Helmut Loipetseder 1941-1962

Helmut Loipetseder

* 14.7.1941 Linz
† 30.1.1963

Helmut Loipetseder

# Entom.;
Helmut Loipetseder
Am 30. Jänner 1963 wurde der so tragisch ums Leben gekommene Linzer Biologiestudent Helmut Loipetseder zu Grabe getragen. Viele Menschen, die den Toten gekannt und geschätzt hatten, Freunde, Kollegen und Professoren vom Linzer Bundesrealgymnasium und von der Universität Innsbruck schritten hinter dem Sarg, in dem erschütternden Bewußtsein, einen der Besten für immer verloren zu haben.
Helmut Loipetseder wurde am 14. Juli 1941 in Linz geboren. Angesichts seiner außergewöhnlichen zeichnerischen Begabung dachten seine Eltern ursprünglich an ein künftiges Architekturstudium des Sohnes. Zudem schien ein während der Kindheit spontan aufgetretenes und sich weiter verschlimmerndes Asthma den Gedanken an ein Biologiestudium zunächst zu vereiteln. Dieses Leiden verschwand allerdings noch während der Mittelschulzeit, die Loipetseder am Bundesrealgymnasium in Linz verbrachte, völlig, so daß weiteren Plänen nichts mehr im Wege stand.
Unmittelbar nach Abschluß der Mittelschulstudien inskribierte Loipetseder an der Universität Innsbruck, belegte die Fächer Zoologie und Botanik und widmete sich fortan mit glühender Begeisterung seinen Studien. Zu Ende des Jahres 1960 wurde Loipetseder von Univ.-Prof. Dr. Otto Steinböck, Ordinarius und Vorstand des Zoologischen Institutes, mit der Bearbeitung der Rotatorien (planktonisch lebende Kleinstorganismen) der Finstertaler Seen, zweier Tiroler Hochgebirgsseen im Raum von Kühtai, betraut. Der Verstorbene nahm dieses sein Dissertationsthema mit großem Eifer in Angriff. Außerdem beschäftigte sich Loipetseder laufend mit zahlreichen aktuellen Problemen der Biologie - unabhängig vom obligatorischen Studiengang und unbeschadet irgendeines Nutzens für Prüfungen, sondern allein aus reiner Freude an der Wissenschaft. Vor allem setzte er sich gründlich mit den umwälzenden phylogenetischen Arbeiten und Theorien Steinböcks, von dem er hoch geschätzt wurde, auseinander und zählte zu dessen leidenschaftlichsten Anhängern. Überdies erwarb sich Loipetseder Spezialkenntnisse auf dem Gebiet der Hemipteren und beabsichtigte, dieser Insektengruppe nach Beendigung seines Studiums umfangreiche ökologische Untersuchungen zu widmen. Er war Mitglied der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum.
Während seiner Aufenthalte in Linz, seiner geliebten Vaterstadt, von der er sich immer wieder nur mit gewisser Schwermut trennen konnte, unternahm Loipetseder laufend Exkursionen in die weitere Umgebung der Stadt, wo er umfangreiches zoologisches Material aufsammelte, zumal er die Notwendigkeit einer gründlichen zoologischen Erforschung des Landes erkannte und ihm für die Zukunft gewaltige Schritte zu diesem Ziel vorschwebten. Immer wieder sprach er davon, daß er künftig seine biologischen Kenntnisse der Stadt und dem Lande, an denen er so sehr hing, zur Verfügung stellen wollte, in welcher Eigenschaft, wußte er nicht und kümmerte ihn auch wenig; das war bezeichnend für ihn.
Seine Einstellung und Beziehung zur Wissenschaft war beispielgebend für viele junge Menschen. Helmut Loipetseder - und das mag ganz besonders hervorgehoben werden - zählte keineswegs zu jenen leider nur allzuoft anzutreffenden jungen Menschen, die allein deshalb einem Studium nachgehen, um den Doktorgrad zu erwerben und damit - nennen wir das armselige Kind unserer Zeit nur konkret beim Namen - im weiteren Leben angesehener zu sein und ein höheres Gehalt zu beziehen. Er war völlig frei von jedem utilitaristischen und wissenspragmatistischen Denken, er studierte und arbeitete vom frühen Morgen bis spät in die Nacht, von reinem Idealismus getragen, weil er Freude und Erfüllung seines blutjungen Lebens in der Wissenschaft fand. Deshalb wäre es auch banal und primitiv zu sagen, daß alle seine und seiner Eltern Mühen und Entbehrungen um dieses Studiums willen vergeblich waren. Niemand wird solche Worte sprechen, dem die Wissenschaft mehr bedeutet als Mittel zu irgendeinem materiellen Zweck. Wahre Wissenschaft rechtfertigt sich selbst, sie bedarf keines materiellen Telos', weil sie ein ideelles Telos ihr kostbares Eigen nennt: sie hat allem voran die Wahrheit zu suchen. Wie sehr diese Suche nach Wissen um die Wahrheit beglückt, wie tief sie erfüllt, dafür hat uns Helmut Loipetseder ein leuchtendes Beispiel gegeben, das von hoher Gesinnung Zeugnis gibt.
Aber nicht allein als Wissenschaftler war Loipetseder vorbildlich. Er war ebenso beispielhaft als Mensch: als Sohn, als Kamerad, Kollege und Freund in der tiefsten Bedeutung dieses kostbaren Wortes, der überall und immer und jedem helfend zur Seite stand, wo immer er es konnte, und der seinen Mitmenschen durch sein heiteres Gemüt und sein humorvolles Wesen mehr gegeben hat als er jemals wußte. Er war ein wesentliches, vielleicht das wesentlichste Bindeglied dafür, daß wir, seine Studienkollegen, am Zoologischen Institut der Innsbrucker Universität nicht allein ein wissenschaftliches Team, sondern darüber hinaus eine menschliche Einheit darstellten.
Am 15. Dezember 1962 brach Helmut Loipetseder gemeinsam mit seinen Studienkollegen Wolfgang Zecha und Hartwig Ortmann zu den Finstertaler Seen auf, um Schlammproben zu entnehmen, die er zu seinen Dissertationsarbeiten brauchte. Von dieser Exkursion kehrten alle drei jungen Wissenschaftler nicht mehr zurück. Eine Lawine hatte sie dem Leben entrissen. Erst nach mehr als einem Monat konnte Loipetseder aus den Schneemassen geborgen werden.
Der Tod hat uns in Helmut Loipetseder einen Menschen entrissen, wie wir ihnen nur selten im Leben begegnen. Daß dies von einem so jungen Menschen mit klarer Überzeugung gesagt werden kann und muß, kennzeichnet ihn voll. Darüber hinaus hat Oberösterreich einen aufstrebenden Wissenschaftler verloren, der dem Lande wohl noch viel gegeben hätte.
Alle, die ihn kannten, werden Helmut Loipetseder ehrenvoll in ihrer Erinnerung bewahren!
Über die von H. Loipetseder + in Auer (Südtirol) aufgefundenen Neuropteren
Anläßlich eines Aufenthaltes im August 1962 in Castel Feder bei Auer, wo er im Auftrag der Oberösterreichischen Landesregierung eine Jugendgruppe leitete, konservierte Kollege Loipetseder - auf meine Bitte hin - die am Licht anfliegenden Neuropteren, um sie mir zur Bearbeitung zu überlassen.
Das Ergebnis mag als kleiner Beitrag zur Kenntnis der Neuropteren-Fauna Südtirols betrachtet werden; es wurden die folgenden zehn Spezies festgestellt:
siehe im Original!
Bei dieser Gelegenheit sei der Gedanke ausgesprochen, daß das der Oberösterreichischen Landesregierung gehörende Haus in Castel Feder für biologische Untersuchungen in diesen floristisch wie faunistisch ungemein interessanten Biotopen geradezu prädestiniert ist und es zweifellos ein lohnendes Beginnen wäre, Biologen bei einem finanziellen Mindestaufwand die Gelegenheit zu geben, Forschungsarbeiten in Castel Feder durchzuführen.
* In diesem Zusammenhang mag darauf hingewiesen werden, daß eine alte Angabe (BRAUER, 1857) vorliegt, nach der diese - auch für den Laien sehr auffällige - Ameisenjungfer in der Umgebung von Grein vorkommt. Seither ist kein weiterer Fund aus Oberösterreich publiziert worden. Angesichts der Tatsache, daß D. pantherinus ein primär mediterranes Faunenelement darstellt, wäre eine Verifizierung des Vorkommens von allgemeinem zoogeographischem Interesse.
Schrifttum:
Brauer F., 1857: Neuroptera austriaca. Wien 1857.
Killington F. J., 1937: A monograph of the British Neuroptera. Vol. II. London 1937.
aus Aspöck H., 1963: Helmut Loipetseder +. Über die von H. Loipetseder + in Auer (Südtirol) aufgefundenen Neuropteren. - Nat Nachruf Helmut Loipetseder (aus Naturkdl. Jb. Stadt Linz 9)kdl.Jb.Stadt Linz 1963: 401-406.



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