Schulrat Dr.phil. Hans Franke

* 2.12.1897 Wien
† 13.1.1990

Schulrat Dr.phil. Hans Franke

# Ornithologie;
Dr. phil., Schulrat, *2.12.1897 in Wien, + 13.1. 1990 in Wien.
Dr. Hans FRANKE war der Nestor der Österreichischen Ornithologen, und vor allem der jetzigen älteren Generation der Vogelfreunde im gesamten deutschen Sprachraum war er als der "Vogelfranke" bekannt. Er verstarb in Wien nach kurzer schwerer Krankheit im 93. Lebensjahr.
Seine Jugend verbrachte er in Wien. Sein Vater Alois FRANKE, von Beruf Tischler, verstarb früh, und seine Mutter, Juliane, geborene MOSER, sorgte für den aufgeweckten Buben, der schon frühzeitig seine Liebe und Neigung für Tiere und Pflanzen zeigte und sich stundenlang bemühte, die Stimmen der Vögel nachzupfeifen.
Die fünfklassige Volksschule und die damals dreiklassige Bürgerschule besucht er in Wien. Als talentiertem Schüler wurde ihm nach Abschluss der Pflichtschule der Eintritt in die Lehrerbildungsanstalt in Wien, Hegelgasse, ermöglicht. Nach Beendigung dieses Studiums trat er am 1. März 1914 in den Schuldienst ein und wurde als Lehrer an der Volksschule im 10. Bezirk (Favoriten) zugeteilt. 1945 schied er als Bezirksschulinspektor mit dem Titel "Schulrat" aus dem aktiven Lehrberuf aus.
Schon als junger Lehrer fiel er durch sein pädagogisches Geschick und sein reiches Fachwissen seinen Vorgesetzten auf und wurde besonders von Dr. HAUSCHILD angeregt, das Universitätsstudium neben seinem Beruf aufzunehmen. Diesem Rat folgte er und wurde am 10. Dezember 1925 an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie promoviert. Sein Dissertationsthema bei Prof. Dr. STORCH lautete: "Der Fangapparat von Chydorus sphaericus" und erschien auch in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie (s. Literaturverzeichnis). Dr. FRANKE studierte zu einer Zeit, als glanzvolle Namen den wissenschaftlichen Ruf der Universität mehrten. Im besonderen erinnerte er sich stets in Dankbarkeit und Hochachtung, seiner Lehrer, wie Univ.-Prof. Dr. Richard WETTSTEIN, Prof. für Systematische Botanik, Univ.-Prof. Hofrat Dr. Hans MOLISCH, Prof. für Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Priv.-Doz. Dr. Fritz KNOLL, Priv.-Doz. für Ökologie, und Priv.-Doz. Dr. STORCH, Priv.-Doz. der Zoologie für vergleichende Morphologie und Organphysiologie.
Als Mensch war Dr. FRANKE von bescheidenem Auftreten, gewann aber im Gespräch stets durch sein Fachwissen und seinen charmanten Umgangston seine Zuhörer. Seine hohe, angeborene Musikalität gab ihm die seltene Fähigkeit, alle Vogelstimmen naturgetreu nachzupfeifen. Dies veranlasste die damalige österreichische Rundfunkgesellschaft (RAVAG), von Dr. FRANKE meisterhaft gepfiffene Vogelstimmen durch einen längeren Zeitraum als Morgengruss zu senden und die entsprechende Vogelart durch ihn kurz zu interpretieren. Mit dieser Sendung gewann er ein breites Publikum für Vogelkunde und erwarb sich den volkstümlichen Titel "Vogelfranke".
Als ausgezeichneter Fotograf und Filmer schuf er eine große Anzahl wertvoller Diareihen und Filme über die Vogel- und Pflanzenwelt des Neusiedlersees, der Donauauen und der alpinen Landschaft der Seetaler Alpen, die er in zahlreichen Vorträgen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich zeigte. Durch lebendige Sprache und Ton sowie fachliche Qualität wurden seine Ausführungen zu bleibenden Erlebnissen.
Als Ornithologe schuf sich Dr. FRANKE das hervorragende Verdienst, den hochnordischen Mornellregenpfeifer, Eudromias morinellus, unter schwierigen Verhältnissen für Österreich als Brutvogel auf dem Zirbitzkogel (Seetaler Alpen) wiederentdeckt zu haben. Diese Art zeichnet sich durch ihre besondere Brutbiologie, ihre geringe Fluchtdistanz während des Brütens und ihre Vertrautheit dem Menschen gegenüber aus. Der Mornellregenpfeifer wurde erstmals 1852 von P. Blasius HANF als Brutvogel für Österreich nachgewiesen; ab 1890 galt sein Vorkommen für erloschen oder verschollen, bis es FRANKE 1948 gelang, den Mornellregenpfeifer auf dem Zirbitzkogel wieder aufzufinden und 1949 sein Brüten an vier Nestern nachzuweisen. Die Schwierigkeiten, unter denen diese Nachweise und brutbiologischen Erkenntnisse gelangen, sind für die heutige Zeit unvorstellbar. FRANKE hielt sich als Feldornithologe wochenlang auf den Almen auf, war daher ohne festen Wohnsitz und dementsprechend auch ohne Lebensmittelkarten zum Hungern verurteilt. Für seinen äußerst kargen Lebensunterhalt fotografierte er für ein Stück Butter und etwas Brot die Sennerinnen. Zusätzlich fing er in leerstehenden Almhütten Mäuse zur "Kostaufbesserung"!
Dr. FRANKE war mit Mitgliedsnummer 10 Gründungsmitglied der heutigen "Österreichischen Gesellschaft für Vogelkunde" und in den ersten Jahren ihres Bestandes tätiger Mitarbeiter im Vorstand. Er erwarb sich auch große Verdienste um den Naturschutz im Seewinkel und trug durch seine umfangreiche Vortragstätigkeit wesentlich dazu bei, dass die Vogelkunde heute im deutschen Sprachraum viele Anhänger besitzt. Im Hinblick auf diese großen Leistungen ernannte ihn die Österreichische Gesellschaft für Vogelkunde anläßlich ihrer Jahrestagung 1980 zu ihrem Ehrenmitglied.
Als wissenschaftliches Vermächtnis widmeten die Erben seine umfangreiche Separata-Sammlung sowie Filme und Diareihen über den Mornellregenpfeifer der Forschungsstätte "P. Blasius HANF" am Furtnerteich, Gemeinde Mariahof, Steiermark, welche die Forschungen über den Mornellregenpfeifer seit 1952 weiterführt und damit die Verdienste und den Namen des bedeutenden Feldornithologen auch für die Zukunft lebendig hält.
LiteraturHABLE, E. 1990a: Dr. Hans FRANKE zum Gedenken. - "Monticola" Organ der internationalen Arbeitsgemeinschaft für Alpenornithologie, Innsbruck, Bd. 67: 140. HABLE ; HABLE, E. 1991a: Dr. Hans FRANKE, Nachruf. - Mitt. Abt. Zool. Landesmus. Joanneum, Graz, H. 44: 3-5.
Nachruf Hans Franke (aus Monticola 6)
Nachruf Hans Franke (Mitt. Abt. Zool. Landesmus. Joanneum Graz Heft 44)

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