# Josef Klimesch Karl Kusdas

wiss. Kons. Karl Kusdas

* 23.2.1900 Linz
† 7.5.1974 Linz

wiss. Kons. Karl Kusdas

Karl Kusdas wurde am 23. Februar 1900 in Linz geboren, besuchte dort Volks-, Bürger- und Realschule, die er 1920 mit der Matura abschloß. Noch im selben Jahr trat er in den Dienst der österreichischen Bundesbahnen, von wo er 1957 schließlich auch in Pension ging. Bereits 1917 begann Kusdas mit entomologischer Sammeltätigkeit, erstellte eine vorbildhafte Schmetterlingssammlung, die mit Ausnahme der Zygaenidae, welche in den Besitz von Prof. Reichl übergingen (die Sammlung Reichl ging 1996 nach Dresden), dem Landesmuseum heute als Bestimmungssammlung dient. Nach Trichopterenstudien in den dreißiger Jahren, warb Kusdas in der Nachkriegszeit im Kreis der wiedervereinten Entomologischen Arbeitsgemeinschaft, deren Vorsitz er seit 1938 innehielt, um hymenopterologische Bearbeiter. Mit gutem Beispiel vorangehend, studierte er selbst die Chrysididae, Mutillidae, Pompilidae, Scoliidae, Sapygidae sowie die Bienengattungen Bombus, Psithyrus und Nomada. Die oberösterreichischen Goldwespen wurden von ihm auch 1956, 1962 und 1965 publiziert. In die Veröffentlichung der Hummeln Oberösterreichs (1968), wo Kusdas dem Wiener Dr. Guglia die Bestimmungsarbeit überließ, schlichen sich leider mehrere Fehler ein. Kusdas besammelte mit Vorliebe Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Niederösterreich, seit 1948 nahezu jedes Jahr im Burgenland. Auslandsreisen führten ihn nach Italien, Korsika, Schweiz, Jugoslawien, Griechenland, Türkei und Tunesien. Als Gründungsmitglied der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Jahr 1921 zählte er bis zu seinem Tod am 7. Mai 1974 zu den ständigen Mitarbeitern des Landesmuseums. Die Leitung der Arbeitsgemeinschaft mußte er 1966 aus gesundheitlichen Gründen an Prof. E.R. Reichl abgeben. Von seinen hymenopterologischen Aufsammlungen gelangten leider nur die Pompilidae ans Landesmuseum, während die übrigen Gruppen an die Staatssammlung München (ZSM) verkauft wurden.



2 steiermarkbezogene Publ. 1973 und 1974 über Lepidopteren Oberösterreichs (Zitate in GEPP et al. 1987).
Von Embacher 1998 betreffend Schmetterlingsfauna Oberösterreichs mit 4 Zitaten (1954, 1973, 1974 und 1978) vermerkt (Zt. Wien. Ent. Ges.).
ASPÖCK, H., 1975: Karl Kusdas (1900-1974), Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen. - Z. Arb.-Gem. Österr. Ent. 26 (2-4): 113-117.
THEISCHINGER, G., 1975: Karl Kusdas in memoriam. - Naturkundl. Jb. Linz, 21: 143-146.
geb. 20. 2.1900 in Linz, gest. 7.5.1974 im 75. Lebensjahr; Bahnbeamter; wohnhaft in Linz. Biographie: SCHINGER, G., 1975: Naturk. Jb. Stadt Linz 21: 143-146.
Nachdem er 1920 an der Realschule in Linz die Matura abgelegt hatte wurde er ÖBB-Beamter und blieb in diesem Dienst bis zu seiner Pensionierung 1957. Schon während der Mittelschulzeit begann er, angeregt von Vater Karl Kusdas sen. der selbst eine Schmetterlingssammlung besaß, sich für Entomologie zu interessieren. 1956 wissen-schaftlicher Konsulent der Oberösterreichischen Landesregierung, seit 1966 Ehrenmit-glied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen; Kusdas gehörte zu den Gründungsmitgliedern (geinsam mit Franz Hauder und Lepold Müller) der Entomologi-schen Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum. Er wandte sich zunächst der Schmetterlingsfauna Oberösterreichs zu, konzentrierte sich aber auch auf andere Insektengruppen, vor allem auf einige Hymenopteren-Familien (Chrysididae, Cleptidae). Im Jahre 1938 übernahm Kusdas den Vorsitz der Entomologischen Arbeits-gemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum (für 28 Jahre). Ende der 50-er Jahre beschäftigte er sich außerdem mit Neuropteren ( Ascalaphidae, Myrmeleonidae und Nemopteridae). Er hat drei Sammlungen gehabt: eine Schmetterlings- und Köcher-fliegensammlung (vorwiegend Oberösterreich u.a. Teile Mitteleuropa), eine umfangrei-che Hymenopterensammlung (Mittelmeerraum: Italien, Jugoslawien, Griechenland, Anatolien, Tunesien) und eine kleinere Neuropterensammlung. Besonders hervorzuhe-ben ist die freundschaftliche Beziehung zu Hermann Priesner.
