Univ.-Prof. Anneliese Strenger, Bild aus Verh. Zoolog.-Bot. Ges. Österreich, Bd. 136, 1999.

Univ.-Prof. Dr. Anneliese Strenger

* 8.11.1913 Melk, Niederösterreich
† 6.4.1984

Univ.-Prof. Dr. Anneliese Strenger

# Entom.;
geb. 8.11.1913 in Melk (NÖ), gest. 6.4.1984 in Wien; 1932 Studium der Naturgeschichte in Wien, Schuldienst, 1939 promoviert (Dissertationsthema über den Orthopterenkopf), 1941 durch Insektenmorphologe Hermann Weber ans Zoologische Institut der Universität Wien, zuerst als Assistentin, 1952 als Dozentin, 1961 als a. o. Prof. tätig; prägende Begegnung mit J. Versluys, H. Weber, W. Kühnelt und W. Marinelli (Förderer und Mentor)
Betreffend Aktivitäten am Inst. für Zoologie der Univ. Wien siehe SALVINI-PLAWEN & MIZZARO 1999.
SCHALLER, F., 1986: Univ.-Prof. Dr. Anneliese Strenger, 08.11.1913-06.04.1984. - Verh. Zool.-Bot. Ges. Ö. 124: 169-170 (mit Porträt).



Strenger, Anneliese
*1913 Melk, Niederösterreich, +1984 Wien; Zoologin
Anneliese Strenger wurde am 8. November 1913 in Melk an der Donau in Niederösterreich geboren. Sie besuchte das Mädchen-Reform-Realgymnasium in Wien XIII, Wenzgasse, und maturierte 1932. Im gleichen Jahr wurde sie an der philosophischen Fakultät der Universität Wien immatrikuliert. 1937 legte sie die Lehramtsprüfung für Mittelschulen mit dem Hauptfach Naturgeschichte und Nebenfach Physik ab. Neben dem anschließenden Probejahr an der Mädchenmittelschule (I. Bezirk, Wallnerstraße) widmete sie sich ihrer Doktorarbeit, die sie im 6. Semester am II. Zoologischen Institut unter der Leitung von Professor Versluys übernommen hatte. Der Initiator und Betreuer ihrer Arbeit am Orthopterenkopf war Dozent Doktor Kühnelt. 1939 fand das Rigorosum in Zoologie als Hauptfach und Botanik als Nebenfach statt. Von 1939 bis 1941 arbeitete Dr. Strenger kriegsbedingt als "Studienassessor" an der staatlichen Wirtschaftsschule in der Wenzgasse, Wien XIII. Im Wege einer Beurlaubung bekam sie zunächst die Möglichkeit, am damals einheitlichen Zoologischen Institut unter der Leitung vornProfessor Weber eine Assistentenstelle zu verwalten. Ein Jahr später (1942) erhielt sie eine Assistentenstelle und wurde erst 1945 in den Bundesdienst übernommen, zugleich der bestehenden Morphologischen Abteilung zugeteilt. Seit der 1953 erneut durchgeführten Teilung in zwei Institute war Strenger Angehörige des I. Zoologischen Instituts unter der Leitung von Professor Wilhelm Marinelli. Die Venia legendi erhielt Anneliese Strenger 1952 für Zoologie mit besonderer Berücksichtigung der vergleichenden Anatomie. Neben den Vorlesungen aus ihrem Habilitationsfach hielt sie ab 1954 bis 1974 eine vierstündige Pflichtvorlesung "Somatologie" für Psychologen und Lehramtskandidaten. Zudem war sie in der Zeit von 1946 bis 1953 auch in der Volksbildung tätig.
1956 wurde sie als ständige Hochschulassistentin pragmatisiert. Den Titel eines "außerordentlichen Universitätsprofessors" erhielt sie 1961, und zum "Extraordinarius" neuen Typs wurde sie 1973 bestellt. Seit dieser Zeit leitete sie die Abteilung für "Vergleichende Anatomie und Morphologie". Nach Inkrafttreten des UOG 1975 wurde sie 1978 als Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Laufbahn zum ersten weiblichen Vorstand des Instituts für Zoologie gewählt. 1980 trat sie offiziell in den Ruhestand, blieb aber trotz schwerer Krankheit bis zu ihrem Tod am 6. April 1984 durch Lehrverpflichtungen dem Institut verbunden.
Strengers wissenschaftlicher Werdegang war geprägt durch die Begegnung mit führenden Morphologen und Anatomen wie Jan Versluys, in weiterer Folge Wilhelm Marinelli, mit dem sie vier Bände "Vergleichende Anatomie und Morphologie der Wirbeltiere" herausbrachte, sowie dem Entomologen Hermann Weber. Ihre Forschungsschwerpunkte lagen bei vergleichend anatomischen und funktionsmorphologischen Studien an Insekten, Echinodermen, Tunicaten, Cyclostomata und Vertebraten. Fast sämtliche Illustrationen ihrer Publikationen wurden in langjähriger Zusammenarbeit von der Instituts-Graphikerin Maria Mizzaro-Wimmer durchgeführt.
Bedingt durch den Kriegseinsatz einiger Kollegen war sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Gertrud Pleskot bereits während des Krieges und nach 1945 mit großem Engagement maßgeblich an der Abhaltung und dem Ausbau der zoologischen Lehrveranstaltungen in einem weitgehend zerstörten Institut beteiligt. Es gelang ihr, insbesondere die anerkannte Tradition der durch Brühl, Versluys und Marinelli repräsentierten vergleichenden Anatomie erfolgreich fortzusetzen bzw. mitzugestalten und junge, talentierte Kollegen zu motivieren. Die vorhandene Literatur wurde in anschaulichen Skripten für Vorlesungen und Praktika zusammengefaßt. Als Bereicherung zur Kenntnis der Formenvielfalt wurde der marinbiologische Kurs in Rovinj (Istrien) ab 1953 eingeführt, in welchem die Zoologen Gelegenheit hatten, sich zu spezialisieren. Ebenso blieb der embryologische Kurs am Institut für Fischereiwirtschaft am Mondsee eine bewährte Einrichtung.
Trotz totalen Einsatzes ihrer resoluten Persönlichkeit für einen funktionierenden Institutsbetrieb mit allen wachsenden Aufgaben, widmete sie sich mit gleicher Intensität dem Wohle ihrer Eltern mit aufwendigem Familienbesitz in Purkersdorf. Als Lebensinhalt blieb jedoch immer im Vordergrund das Institut mit seiner anwachsenden Zoologen-Familie und ihren Dissertanten, die sie mit mütterlicher Hingabe betreute. Es konnte sich auch kaum jemand ihrer dominanten Ausstrahlung entziehen. So erlebte sie noch 1982 den Umzug des wiedervereinten Zoologischen Institutes aus der Universität am Ring in das neuerbaute Biozentrum in der Althanstraße, wo die jüngeren Kollegen inzwischen ihre Lehrtätigkeit weiter fortführen.
aus Ingrisch D. und M. Mizzaro (2002)


Univ.-Prof. STRENGER, Anneliese (*1913 +1984): 1973-1979 ao. Prof. für Vergl. Anatomie und Morphologie (I. Zool. Inst.); 1978-1979 Vorstand Inst. für Zoologie (Universität Wien). Ausübung der Venia an der Zoologie (Universität Wien): 1952-1983


Nachruf Anneliese Strenger (aus Verh. Zool.-Bot. Ges. Österreich, Bd. 124)

Show condensed biography

back

Find out more

Find out more about this person.

All collected specimens:

All determined specimens (including re-identifications):

All specimens in the collection:

All publications: