Bela Kis

* 15.2.1924
† 29.11.2003

Bela Kis

Schweigsam, bescheiden, leidenschaftlich und von einem beneidenswerten Tatendrang angetrieben, das war Bela Kis, am 15. Februar 1924 in Aiud geboren. In seiner Heimatstadt besuchte er erst die Grundschule, dann das "Bethlen"-Gymnasium, wo er sich durch herausragende Leistungen auszeichnete. Ebenfalls in Aiud lernte der junge Bela die mit der Umgebung der Ortschaft besonders großzügigen Natur kennen. Die Felslandschaft der Aiud-Klamm, die Mischwälder und die Steppenvegetation entfachen seine Begeisterung für die Wunder der Natur, infolge deren Bela Kis 1946 sein Studium an der Fakultät für Naturwissenschaften der "Bolyai"-Universität Klausenburg (Cluj) beginnt. 1950 schließt er dieses mit ausgezeichnetem Erfolg ab und wird als Assistent am Lehrstuhl für Zoologie der Universität aufgenommen. Bela Kis bleibt der später in "Babes-Bolyai" umbenannten Universität in den Folgejahrzehnten treu und tritt 1984 als Dozent in den Ruhestand. Der Lehrstuhl für Zoologie verzichtete jedoch nicht auf seine große Erfahrung und sein praktisches Wissen und beschäftigte ihn weiter bis 1995. Als Anerkennung für seine Verdienste als Lehrkraft, sowie für seine renommierte wissenschaftliche Tätigkeit verleiht ihm der Vorstand der Hochschule den Titel des Universitätsprofessors.
Für seine Studenten, Kollegen und all die, die ihn gekannt und bewundert haben, ist und bleibt er als Professor Kis bekannt. Für jene, die die Ehre hatten, ihn näher kennenzulernen, bleibt er als "Bela bacsi" (Bela Onkel) in Erinnerung.
Bekannt als herausragende Persönlichkeit der rumänischen Entomologie, begann Prof. B. Kis seine Forschungsarbeiten mit dem Studium der Ordnung Orthoptera. In den folgenden Jahren befasste er sich parallel zum Studium der Orthopteren auch mit den Ordnungen Neuroptera, Plecoptera und Heteroptera. Die Ergebnisse seiner Bemühungen bezüglich der Orthopteren wurden in einer bemerkenswerten Doktorarbeit mit dem Titel "Studium der Orthopteren Rumäniens" zusammengefasst.
Neben Vorlesungen und Anleitungen zum praktischen Arbeiten am Gebiet der Zoologie der Wirbellosen hat Prof. Kis auch zahlreichen Studenten bei der Erarbeitung ihrer Diplomarbeiten unterstützt, einige davon führen heute die Klausenburger entomologische Schule weiter.
Seine wissenschaftliche Tätigkeit, in Ruhe und ohne jeglichen Tumult aufgebaut, umfasst über 110 im In- und Ausland publizierte wissenschaftliche Arbeiten, in denen 28 für die Wissenschaft neue Arten beschrieben wurden (8 Orthoptera, 5 Neuroptera, 15 Plecoptera), sowie zahlreiche Erstmeldungen für die Landesfauna enthalten sind. Somit hat Prof. Kis entscheidend zum Aufschwung der rumänischen Entomologie und zur Kenntnis der Biodiversität der nationalen Insektenfauna beigetragen.
Im Folgenden die Liste der für die Wissenschaft neuen Arten:
Orthoptera:
Isophya harzi KIS 1960
Isophya dobrogensis KIS 1994
Modicogryllus chopardi KIS 1967
Mishtshenkotetrix transylvanica (BAZYLUK & KIS 1960)
Odontopodisma carpathica KIS 1961
Odontopodisma acuminato KIS 1962
Odontopodisma montana KIS 1962
Zubovskia banatica KIS 1965
Neuroptera:
Melicoconis (Paralielicoconis) transsylvanica KIS 1965
Coniopteryx aspoecki KIS 1967
Coniopteryx arcuata KIS 1965
Wesmaelius (Kimminsia) transsylvanicus (KIS 1968)
Chrysopa (Chrysopa) commata KIS & UJHELYI 1965
Plecoptera: Taeniopteryx auberti KIS & SOWA 1964
Leuctra transsylvanica KIS 1964
Leuctra carpathica KIS 1966
Leuctra quadrimaculata KIS 1963
Nemoura transsylvanica KIS 1963
Nemoura fusca KIS 1963
Nemoura ovoidalis KIS 1965
Nemoura harnata KIS 1965
Nemoura longicauda KIS 1964
Protonemura aestiva KIS 1965
Protonemura illiesi KIS 1963
Protonemura pseudonimborum KIS 1965
Isoperla flava KIS 1963
Isoperla carpathica KIS 1971
Siphonoperla transsylvanica (KIS 1963)
Synthetische Werke wurden in der bekannten monografischen Reihe "Fauna României" (Die Fauna Rumäniens) veröffentlicht: Neuroptera (Planipennina) unter Mitarbeit von C. Nagler und C. Mândru (1970), eine Arbeit, welche den "E. Racovita" Preis der Rumänischen Akademie errang. 1974 erschien in derselben Reihe das der Ordnung Plecoptera gewidmete Werk, dem 1984 das Maßstäbe setzende Synthesewerk "Heteroptera: Allgemeiner Teil und Überfamilie Pentatomoidea". Ein weiterer wichtiger Betrag betreffend der Ordnung Heteroptera erschien 2001 (Überfamilie Coreoidea und Pyrrhocorioidea) in der Reihe der Fauna Rumäniens.
Im Folgenden nur ein Auszug seiner zahlreichen Veröffentlichungen
KIS B. (1960): Revision der in Rumanien vorkommenden Isophya-Arten (Orthoptera, Phaneropterinae). - Acta Zool. Acad. Se. Hung. 6: 349-369.
KIS B. (1962): Die Ortopteren-Gattung Odontopodisma DOV.-ZAP. - Acta Zool. Acad. Sc. Hung. 8 (1-2): 87-105.
KIS B. & M. VASILIU (1970): Kritisches Verzeichnis der Orthopteren-Arten Rumaniens. - Trav. Mus. Hist. nat. "Gr. Antipa" 10: 207-227.
KIS B. (1976/1978): Cheile pentru determinarea Ortopterelor din România. Partea I. Subordinul Ensifera. Partea II. Subordinul Caelifera. - Studii si corn., Muz. Sibiu 20: 123-166, 22: 233-276.
KIS B. (1984): L'ordre Raphidioptera (Insecta) en Roumanie. - Trav. Mus. Hist. nat. "Gr. Antipa" 26: 85-97.
Prof. Dr. Bé1a KIS hat in den letzten 30 Jahren an den wichtigsten wissenschaftlichen Forschungsprojekten teilgenommen, an denen Zoologen beteiligt waren. Er widmete sich dem Studium der Orthopteren, Neuropteren und Plecopteren am Eisernen Tor und leistete vorbildliche Arbeit in der Dobrudscha, im Süden des Banats, in Oltenien und insbesondere in Siebenbürgen.
Dr. Kis wissenschaftliche Arbeiten sind nicht bloß einfache Feststellungen, sie konzentrieren wichtige Daten zur Morphologie, Biologie, Ökologie und Verbreitung der behandelten Arten und werden vielfach von anschaulichen und vorbildhaften Zeichnungen ergänzt, ein Aushängeschild professioneller entomologischer Arbeit in Rumänien. Prof. Kis Forschungen umfassen auch die Zoogeografie der studierten Arten. In dieser Hinsicht sei das richtungsweisende Werk "Raionarea zoogeografica a României pe baza faunei de Orthoptere" (1970), erwähnt, ein Referenzbuch wenn es um zoogeografische Abhandlungen verschiedener Insektengruppen geht. In den letzten Jahren studierte Prof. Kis auch die Dermapteren Rumäniens und bereitete ein Revisionswerk dieser wenig bekannten Gruppe vor.