24 entomologische Veröffentlichungen (1920-1974) und 6 Nachrufe bzw. Ehrungen. Gemeinsam mit E.R. Reichl veröffentlichte er Bände (zwei) der "Schmetterlinge Ober-österreichs".
30 Veröff. (1920-1974) u.a. über die obersteirische Falterfauna.
ASPÖCK, H. 1974(1975): Karl Kusdas (1900-1974) Ehrenmitglied der Arbeitsgemein-schaft Österreichischer Entomologen. - Zschr.Arbgem. Österr. Ent. 26(2-4): 113-117 (mit Porträt und Publikationsliste).
geb. 23.2.1900 in Linz, gest. 7.5.1974; 1917 erste entomologische Sammeltätigkeit; An-fang 1930 beschäftigte er sich mit Trichopteren; Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen.
30 Veröff. (1920-1974)
THEISCHINGER, Günther, 1976: Karl Kusdas in memoriam, Naturk. Jahrb. Stadt Linz, 21: 143-146 (mit Porträt).
geb. 23.2.1900, gest. 7.5.1974 in Linz; wissenschaftlicher Konsulent der oö. Landesre-gierung; 1938-1966 Vorsitzender der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft a. oö. Lan-desmuseum; Studium einiger Hymenopteren-Familien (Chrysididae, Cleptidae, Mutilli-dae, Pompilidae, Scoliidae), später auch einiger Neuropteren-Gruppen (Ascalaphidae, Myrmeleonidae, Nemopteridae); faunistische Erfassung der Trichopteren Oberöster-reichs;
30 Veröff. (1920-1974) (mit Porträt).
LEGORSKY, ?., 1965: Leopold Kusdas, Nachruf. - Entomol. Nachr.-Bl. 12 (2): 15.


Karl Kusdas
Am 7. Mai 1974 starb Karl Kusdas, wissenschaftlicher Konsulent der oberösterreichischen Landesregierung, im 75. Lebensjahr stehend, völlig unerwartet in seinem Heim in Linz.
Durch volle 28 Jahre, von 1938 bis 1966, länger als alle anderen Vorsitzenden zusammengenommen, hat Karl Kusdas die Entomologische Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum geleitet, der er seit ihrer Gründung im Jahre 1921 angehört hatte. Ihm, diesem Phänomen an Bescheidenheit, war es vergönnt, in diesen 28 Jahren das Wachstum der kleinen Arbeitsgruppe zur angesehensten entomologischen Vereinigung Österreichs mitzuerleben und ein wenig mitzugestalten - so hat er es selbst gelegentlich formuliert. Seine Freunde und Mitarbeiter wissen, wie richtig und falsch zugleich diese so zurückhaltende Selbsteinschätzung war: Richtig, weil jeder von ihnen die Überzeugung und die Möglichkeit hatte, genauso intensiv wie Kusdas selbst mitzuerleben und mitzugestalten - falsch, weil von der so schlichten, geradlinigen, jede saubere Arbeit schätzenden, jede Angeberei hassenden Persönlichkeit unseres Karl Kusdas eine Faszination ausging, die unsere Arbeitsgemeinschaft tief geprägt hat und hoffentlich für immer prägen wird.
Das Erbe, das Karl Kusdas 1938 als Leiter der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft zu übernehmen hatte, war keineswegs gering: Eine eifrige und erfolgreiche Gemeinschaft, die noch ganz unter dem Einfluss der Richtlinien des Organisationsgenies Hofrat Dr. Leopold Müller ihre Arbeit und Forschung ausrichtete: Eine intensive, wenn auch räumlich und systematisch begrenzte wissenschaftliche Arbeit, vorwiegend auf die Faunistik der Schmetterlinge Oberösterreichs konzentriert, die unter Kusdas' Leitung bis tief in die Kriegsjahre hinein erfolgreich fortgeführt wurde.
Das Chaos des Kriegsendes, mit den in alle Winde zerstreuten Mitarbeitern - fast alle, in den letzten Monaten auch Kusdas selbst, waren im Kriegseinsatz, viele sind nicht mehr zurückgekehrt - hätte das Ende der Arbeitsgemeinschaft bedeuten können. Vielleicht wäre es ohne Kusdas das Ende gewesen. Mir ist es jedenfalls damals, im August 1945, zwischen Bombenruinen und verschimmeltem Gerstenbrot, fast wie ein Wunder vorgekommen, als da plötzlich mit der Post wieder die altvertraute gelbe Karte ankam, so als wäre inzwischen keine Welt zusammengebrochen: "Die nächste Zusammenkunft findet statt:...." mit dem Nachsatz: "So wollen auch wir nach diesem schrecklichen Krieg beitragen zum Wiederaufbau unserer Heimat. Kusdas."
4 Monate nach Kriegsende nahm, dank Kusdas' Initiative, diese kleine, weder durch Statuten, noch durch Mitgliedsbeiträge oder gar Gehälter zusammengehaltene wissenschaftliche Vereinigung von Idealisten ihre Arbeit wieder auf. Mit einem unbändigen Vertrauen in den Wert bescheidener, aber ehrlicher wissenschaftlicher Arbeit hat Kusdas der Linzer Entomologenschaft damals einen Vorsprung geschaffen, den sie unter seiner Leitung und dank der begeisterten Mitarbeit seiner Freunde bis heute halten konnte.
Schon im folgenden Jahr 1946 wurde die von Hofrat Müller begründete Tradition der Jahrestagungen wieder aufgenommen. Gegen 30 Fachgenossen, fast ausschließlich aus Oberösterreich, trafen sich damals in der Bibliothek des Landesmuseums - heute, da wir bei der 42. Linzer Entomologentagung halten, sind es Jahr für Jahr gegen 150 aus dem ganzen deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Der Keim für diesen Aufschwung wurde aber schon damals gelegt: Keine Jahreshauptversammlungen eines Vereins sollten die Linzer Entomologentagungen werden, sondern, bei aller äußeren Bescheidenheit, kleine, aber anspruchsvolle wissenschaftliche Kongresse. Sie wurden im Laufe der Jahre - und das ist wieder Kusdas' faszinierender Persönlichkeit vor allem zu danken - aber noch etwas dazu: Familienfeste der österreichischen Entomologen. Dass sich das verträgt - wissenschaftliche Tagung und Familienfest - ist ein kleines Wunder, das vielleicht mehr als alles andere Zeugnis gibt von dem prachtvollen Menschen, der Karl Kusdas war.
Maßgebend für das wachsende Ansehen der Arbeitsgemeinschaft war auch, dass sie unter dem Vorsitz von Karl Kusdas von einer lepidopterologischen zu einer wirklich entomologischen Arbeitsgemeinschaft wurde. Helmut Hamann, damals eben zum Museumskustos für Entomologie bestellt, hatte mit Recht die Forderung gestellt, dass eine wahrhaft "entomologische" Arbeitsgemeinschaft sich mit allen Insektengruppen in etwa gleicher Intensität befassen sollte, und Kusdas - obwohl damals gleich den meisten Kollegen fast ausschließlich auf Schmetterlinge spezialisiert - hat dieses Postulat bald zu seinem eigenen gemacht. Er beschäftigte sich fortan intensiv mit dem Studium einiger Hymenopteren-Familien (Chrysididae, Cleptidae, Mutillidae, Pompilidae, Scoliidae, z. T. auch Apidae), später auch einiger Neuropteren-Gruppen (Ascalaphidae, Myrmeleonidae, Nemopteridae) und hat über diese Gruppen viel Wertvolles publiziert - vor allem aber damit den Mitarbeitern der Gemeinschaft ein Vorbild gewiesen, dem diese gerne gefolgt sind: Heute werden von den Entomologen, die in der Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum tätig oder aus ihr hervorgegangen sind, Gruppen aus fast allen Insektenordnungen wissenschaftlich bearbeitet.
