Dr. Adolf von Jorfdans

* 29.4.1892 Lüftelberg (Deutschland)
† 23.5.1974

Dr. Adolf von Jorfdans

Aus einem alten rheinischen Hause stammend - der Großvater wurde 1842 geadelt, der Vater war Gutsbesitzer - besaß er eine ritterliche Geisteshaltung. Nach seinen eigenen Worten glaubte er noch an seinem Lebensabend (Brief vom 12.8.1972), gegen "Ehrgeiz, Angeberei, Neid und Intrigantentum" in der Wissenschaft ankämpfen zu müssen. In das Persönlichkeitsbild gehört die Ablehnung phylogenetischer Überlegungen und Systeme und damit des Gedankens einer transspezifischen Evolution. Mit Skepsis behandelte er jeden Versuch, auch den Weg der intraspezifischen Evolution aufzudecken. Kennzeichnend für die Grundrichtung seiner Denkmethode war der frühe "Versuch einer Monographie des Formenkreises Sturnus vulgaris nebst Untersuchungen über den Formenkreislehre, ihren Inhalt und ihre Bedeutung für den Verwandtschaftsbegriff und die Abstammungstheorie" (Arch. Naturgesch. 89, 1923). Als Vetter von Hans GEYR VON SCHWEPPENBURG hatte er das Glück, schon 1912 in Alexander KOENIG einen der Sammelleidenschaft hingegebenen Mäzen zu finden und dessen restloses und dauerndes Vertrauen zu erwerben. Auf dem Posten des Kustos und stellvertretenden Direktors war er seit 1921 der unermüdliche Helfer am Aufbau des Bonner Privatmuseums, an dem er bereits 1914 seine Dissertation über "Die Vogelfauna Mallorcas mit Berücksichtigung Menorcas und der Pityusen" geschrieben hatte. Auch an der Bestandssicherung des Museums in den überaus kritischen Jahren nach 1924 fiel ihm ganz wesentlicher Anteil zu, und mit A. KOENIG s Generalvollmacht versehen, konnte er 1929 den Übereignungsvertrag in die Obhut des deutschen Reiches abschließen. Typisch für seine menschliche und wissenschaftliche Einstellung war das nie getrübte Verhältnis zu Otto KLEINSCHMIDT, der zum ersten und einflußreichsten ornithologischen Lehrer des Gymnasiasten wurde. Die menschliche Bindung an das Vorbild war so stark, daß er - durch einen Streitfall um die wissenschaftliche Rolle KLEINSCHMIDTs herausgefordert - noch im Mannesalter (von 1951-1957) die DOG verließ. In sachlicher Hinsicht ging der getreue Schüler kaum über den hochgeschätzten Meister hinaus und wagte nicht, die Grenzen zu durchstoßen, die dessen Formenkreislehre gezogen hatte. Es lag ihm nicht, Theorien aufzustellen und weittragende Ideen zu entwickeln. Sein Blick war auf das Kleine und Naheliegende gerichtet, das er in peinlich genauer Analyse festzustellen und zu beschreiben, aber nicht so sehr zu deuten versuchte. Jahrzehntelang galt seine wissenschaftliche Arbeit in erster Linie der Untersuchung der geographischen Variationen, doch noch in seinem letzten großen Rechenschaftsbericht über "Die Westpalaearktischen Rassen des Formenkreises Parus major" (Zool. Abh. D. Mus. F. Tierk. Dresden 31, 1970, S. 205-225) lehnte er es ab, an die entscheidende Wirkung einer Selektion zu glauben. Für ihn blieb es stammesgeschichtliche Entwicklung oder das Entstehen neuer Typen der "wissenschaftlichen, d.h. kausalen Forschung entzogen". Auf den Spuren KLEINSCHMIDTs, den er für den Vater der Populationsforschung und deren Methoden hielt, wußte er sich auch, als er (z.T. mit anderen Autoren) 50 neue Rassen beschrieb. 8 Rassen tragen seinen Namen, wobei bemerkt sei, daß er die geographischen Formen als Endglieder, nicht aber als Ausgangsstufen zu neueren Formenkreisen betrachtete. Neben dem musealen Eifer -- er war ganz und gar Museumsornithologe - fesselte ihn vor allem der Reiz der leidenschaftlich ausgeübten Jagd. Sein besonderes Augenmerk beanspruchte daneben die Vogelwelt des Mittelmeergebietes, das er häufig aufsuchte. An seiner Dissertation schlossen sich Arbeiten an wie "Ergebnisse meiner zweiten Reise nach Mallorca" (J. Orn. 72, 1924), "Ergänzungen zu meiner Vogelfauna der Balearen" (Falco 26, 1930), "Über einige Vogelrassen der Nord-Pyrenäen und Nordost-Spaniens" (Anz. Bay. 2, 1933), "Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt Bulgariens" (Mitt. Naturwiss. Inst. Sofia 13, 1940), "Eine Vogelausbeute aus Fukien", mit G. NIETHAMMER (Verh. Bay. 22, 1940), "Beiträge zur Avifauna der Iberischen Halbinsel", mit J. STEINBACHER (Ann. Wien 52, 1942), "Über die von Professor G. Schiebel auf Kreta und Sizilien gesammelten Vögel" (Senckennergiana 26, 1943). Insgesamt ist er Autor von über 40 größeren und kleineren Verlautbarungen, die zwischen 1913 und 1970 in den verschiedensten Zeitschriften erschienen. Nach dem Tode A. KOENIGs übernahm er die Verwaltung der Privatsammlungen, und von 1947 bis 1957 war er der Direktor des Museums - seit 1951 mit dem Professorentitel. Nach Erreichung der Altersgrenze wohnte er auf Burg Morenhoven. Eine außerordentlich entwickelte körperliche Spannkraft begann erst abzusinken, als er 1957 nach einer Kehlkopfoperation die Sprechfähigkeit verloren und sich 1969 noch einer Darmoperation unterziehen mußte. Er starb überraschend auf einer Erholungsreise im östereichischen Kärnten. Gilt für ihn nicht das Goethewort: Das höchste Glück des denkenden Menschen ist es, das Erforschbare erforscht zu haben und Unerforschliche ruhig zu verehren. - Lit.: Würdigung (von G. NIETHAMMER). B. Bonn 23, 1972, S. 77/78 (mit Bildnis). - Nachruf (von H.E. WOLTERS. B. Bonn 25, 1974, S. 217/218 (mit Bildnis und Verzeichnis der von S. ECK zusammengestellten Veröffentlichungen).
Adolf von Jordans 70 (aus Anz. Ornith. Ges. Bayerns Bd 6)

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