Dr. Peter Kempny

Dr. med. Peter Kempny

* 5.2.1862 Wien
† 20.5.1906

Dr. med. Peter Kempny

# Entomologie;
geb. 5.2.1862 in Wien, gest. 20.5.1906 in Gutenstein (Niederösterreich), Gemeindearzt in Gutenstein. - Biogr.: Wien. ent. Ztg., 26, 120, 1906; (W. Horn) Dtsch. ent. Ztschr., 1906, 13, 1906; (H. Rebel) Verh. zool.- bot. Ges. Wien, 56, 613, 1906; (L. Navas) Bol. Soc. Aragon. Cienc. nat., 5, 182-185, 1906; Entomol. monthly Mag., 42, 184,1906; ( A. Handlirsch) Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 58, 259-263, 1908 m. Porträt & Schriftenverz. [Alles nach Index Lit. Ent. II].
8 Veröff. (1882-1900) über Lepidoptera (Niederösterreichs und Steiermarks), Plecop-tera und Trichoptera (Index Lit. Ent. II).
geb.1862 (Wien), gest. 1906. Vorwiegend tätig in Gutenstein (Niederösterreich).
ASPÖCK H. (1980): mit Porträt und Veröff.-Verzeichnis 3 Zitate v. 1904-1908) Neu-ropteren betreffend.
Er beschäftigte sich zunächst mit Lepidopteren, widmete sich aber in weiterer Folge speziell dem Studium der Neuropteren.
14 Veröff. (1882-1906)
HANDLIRSCH, A. 1908: Beitrag zur Neuropterenfauna des Orients. von + Dr. Peter Kempy. Mit einer biographischen Skizze des Verstorbenen. - Verh. zool.-bot. Ges. Wien 58: 259-270 (mit Porträt und Publikationsliste).



Peter Kempny wird am 5. Februar 1862 als Sohn des k. u. k. Hofposamentierers, Peter Paul Kempny, und dessen Frau, Theresia Schuster, in Wien geboren. Er genießt ebenso wie seine Geschwister Anton und Therese dank der außer-gewöhnlichen Musikalität der Eltern – der Vater spielt hervorragend Violoncello und komponiert Salonmusik, die Mutter ist eine bemerkenswerte Violinistin – schon sehr früh eine profunde musikalische Ausbildung. Wie früh sich Peter Kempny dem Komponieren zuwendet, ist nicht bekannt, jedoch stammen die ersten erhaltenen Kompositionen aus seinem 10. Lebensjahr.
In den folgenden 4 Jahren entsteht eine Reihe von Kammermusik – vorwiegend Lieder und Stücke für Soloklavier.

Ab 1875 begeistert sich der 13jährige zunehmend für die Musik Richard Wagners. Als sich Richard Wagner im Spätherbst 1875 und wieder im Frühling 1876 in Wien aufhält und in dieser Zeit in der Hofoper aber auch einige Abende im Wiener Musikverein Konzerte dirigiert, versäumt Peter Kempny keines. Fasziniert von der Musik und Aura Wagners eröffnete er seinem Vater, dass er sich nunmehr ausschließlich der Musik Wagners zuwenden werde, was zu einer heftigen fachlichen Kontroverse führt, in deren Folge sein Vater ihm dies untersagt. Hierauf greift Peter Kempny zu einer unorthodoxen Maßnahme, indem er von diesem Tag an aus Protest im Gymnasium bei Schularbeiten keine Zeile mehr schreibt und bei mündlichen Prüfungen kein Wort mehr antwortet, sodass er in der 5. Klasse von der ratlosen Professorenschaft in allen Fächern mit "Nicht genügend" klassifiziert und versetzt werden muss. Schließlich resignierte sein Vater und gestattete dem Sohn das Studium der Musik Richard Wagners. 3 Jahre danach (1880) vollendet Peter Kempny seine Studien am Mariahilfer Gymnasium mit Auszeichnung.

Trotz seiner hohen pianistischen Begabung sowie eines schon früh entwickelten Hanges zur Naturwissenschaft entschließt er sich – mit 18 Jahren bereits Vollwaise – zum Medizinstudium. Dies mindert seine Faszination für Musik in keiner Weise. So komponiert Peter Kempny in dieser Zeit viel, beispielsweise im Winter 1882/83 – während des Anatomiestudiums – das Trio für Klavier, Violine und Violoncello in a-Moll, AV 67, (Die Notate im Autograph verdeutlichen seine damalige Arbeitsweise : "1. Satz, begonnen 26. 11. 1882, vollendet 14. 2. 1883; 2. Satz vollendet 29. 3. 1883; Scherzo begonnen und vollendet 29. 3. 1883; Scherzo -Trio begonnen und vollendet 30. 3. 1883; Rondo Teil 1 vollendet 4. 4. 1883, 2. Teil vollendet 11. 4. 1883".) Andererseits publiziert er auf dem Sektor der Insektenforschung bereits in den ersten Jahren seines Medizin- studiums in der Fachwelt sehr beachtete wissenschaftliche Erkenntnisse.
Kurz danach lernt er die junge Anna Berger und 2 ihrer 3 Schwestern kennen. Diese Begegnung inspiriert Peter Kempny zu einigen Liedkompositionen für Anna (z.B. "Vorbei! Vorbei!", AV 74). Auf seine wiederholte Frage nach der 4. Schwester bekommt er stets die ausweichende Antwort, dass diese langweilig und ein "Blaustrumpf" - die damalige abschätzige Bezeichnung für intellektuelle Frauen - wäre. Dies steigert Peter Kempnys Neugierde, und als er endlich der unbekannten interessanten Valentine Berger begegnet, die nicht nur seine musikalischen sondern auch seine wissenschaftlichen Interessen teilt, weiß er, dass sie sein Schicksal wird. Bereits im Dezember 1884 vertont er für sie Rudolf Baumbachs Gedicht „Horch auf, du träumender Tannenforst“, AV 88.

Am 15. Mai 1886 wird er an der Universität Wien Sub auspiciis Imperatoris zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Bald danach verlobt er sich mit Valentine Berger. Nach kurzer Praxis im Wiedener Krankenhaus nimmt Dr. Kempny am 2. Dezember 1887 die Stelle des ersten Gemeindearztes von Gutenstein an.
Am 6. Februar 1888 heiratet er Valentine Berger. Im selben Jahr lässt er aus eigenen Mitteln von Architekt k. k. Baurat Julius Deininger eine Badeanstalt (das heutige Gemeindebad) erbauen und richtet dort einen vielfältigen Kurbetrieb ein, wodurch die Zahl der Feriengäste auffallend ansteigt. Schnell gelangt er bei der Bevölkerung durch seine medizinischen Erfolge zu hohem Ansehen. Dr. Kempny versteht es vorzüglich, den geselligen Verkehr der Sommergäste untereinander und mit der Ortsbevölkerung zu fördern. Dank seiner großen künstlerischen Begabung ist er oft Mittelpunkt musikalischer Abende. Er begeistert dabei seine Zuhörer für die Klassiker und älteren Romantiker, bringt ihnen Richard Wagner nahe und beschäftigt sich intensiv mit dem Werk Johannes Brahms' und Anton Bruckners. Zum Komponieren bleibt ihm – soweit man aus den nun vorliegenden Werken schließen kann – wegen seiner extremen beruflichen Auslastung nur mehr wenig Zeit. Immerhin entstehen in Gutenstein Lieder, Chorkompositionen, ein weiteres Klaviertrio, AV 105, Sakralmusik und u.a. eine Symphonie in c-Moll, („Gutensteiner Symphonie“) AV 109.

Neben seinen musikalischen Darbietungen zollt man ihm in Gutenstein große Achtung für sein meisterhaftes Tennisspiel und sein großes Schachtalent. Bleiben diese Tätig-keiten Gegenstand regionaler Bewunderung, erringt er auf dem Gebiet der Insekten-forschung (zunächst Lepidopteren, in weiterer Folge speziell Studium der Neuropteren, insbesondere des Orients und der Marschall Inseln) zunehmend auch hohes inter-nationales Ansehen:
Eine Reihe von Dr. Kempnys wissenschaftlichen Arbeiten wird von der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien veröffentlicht. Daraus resultieren Kontakte mit Forschern in der ganzen Welt. Für diese Leidenschaft scheut er keine Mühe: Um z. B. mit dem Polarforscher, Zoologen und späteren Nobelpreisträger Fridtjof Nansen korrespondieren und anhand übermittelter seltener Exemplare von Insekten Forschungs-ergebnisse austauschen zu können, studiert er Norwegisch ...

1905 erkrankt Dr. Kempny an einem schweren Herzleiden. Seinen Abschied von der Musik nimmt er am Klavier mit Tristan. Am 20. Mai 1906 stirbt er im Alter von 44 Jahren. Von Spanien bis Rumänien würdigen Universitäten und Zoologische Gesellschaften in Nachrufen und Sonderpublikationen die Verdienste des Forschers Kempny, nach etwa 200 Insektenarten, die er entdeckte und beschrieb, benannt sind...

Seine Witwe verlässt mit ihren 3 Kindern geradezu fluchtartig Gutenstein und kehrt nach Wien zurück, wo sie sich humanitären Aufgaben – insbesondere der Sanitäter-ausbildung an der Universität Wien – widmet. Durch widrige Umstände werden die Kompositionen Dr. Kempnys in alle Winde zerstreut. Erst in jüngster Zeit wurden beinahe 100 seiner Kompositionen wiederentdeckt. Sowohl aus vorliegenden Unterlagen (Partiturfragmenten) als auch aus den Skizzenheften folgt, dass eine größere Anzahl an Kompositionen (Sonaten, Trios, Symphonien, Opernvertonungen u.a.) offenbar verloren ging oder bis dato nicht auffindbar war…

Heinz Peter Adamek


Angaben zu Peter Kempny aus Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 1906
Angaben zu Peter Kempny aus Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 1908
Peter Kempny Oeuvrekatalog zusammengestellt von Heinz Adamek 2015


Am 16. Mai 1906 starb im 45. Lebensjahre der Lepidopterologe und Neuropterologe Herr Dr. Peter Kempny, praktischer Arzt in Gutenstein (Niederösterreich). (1907; Wiener Entomologische Zeitung 26: 120)
Datenblatt Peter Kempny (aus Wikipedia, Stand November 2019)

Show condensed biography

back

Find out more

Find out more about this person.

All collected specimens:

All determined specimens (including re-identifications):

All specimens in the collection:

All publications: