Emil Kindervater

* 15.9.1851 Sondershausen (Thüringen)
† 21.12.1922

Emil Kindervater

# Entom.;
Emil Kindervater +
Nachruf von Dr. Karl Schawerda, Wien.
Am 21. Dezember 1922 schloß unser Vereinsmitglied Herr Emil Kindervater für immer seine Augen. Er war am 15. September 1851 in Sondershausen (Thüringen) geboren, absolvierte die Oberrealschule, lebte 1869 in Prag und dann von 1873 bis zu seinem Tode in Wien, wo er als Buchhändler in der Firma Wilhelm Braumüller fünfzig Jahre tätig war. Er war sehr glücklich verheiratet und hinterläßt außer seiner Gattin, die ihm in seiner mehrmonatlichen Krankheit - Arteriosklerose - treu zur Seite stand, noch eine verheiratete Tochter und zwei Enkel. Alma war sein einziges Kind und hatte viel Verständnis für die Sammeltätigkeit ihres Vaters. Als sie heranwuchs flammte in ihm - wie; dies so oft geht - die alte Sammelleidenschaft seiner eigenen Kindheit wieder auf.
Er war ein fleißiger Sammler und Züchter. In der Gesellschaft Otto Habich's und Otto Bohatsch' machte er durch Jahrzehnte seine Exkursionen in die Umgebung Wiens nach Oberweiden, Mödling, Schleinbach, Moosbrunn, in die Langenzersdorfer-Auen, auf den Bisamberg und in den Wienerwald (Sofienalpe, Neuwaldegg etc.). Besonders liebte er den Rohrwald. Er verbrachte zwölf Sommer in Miesenbach bei Gutenstein und einige Sommer im Kamptal. Den Schneeberg und Hochschwab besuchte er öfters. Auch in Gröden in Südtirol hat er mich in St. Ulrich besucht und auf dem Schlern gesammelt. Anfangs (vor ungefähr drei Jahrzehnten) kamen die Entomologen, zu denen außer ihm Bohatsch, Habich, Hugo May, Metzger, der Nestor der Gilde, Rogenhofer, Schernhammer, Wingelmüller, und last not least Rebel gehörten, allwöchentlich in der Strozzigasse in der Stadt Brünn zusammen.
Als ich in den Freundeskreis Kindervater, Bohatsch und Habich eintrat, fanden die anregenden Zusammenkünfte dieser Mitglieder der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft im Gasthof "Zur Kugel" am Hof statt. Außer den genannten drei Herren gehörten damals - 1904 - Dr. Brauneis, Dr. Schima, Robert Spitz, Ernst und Fritz Wagner dazu. Mit mir zugleich trat der leider zu früh verstorbene von Meißl ein.
Sehr bald aber - 1. Februar 1907 - übersiedelte diese intime Corona in's "Deutsche Haus" in ein Einzelzimmer im ersten Stock und besteht noch heute dort. Es wurde die Freitagsgesellschaft "Larentia" daraus. Bohatsch, Habich, Dr. Brauneis, Meißl, Hauser und Komers starben, Dr. Galvagni und Preissecker blieben infolge der durch den Krieg veränderten Verkehrsverhältnisse aus und so bildeten Kindervater als Senior, Dr. Schima, Spitz, Kautz, Gatnar, Dr. Kitt, Julius Kitt, Fitz, Dr. Prohaska, von Siegenfeld, Bubacek, Dr. Grögl, von Auer, Dr. Popp und ich die Tischrunde. Gatnar übersiedelte nach Siestrans und Spitz nach Brasilien. Der Liebling aller war unser verstorbener Kindervater infolge seiner herzgewinnenden Güte und seines unendlichen Humors. Dabei war er ein strammer deutscher Mann und streng korrekt in seiner Handlungsweise. Er hat der jüngeren Generation die Zucht- und Sammelerfahrung des alten Metzger, von Dorfinger und Rogenhofer weitergegeben, Fundorte und Sammelmöglichkeiten, wie sie diese Herren von der noch älteren Generation erhielten, wieder vererbt. Kindervater war aber nicht nur ein treues Mitglied der zoolog.-bot. Gesellschaft und jeden Freitag in der "Deutschen Haus Gesellschaft", sondern auch sehr häufig Mittwoch im Wiener entomologischen Verein unter Prinz und in den letzten Jahren nach dessen Auflösung im Österr. Entomologen Verein, wo er ein stets gerne gesehenes Mitglied war.
Publizistisch war er nicht tätig. Nach ihm sind drei Falter benannt u. zw.: Nola cristatula ab. Kindervateri Schaw., Celerio hybrid. Kindervateri Kys. und Cletis maculosa ab. Kindervateri Schaw.
Die Erde sei ihm leicht!
aus Schawerda K., 1923: Emil Kindervater + (mit Porträt) - Z.Öst.Ent.Ver. 8: 54-55.

Show condensed biography

back