihr Sohn Oskar (19.11.1851 - 1939) zur Welt. In Gresten setzte Josef Eberstaller seine botanischen Studien und Sammlungen fort und legte außerdem eine große Schmetterlingssammlung an. Hierin fand er in dem nahe bei Gresten an der Straße nach Randegg, später in der Villa Concordia in Unteramt wohnenden Ökonomen Wilhelm Albert Schleicher, dem Vater seiner späteren Schwiegertochter Rosa, eine gesinnungsverwandte Natur.
Schleicher war ebenfalls Botaniker und Entomologe und verkaufte sogar, wie den "Mitteilungen" der Wiener naturforschenden Gesellschaft zu entnehmen, oft sogar Schmetterlingssammlungen. Da wurden vielfach Exkursionen auf den Ötscher, die Mariazeller Alpen und in die Berge ins Gesäuse unternommen.
Ein Dritter im Bunde war der Benefiziat Paul Urlinger in Gresten, der gegenüber im Benefiziatenhause wohnte und vorzugsweise physikalische-astronomische Liebhabereien betrieb. Dieser war ein Schalk. Er besaß ein Teleskop und richtete dasselbe manchmal auch auf hinter seinem Garten gehende Personen. Da kam es mit der Zeit unter die Leute, dass man im Teleskop alles verkehrt sieht und es war ihm ergötzlich zu sehen, wie vorübergehende Bauernweiber, wenn sie das Teleskop in Urlingers Garten bemerkten, ihre Kleider ängstlich unten zusammenrafften, damit diese, wenn sie auf dem Kopfe gehen, nicht herunter fallen.
Auch hatte er an der Marktstraße neben dem Haustor eine Bank stehen. Hier pflegten Mariazeller Wallfahrer oft zu rasten, wohl auch gleich am Boden zu nächtigen. Urlinger verband nun die Bank mit einer elektrischen Stromleitung aus seinem Zimmer und ließ mitunter die Elektrifiziermaschine angehen, wenn gerade Leute dort saßen oder lagen, worauf die Leute arg schimpfend empor schnellten. Wiederholt haben sie ihm die Bank auch demoliert.
Urlinger hatte auf den Ausflügen immer mehrere Barometer mit und machte Höhenbestimmungen. Er wurde später Dechant in Scheibbs (infulierter Probst) und hat sogar ein Buch mit "Höhenbestimmungen in den niederösterreichischen Voralpen" herausgegeben². Die Aussichtswarte auf dem Blassenstein bei Scheibbs ist ihm zu Ehren Urlingerwarte genannt.
Einmal haben die drei sogar das Hochtor in den Gesäusebergen angegangen, das war damals in den Fünzigerjahren sicher eine alpinistische Leistung, da das Hochtor außer von Gemsenjägern noch von keines Alpenwanderers Fuß betreten worden ist. Schleicher hat diese Besteigung selbst im zweiten Band der Jahrbücher des Österr. Alpenvereins beschrieben ... ³)
Nach dem plötzlichen Tod der Gattin übersiedelte Josef Eberstaller nach Graz und bezog mit seinen drei Kindern ein Haus in Kroisbach, Mariatrosterstraße Nr. 68 (heute Meierei St. Johann), das Geschäft in Gresten übernahm sein um zwei Jahre jüngerer Bruder Anton. In Kroisbach gründete Josef E. eine Stärkefabrik, sammelte Schnecken-häuser, Schmetterlinge und Wanzen und gründete 1862 den "Naturwissenschaftlichen Verein der Steiermark", in dessen zweiten Mitteilungsheft ein Beitrag von ihm über die Rhynchotenfauna der Steiermark erschien, ein erster Schritt einer Erfassung des heimischen Vorkommens dieser bisher nahezu unbeachtet gebliebenen artenreichen Insekten, gemeinhin als Wanzen bezeichnet.
Die Tochter Emilie heiratete den Porzellanmaler Stöhr, 1868 die zweite Tochter den Kartenfabrikanten Pittner in Graz.
Eberstaller verehelichte sich wieder, zog 1870 nach dem Tod seines Vaters nach Kremsmünster und übernahm das väterliche Geschäft, das aber nicht gut ging und 1900 verkauft wurde. Er nahm die Stelle eines Kostknabenhalters (für auswärtige Studenten des Gymnasiums Kremsmünster) an, verkaufte nach und nach seine Schätze, die große Schmetterlingssammlung an das Stift Kremsmünster und den Kasten mit den Holzbüchern, der nach vielen Jahren über Umwegen von seinem Sohn Oskar erworben werden konnte und seither eine Zierde am Ruckerlberg darstellt.
Eberstaller musste nach und nach seinen Haushalt auflösen, seine Gattin ging wieder in Stellung und er bezog bei Pittner ein Ausgedinge. Nun ging er wieder seinen Sammel-Liebhabereien nach, beschäftigte sich mit Botanik (ein von ihm entdeckter Schmarotzer - Pilz ª) wurde als eine Neuheit erkannt und ging mit dem Namen "Eberstalleri" in die Wissenschaft ein) und starb am 17. 9. 1889.

Dieser Bericht des Dr. Oskar Eberstaller enthält außer einen kurzen Hinweis auf seinen "viel zu früh verstorbenen Sohn Robert nichts über seinen eigenen Werdegang und seine Heirat mit Rosa Schleicher (s.d.).

________________

¹) Quelle: Aus den Erinnerungen des Dr. Oskar Eberstaller (Sohn), Ruckerlberg am 01.12.1931. im Besitz von Dr. Helmut Hesse (dessen Ur-Enkel) Attnang-Puchheim.

²) Anmerkung von Prof. Hans Hagen Hottenroth, Scheibbs: Paul Urlinger verfasste ferner das Buch "20.000 Höhenbestimmungen der bekanntesten Berge und Orte in der ganzen österr.-ungarischen Monarchie" (Krems, 1873), die Panoramaskizzen vom Blassenstein bei Scheibbs und zusammen mit W. A. Schleicher das Panorama vom Hockhor (= Hochkar).

³) Anmerkung von Prof. Hans Hagen Hottenroth, Scheibbs: Schleicher erschloss mit seinen Wanderungen und den darauf folgenden Berichten das Gesäuse für den Tourismus.

ª) Anmerkung von Hubert Rausch, Scheibbs: Schichtpilz-Spezies (Stereaceae). Fungi, Basidomycota, Basidiomycetes, Agaricomycetidae, Russulales, Stereaceae, Stereum eberstalleri Wettst., Öst. bot. Z. 38: 177 (1888).


Josef Eberstaller (*31.12.1811 in Kremsmünster +17.09.1889 in Graz)
Eberstaller wurde nach nicht beendetem Studium am Gymnasium Kremsmünster Gastwirt in Linz, Ischl und Steyr. Der vielseitig Naturinteressierte fertigte Landschaftsskizzen an und betrieb botanische Studien. 1843 erfolgte der Umzug nach Gresten und die Eröffnung einer Spezerei- und Materialwarenhandlung. In Gresten Kontakt mit Wilhelm Schleicher, dessen Tochter Rosa EberstallerŽs Sohn Oskar ehelichte. Nach dem Tod seiner Frau übersiedelte Eberstaller nach Graz, gründete eine Stärkefabrik und 1862 den Naturwissenschaftlichen Verein der Steiermark. Als Ergebnis seiner Wanzenaufsammlungen erschien 1864 sein "Beitrag zur Rhynchoten-Fauna Steiermarks", die erste faunistische Arbeit über Wanzen der Steiermark (Eberstaller 1864). 1870 zog Eberstaller mit seiner zweiten Frau wieder nach Kremsmünster. Wegen finanzieller Schwierigkeiten verkaufte er seine Schmetterlingssammlung über P. Anselm Pfeiffer an das Stift Kremsmünster.
aus Rabitsch, 2006, - Denisia 19, Linz


Lepidopterenforschung in Oberösterreich, Stand 1922 (aus Jber. Oberösterr. Musealver., Bd. 79)
Fragmente zur Geschichte der Systematischen Botanik in Graz, Austria (Vortrag von Herwig Teppner, 2015)^Wanzenkunde in Österreich (aus Denisia 19)
Sammlungseingänge Biologie 1920-1945 im Joanneum (aus Joannea Zoologie 20)

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