Neben den einzigartigen Zeichnungen erstellte Bela Kis auch beeindruckende Sammlungen von Ortopteren und Heteropteren zusammen, perfekt präparierte Exemplare als ein Beispiel der alten siebenbürgischen Entomologieschule. Neben der außergewöhnlichen Bescheidenheit war das Leben und Schaffen von Prof. Bela Kis von wissenschaflicher Sorgfalt und Genauigkeit geprägt. Nach 1960 wurden seine Werke auch über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und geschätzt. Bela Kis pflegte internationale Beziehungen zu anderen Entomologen, wobei seine Kontakte die Mehrheit der Spezialisten am Gebiet der Orthopteren, Neuropteren, Plecopteren und Heteropteren Europas umfassten.
Während der 45 Jahre als Lehrkraft organisierte Prof. Kis über 100 Studienausflüge, begleitete unzählige Diplomarbeiten und drückte der Klausenburger Entomologieschule deutlich seinen Stempel auf.
Die ofizielle Anerkennung der Tätigkeit und der Verdienste von Prof. Dr. Kis ließen leider lange auf sich warten. Trotz dieser angesichts der für Dr. Kis charakteristischen Bescheidenheit unwichtigen Tatsache haben ihm zahlreiche Spezialisten und renommierte Wissenschaftler aus dem Ausland als Zeichen der Ehrerbietung neue Arten gewidmet:
Orthoptera: (Conocephalus kisi HARZ 1967; Poecilimon kisi PESHEV 1980; Isophya kisi PESHEV 1981), Plecoptera: (Isoparla belai ILLIES 1963; Chloroperla kisi ZWICK 1967), Trichoptera: (Plectrocnemia kisbelai BOTOSANEANU 1976).
Nach seiner Wahl 1991 zum Ehrenmitglied der Ungarischen Lepidopterologischen Gesellschaft, wurde er 1994 zum Ehrengründungsmitglied der Rumänischen Gesellschaft für Allgemeine und Angewandte Lepidopterologie gewählt. Gleichzeitig war Prof. Kis Gründungsmitglied (1990) der Rumänischen Lepidopterologischen Gesellschaft, in deren Reihen er seine lebhafte und reichhaltige Tätigkeit entfaltete, für die er mit dem Orden "Aristide Caradja" ausgezeichnet wurde. Prof. Kis war nicht aus den wissenschaftlichen und angewandten Aktivitäten der RLG wegzudenken und stellte für uns einen regelrechten Magneten dar, dessen Pole auf viele junge und alte Lepidopterologen eine große Anziehungskraft ausübten. Die Gesellschaft für Entomofaunistik in Mitteleuropa, verlieh ihm am 23.09.2003 in Linz, als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung, die Ehrenmedaille für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Entomofaunistik.
Mit Prof. Dr. Bela Kis verlieren wir einen verdienstvollen Menschen, der uns in seinem ruhigen und warmherzigen, aber stets respektgebietenden Wesen in guter Erinnerung bleiben wird.
"Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen." (Albert Schweitzer)
(aus László Rákosy, Linzer biol. Beitr. 37 (1), 2005)
Laudatio Béla Kis (aus Linzer biol. Beitr. 37/1)
Béla Kis 70 (aus Buletinul de Informare Entomologica 1994/5)
Laudatio Béla Kis (aus Buletinul de Informare Entomologica 2002/13)
Nachruf Béla Kis (aus Buletinul de Informare Entomologica 2003-2004/14-15)
Nachruf Bela Kis (aus Articulata 19)
Die von Bela Kis beschriebenen und nach ihm benannten Taxa (aus Articulata 19)
Publikationsliste Bela Kis (aus Articulata 19)

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