Dr. phil. Paul Schubert

Dr. phil. Paul Schubert

* 12.7.1923 Wien
† 4.10.1973

Dr. phil. Paul Schubert

Paul Schubert wurde am 12. Juli 1923 in Wien als Sohn des Mittelschulprofessors Paul Schubert (1884-1962) geboren. Sein Vater stammte aus Gastorf (Böhmen) und dessen Frau Marie (1894-1975) aus Wien. Von 1929 bis 1933 besuchte er in Wien 21, Großjedlersdorf, die Volksschule, dann das Realgymnasium in Wien 21 und nach Übersiedlung das Realgymnasium in Wien 19, Alfred Wegener-Straße 10 (Neulandschulsiedlung), bis Mai 1940. Nach fast eineinhalbjähriger Unterbrechung wegen einer Beinoperation beendete er seine Mittelschulzeit im Sommer 1942 an der gleichen Anstalt.
Zur Ableistung des studentischen Ausgleichsdienstes wurde er sechs Wochen nach Frankfurt am Main und Grevenmacher (Luxemburg) verpflichtet und anschließend in Wien im Rahmen des Luftschutzes eingesetzt. Vom Sommersemester 1943 an war Paul Schubert an der philosophischen Fakultät der Universität Wien inskribiert mit den Hauptfächern Zoologie und Botanik. Er wurde im Oktober 1944 dienstverpflichtet. Im Februar 1945 wurde er zum Heer einberufen, konnte aber 1946 seine Studien fortsetzen. Am Institut für Zoologie erhielt Paul Schubert einen Arbeitsplatz bei Prof. Dr. Otto Storch. Seine Dissertation "Vergleichende Untersuchungen am Darmkanal der Orthopteren" wurde von Prof. Dr. Wilhelm Kühnelt betreut, dem er auch zu großem Dank verpflichtet war, als er diese am 30.Juni 1950 abschloß. Die Promotion zum Dr. phil. erfolgte in Wien am 4. Juli 1951. Vom 25.6. bis 8.11.1951 war er an der Bundesanstalt für Pflanzenschutz (Wien II) angestellt, vom 1.7. bis 31.12.1952 beim Österreichischen Naturschutzbund (Wien I). Sein Berufsweg führte Paul Schubert dann ins nördliche Burgenland, mit dem er auch bis zu seinem frühen Tod eng verbunden war. Dort wurde mit starker Unterstützung durch Dr. Lothar Machura (Institut für Naturschutz) am 14. Oktober 1950 die Biologische Station als einfacher Pfahlbau (siehe Sauerzopf 1971: 9) in Neusiedl am See errichtet als Stützpunkt und Arbeitplatz für Bearbeiter und Interessenten an der Neusiedlerseeforschung. Hier war Paul Schubert vom 1.1.1953 bis 31.1.1959 ohne Sozialversicherungsschutz angestellt. Am 28. Juli 1956 ehelichte er Paula Weiß. Vom 1.2.1959 bis 4.10.1973 wurde er als Angestellter der Burgenländischen Landesregierung in Eisenstadt geführt. Die Station wurde bereits bei ihrer Gründung durch den Österreichischen Naturschutzbund und durch das Land Burgenland gefördert, bis diese später in den Besitz des Amtes der Burgenländischen Landesregierung überging. Ihr Aufgabenbereich war die wissenschaftliche und wirtschaftliche Erforschung des Neusiedlersees und seiner Umgebung und die planende Vorausschau auf einen zukünftigen Nationalpark im nördlichen Burgenland (Machura 1947, Schubert 1961), wobei Paul Schubert ortsgebunden mit der Wetterstation, der Tierhaltung am Seemuseum und mit der Stationsadministration mehr oder weniger eingedeckt war. Am 25.2.1960 wurde das Hauptgebäude der Biologischen Station Neusiedl durch einen Brand zerstört. Vier Wochen später ist auch das allerdings schon ausgeräumte Seemuseum durch Fremdeinwirkung ein Raub der Flammen geworden. Die Exponate waren zum größten Teil interimistisch in der Privatwohung von Paul Schubert gelagert. Dr. Paul Schubert und Dr. Franz Sauerzopf wurden beauftragt, mit den Resten der Biologischen Station im nördlichen Burgenland an einem anderen Standort ein neues biologisches Zentralinstitut zu errichten. Die Ziele zu diesem Projekt sind in Schubert (1961 p.184) und Sauerzopf (1971) festgelegt.
Vom Charakter her soll Paul Schubert nach Aussagen von Kollegen ein gutmütiger, umgänglicher und hilfsbereiter Mensch gewesen sein. Unter seinen Studienkollegen galt er als erfinderisch. Er war mit dem Dipterologen des Naturhistorischen Museums in Wien, Herrn Dr. H. Mayer, eng befreundet. Dieser starb aber schon vor ihm. Dr. Paul Schubert interessierte sich noch lange nach seiner Dissertation für die Orthopteren, wie auch für die gesamte Lokalfauna, des nördlichen Burgenlandes und besaß privat eine bezügliche Sammlung. Außerdem hatte er nicht geringe botanische Interessen. Von 1955 bis 1971 war er Mitglied der Zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Die Mitgliedschaft erlosch mit dem Beginn einer heimtückischen Krankheit (Knochen-Karzinom), die auch eine physische und berufliche Behinderung bis zu seinem Tod 1973 zur Folge hatte. Paul Schubert ist am 4. Oktober 1973 zu Hause gestorben und am Friedhof in Neusiedl am See begraben. Er hinterließ seine Gattin Paula Schubert und zwei Töchter.
Der Verfasser hat in mühsamer Kleinarbeit versucht, die wissenschaftlichen Arbeiten von Paul Schubert zusammenzustellen. Die Bibliographien von Aumüller (1956), Schubert (1962) und Metz (1985) waren dabei nur eine bescheidene Hilfe, weil diese bezüglich der Arbeiten von Paul Schubert unvollständig sind. Seine Dissertation (1951) weist für die damalige Zeit und die technischen Möglichkeiten ein hohes Niveau auf und ist keinesfalls nur deskriptiv, sondern faszinierend experimentell. Die biologischen Themen, die von ihm in seinen weiteren Publikationen behandelt wurden, sind vielfältig und reichen von zwei Arbeiten botanischen Inhaltes, von arthropodenkundlichen, malakologischen , vertebratologischen bis ökologischen Themen, wobei man rückblickend erkennt, daß er in schwierigen Zeiten ein biologischer Pionier im nördlichen Burgenland war. Bemerkenswert ist u.a., daß eine Abbildung von Triops cancriformis (Bosc.) aus Schubert (1959) das Titelblatt der Nr. 1 des Pyramide-Heftes ziert, eine zur damaligen Zeit wichtige österreichische naturwissenschaftliche Zeitschrift. Er arbeitete an einer faunistisch-ökologischen Untersuchung der Spinnenfauna im Schilfgürtel des Neusiedlersees. Dieses Thema wurde dann nach seinem Tod von Gottfried Pühringer, einem Dissertanten von Univ.-Prof. Dr. Harald Nemenz (damals Hochschule für Bodenkultur, Wien), in Angriff genommen und 1975 bzw. 1979 publiziert. Bemerkenswert ist auch sein Aufsatz "Landesforschung und Landesgesetz" (1966), in der er sich mit der Wichtigkeit der Feldarbeit (Kartierung, Entnahme von Proben, Sammeln von Belegen u.a.) von Wissenschaftlern und Amateuren in Zusammenhang mit den burgenländischen Gesetzen und Verordnungen auseinandersetzt. Seine Aussagen gelten auch heute noch. In der Blüte seines Lebens wurde Paul Schubert von der oben erwähnten Krankheit frühzeitig zur Aufgabe seines Lebenskampfes gezwungen.
Der Verfasser hat Dr. Paul Schubert 1960 anläßlich des 11. Internationalen Entomologen-Kongresses in Wien im Naturhistorischen Museum kennengelernt und hat ihn später noch einmal in Wien kurz getroffen. Damit seine Arbeit, die ja auch mit viel kustodialen, naturschützmäßigen und planerischen Aufgaben verbunden war, nicht vergessen wird, hat der Verfasser diese Zusammenstellung geschrieben.
aus Schedl, W., Linzer biol. Beitr. 37 (2), 2005



Nachruf Paul Schubert (Linzer biol. Beitr. Bd. 37/2)

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