Der äußere Lebensweg Karl Kusdas' ist ohne dramatische Höhepunkte verlaufen. Er wurde am 23. Februar 1900 als Sohn des Bundesbahn-Beamten Karl Sigmar Kusdas und dessen Frau Ernestine in Linz geboren. Sein ganzes Leben - zwei relativ kurze Kriegseinsätze in den beiden Weltkriegen und seine Forschungsreisen ausgenommen - hat sich in Linz, im Bannkreis seines Geburts-, Wohn- und Sterbehauses, seiner Dienststelle, des Landesmuseums und seiner geliebten oberösterreichischen Landschaft erfüllt.
Kusdas hat 1920 an der Linzer Realschule maturiert und trat anschließend in den Dienst der Österreichischen Bundesbahnen, wo er, zuletzt als Oberrevident im Personaldienst, bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1957 tätig war. Der Tod seiner geliebten Frau, die er 1928 geheiratet hatte und die ihm drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, geschenkt hatte, im Jahre 1947 hat ihn tief getroffen. Er hat sich nicht wieder vermählt.
Schon im Jahre 1917 begann Kusdas' entomologische Tätigkeit, die sich zunächst auf heimische Schmetterlinge konzentrierte. 1921 gehörte Kusdas zu den Gründungsmitgliedern der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum zu Linz und gewann damit Anschluss an die wissenschaftliche Arbeitsweise jener Gruppe hervorragender Faunisten um Franz Hauder und Dr. Leopold Müller, deren Zielsetzung "Sammlung und Dokumentation aller im Lande Oberösterreich gemachten insektenkundlichen Beobachtungen mit dem Ziel der zusammenfassenden Publikation in Faunenwerken" er 50 Jahre später mit seiner größten Publikation "Die Schmetterlinge Oberösterreichs" vorbildlich erfüllt hat.
Seit den 30er-Jahren befasste sich Kusdas auch intensiv mit der faunistischen Erfassung der Trichopteren Oberösterreichs und wandte sich nach Ende des 2. Weltkriegs, wie erwähnt, noch einer Reihe weiterer Insektengruppen mit großer Tatkraft zu. Umfangreiche und wissenschaftlich äußerst wertvolle Rufsammlungen aus allen diesen Gruppen brachte er in der Heimat und auf seinen Sammelreisen, besonders nach Sizilien (1955, 1957, 1971), Triest (1956, 1957, 1959, 1965), Griechenland (1960, 1963, 1964) und in die Türkei (1966, 1967, 1968, 1970, 1972) zustande.
Obwohl Kusdas in allen von ihm bearbeiteten Gruppen eine ganz hervorragende Artenkenntnis besaß und obwohl er von seinen Reisen viel für die Wissenschaft neues Material mitgebracht hatte, hat er nie eine taxonomische Arbeit publiziert. In seiner Bescheidenheit hat er sein wertvolles Sammlungsmaterial stets von Spezialisten bearbeiten lassen, die, wie er sagte, "mehr davon verstehen". Die Folge war eine stattliche Anzahl Neubeschreibungen anderer Autoren, die auf von Kusdas gesammeltem Material fußen. Nicht wenige dieser für die Wissenschaft neuen Insekten-Arten und -Rassen tragen den Namen Kusdas'. Ehrungen solcher Art haben Kusdas wenig beeindruckt; er konnte sich aber herzlich darüber freuen, wenn sie von einem jungen Entomologen kamen, der aus "seiner" Entomologischen Arbeitsgemeinschaft heraus seinen Weg gemacht hatte.
Trotz dieser bescheidenen Selbstbeschränkung enthält die Publikationsliste unseres Karl Kusdas an die 25 wissenschaftliche Arbeiten vorwiegend faunistischen Inhalts. Die größte, auch in ihrem Inhalt gewichtigste war sein liebstes, aber auch sein Schmerzenskind: "Die Schmetterlinge Oberösterreichs". Als sein Mitarbeiter, später Mitautor, weiß ich, mit welcher Liebe, Arbeitskraft, Zähigkeit er sich gerade diesem Werk gewidmet hat, zu dessen Fertigstellung und Drucklegung er sich sozusagen als Testamentsvollstrecker seiner Vorgänger Müller und Hauder verpflichtet gefühlt hat. Ich weiß aber auch, welch tiefe Enttäuschung, ja menschliche Erniedrigung ihm die vergeblichen Versuche bereitet haben, für das Manuskript, die Lebensarbeit von fast zwei Entomologen-Generationen, einen Verleger oder doch wenigstens Subventionsgeber zu finden. Nicht zuletzt diese Enttäuschung hat ihn 1966 bewogen, den Vorsitz der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft zurückzulegen. Und es spricht so ganz für die bescheidene Größe dieses Mannes, dass er, als später die Finanzierung und Drucklegung doch noch gelang, aus lauter Freude über den Erfolg seines Nachfolgers, auf die Autorschaft an diesem Werk, zu dem er mehr beigetragen hatte als jeder andere, verzichten wollte.
Den zweiten Band der "Schmetterlinge Oberösterreichs", an dessen Schlussredaktion der 74-Jährige in ungebrochener Agilität mitgewirkt hatte, hat Karl Kusdas nicht mehr erlebt. Am gleichen Tag, an dem die ersten Seiten dieses Bandes in Druck gingen, haben wir ihm das letzte Geleit gegeben: Einem Forscher, der sich würdig der Reihe der hervorragenden oberösterreichischen Entomologen anschließt, die mit dem großen Ignaz Schiffermüller beginnt. Einem Lehrer und Organisator, der dafür gesorgt hat, dass diese Reihe so bald nicht enden möge. Einem wunderbaren Menschen.
aus Reichl E. R., 1975: Karl Kusdas (23. Feburar 1900-7. Mai 1974) (Nachruf). - Jb.OÖ.Mus.-Ver. 120/II: 9-14.


Karl Kusdas - 60 Jahre alt!
Am 23. Februar dieses Jahres vollendete der Vorsitzende der oberösterreichischen entomologischen Arbeitsgemeinschaft und langjähriges Mitglied der Wiener entomologischen Gesellschaft, Herr Karl Kusdas, sein 60. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß brachten ihm seine zahlreichen Freunde und Mitarbeiter in einer kleinen Feierstunde ihre Glückwünsche dar und erinnerten sich seiner so erfolgreichen Tätigkeit auf entomologischem Gebiete.
Väterlicherseits entomologisch belastet, widmete sich der Jubilar schon seit frühester Jugend mit Begeisterung den Schmetterlingen. Durch zahlreiche Sammelfahrten, die ihn auch in den Süden führten, brachte Kusdas eine artenreiche Lepidopteren-Sammlung zustande. Sein Hauptinteresse galt aber von jeher der Erforschung der oberösterreichischen Fauna. Er unterstützte daher die Bestrebungen der zu diesem Zweck im Jahre 1921 gegründeten entomologischen Arbeitsgemeinschaft am o. ö. Landesmuseum und blieb stets ihr eifrigster Mitarbeiter. Seit 1938 führt er in ihr den Vorsitz.
Neben seinen lepidopterologischen Studien befaßte sich Kusdas aber bald auch mit anderen Insektenordnungen, so besonders mit den Trichopteren und später auch mit einigen Hymenopteren-Gruppen (Bombus, Nomada, Chrysididae, Scoliidae und Pompilidae). Seine einschlägigen Sammlungen gehören heute wohl zu den größten und saubersten Privatsammlungen Österreichs. Der ständige Kontakt mit Spezialisten, so insbesonders mit den Herren Prof. Dr. H. Priesner und Dr. Zimmermann, vertieften seine Kenntnisse in diesen bei uns wenig gepflegten Gruppen und befähigten ihn zu einigen gediegenen Beiträgen in verschiedenen Zeitschriften.
In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Fähigkeiten und Kenntnisse wurde Kusdas bereits vor einigen Jahren von der o. ö. Landesregierung zum wissenschaftlichen Konsulenten ernannt.
Wenn es im Laufe der Jahre gelang, alle Kräfte für die Erforschung der Lepidopterenfauna Oberösterreichs zu mobilisieren, so ist dies zum größten Teil ein Verdienst unseres lieben Kusdas. Er ist es auch, der alljährlich die gut besuchten, weit über die Grenzen des Landes beachteten Tagungen der Arbeitsgemeinschaft plant und veranstaltet.
Die größte Geburtstagsfreude wurde nun dem Jubilar zuteil durch die Nachricht über die endlich in greifbare Nähe gerückte Möglichkeit der Herausgabe der oberösterreichischen Lepidopterenfauna.
Mit Genugtuung und Stolz kann unser lieber Freund Kusdas, der nun schon über 22 Jahre den Vorsitz der ent. Arbeitsgemeinschaft innehat, auf sein langjähriges, erfolgreiches Wirken zurückblicken. Seine Freunde und Mitarbeiter sowie auch die Leitung der Wiener entomologischen Gesellschaft wünschen ihm noch viele Jahre an ungebrochener Schaffenskraft.
aus Klimesch J., 1960: Karl Kusdas - 60 Jahre alt! - Z. Wiener Ent. Ges. 45: 33-34.


Karl Kusdas in Memoriam
Völlig unerwartet und plötzlich starb am 7. Mai 1974 der im 75. Lebensjahr stehende Karl Kusdas. In ihm verloren seine Angehörigen und Bekannten einen liebenswerten Menschen, der Wissenschaft Oberösterreichs aber ging einer ihrer besten und schaffenskräftigsten Entomologen für immer verloren.
Karl Kusdas wurde am 23. Februar 1900 in Linz geboren und besuchte hier Volks-, Bürger- und Realschule, die er 1920 mit der Matura abschloß. Noch im selben Jahr trat er in den Dienst der Österreichischen Bundesbahnen, für die er im Finanziellen und Rechnungsdienst und schließlich im Personaldienst bis 1957 tätig war. In den beiden Weltkriegen hatte er jeweils etwa neun Monate Militärdienst zu leisten. - Er heiratete 1928, war Vater dreier Kinder und seit 1947 Witwer.
Bereits im Sommer 1917 begann Kusdas mit entomologischer Sammeltätigkeit. Er entwickelte vorerst eine besondere Vorliebe für die Lepidopteren-Gruppen Noctuidae, Geometridae, Psychidae und Zygaenidae und baute eine große Sammlung hauptsächlich oberösterreichischer Schmetterlinge auf, die nach seinem Tod mit Ausnahme der Zygaeniden, die er an den Spezialisten Dr. E. R. Reichl abgegeben hatte, vom Oberösterreichischen Landesmuseum erworben wurde. Die ausgezeichnet determinierte und aufgestellte Kollektion ist dort getrennt von der bereits vorhandenen großen Studiensammlung gelagert, und zwar als Bestimmungshilfe für die wissenschaftlich tätigen Lepidopterologen Oberösterreichs.
Seit Anfang der Dreißigerjahre beschäftigte sich Kusdas mit Trichopteren. Er leistete auf diesem Gebiet in Oberösterreich ausgesprochene Pionierarbeit und trug eine bedeutende Sammlung zusammen, die schon vor längerer Zeit an die Zoologische Sammlung des Bayerischen Staates abgegeben wurde. 1948 wandte sich Kusdas den Hymenopteren zu, die ihn mit ihrer ungeheuren Formenfülle und interessanten Biologie bis zu seinem Lebensende überwiegend in Anspruch nahmen. Es waren hier vor allem Chrysididen, Mutilliden und Pompiliden, aber auch Scoliiden und Sapygiden sowie die Genera Bombus, Nomada und Psithyrus, derer er sich besonders annahm; umfangreiche und gut bearbeitete Sammlungen legen dafür Zeugnis ab. Neben der Beschäftigung mit den erwähnten Gruppen fand aber Kusdas auch noch Zeit, eine bemerkenswerte Sammlung von Neuropteren (Planipennia), in der vor allem Ascalaphiden, Myrmeleoniden und Nemopteriden vertreten sind, zusammenzutragen. Sowohl Hymenopteren- als auch Neuropteren-Collection (beide enthalten Typen) wurden von der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates, München, erworben.
Im allgemeinen beschränkte Kusdas seine Sammeltätigkeit auf das paläarktische Faunengebiet, doch gelang es ihm, in einigen Gruppen auch umfangreiches Material aus Südamerika zu erhalten. Kusdas selbst sammelte in Oberösterreich, Steiermark, Salzburg und Niederösterreich seit seinem 18. Lebensjahr fast dauernd, im Burgenland seit 1948 regelmäßig nahezu jedes Jahr und unternahm zahlreiche Sammelexkursionen ins Ausland. Schweiz, Italien (Friaul, Triest, Südtirol, Ligurien), Sizilien, Korsika, Jugoslawien (Dalmatien), Griechenland (Macedonien), Kreta, Türkei und Tunesien wurden zu Forschungszwecken teilweise sogar mehrmals besucht. Kusdas war seit der Gründung der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum im Jahr 1921 Mitarbeiter und wurde 1938 Vorsitzender über Wunsch von Oberst Sigmund Hein, dem damaligen Vorsitzenden. Er leitete die Arbeitsgemeinschaft mit viel Geschick und Erfolg und verstand es, ihre Tätigkeit aus den engen Bahnen der faunistischen und systematischen Forschung in die Breite zu lenken und besonders junge Menschen zu begeistern und für erfolgreiches und sinnvolles Forschen aufzubauen. 1957 mußte Kusdas aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft einem jüngeren Nachfolger, seinem Freund Dr. E. R. Reichl, übergeben, stand seinen Kollegen jedoch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. - Kusdas war Mitglied der Wiener und der Münchner Entomologischen Gesellschaft sowie Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen. Am 22. Oktober 1956 wurde er zum Wissenschaftlichen Konsulenten der Oberösterreichischen. Landesregierung ernannt.
Kusdas verfaßte nur wenige Neubeschreibungen, da er bestrebt war, das von ihm gesammelte Material jeweils den ersten Spezialisten zur Bearbeitung zukommen zu lassen. Eine Fülle von ihm dedizierten Arten aus den verschiedensten Insektengruppen bezeugt, welch ausgezeichneter Kenner und Sammler er war. - Entomologen beklagen aufrichtig das Hinscheiden eines bescheidenen Mannes, der vielen von ihnen Lehrer und Ratgeber war, und dem es manche verdanken, daß sie heute international anerkannte Fachleute auf ihrem Gebiet sind.
Alle, die Karl Kusdas kannten, werden ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren!
aus Theischinger G., 1976: Karl Kusdas in memoriam. - Natkdl.Jb.Stadt Linz 21: 143-146


KARL KUSDAS (1900 - 1974)
Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen
Karl Kusdas ist nicht mehr unter uns; für alle unerwartet, starb er am 7. Mai 1974. Mit ihm wurde ein Mann zu Grabe getragen, der durch Jahrzehnte hindurch die entomologische Forschung in Österreich mehr beeinflußt hat, als er wahrscheinlich selbst wußte oder zugegeben hätte. Die, die das Glück hatten, ihn persönlich zu kennen, wissen um die Bedeutung dieses großartigen Menschen. Für die, die nur den Namen, nicht aber den Menschen Kusdas kannten oder kennen werden, sollen diese Sätze stehen.
Karl Kusdas wurde am 23. Feber 1900 als Sohn des ÖBB-Beamten Karl Sigmar Kusdas und dessen Frau, Ernestine, in Linz geboren. Nach der im Jahre 1920 an der Realschule in Linz abgelegten Matura trat er in den Dienst der österreichischen Bundesbahn, wo er (zuerst im Rechnungsdienst, später als Oberrevident im Personaldienst) bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1957 tätig war. Er heiratete 1928 und war Vater eines Sohnes und zweier Töchter. Seine Frau starb im Jahre 1947. Kusdas hat - von seinen entomologischen Reisen abgesehen - sein ganzes Leben in Linz verbracht. In den beiden Weltkriegen war er jeweils nur wenige Monate an der Front.
Im Alter von 17 Jahren, noch während seiner Mittelschulzeit, begann sich Kusdas der Entomologie zuzuwenden. Von seinem Vater, der selbst in jungen Jahren eine kleine Schmetterlingssammlung angelegt hatte, unterstützt und bestärkt, widmete er sich zunächst den Lepidopteren. Seine Lehrer waren Franz Hauder und Leopold Müller, die beiden markanten Gestalten der Lepidopterologie Oberösterreichs, die zusammen mit einigen anderen in Linz tätigen Entomologen im Oktober 1921 die Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö.Landesmuseum ins Leben riefen; auch Kusdas gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Eines der Hauptziele der Arbeitsgemeinschaft war es zunächst, "die Schmetterlingsfauna Oberösterreichs zu erforschen und alle Sammel- und Beobachtungsergebnisse zum Zweck einer späteren Publikation und als Grundlage weiterer Forschungstätigkeit gesammelt zu erfassen" (CHRISTL, 1958). Kusdas stellte sich zunächst durch seine eigene intensive Sammeltätigkeit in den Dienst der Sache und baute allmählich eine umfangreiche Schmetterlingssammlung auf, die er auch später, als er seine Hauptinteressen auf andere Insekten-Gruppen konzentrierte, und bis zu seinem Tode laufend ergänzte. Zu Beginn der 30er Jahre begann Kusdas, sein Interesse auf Trichopteren auszudehnen; diese Tätigkeit fand ihren Niederschlag in einer ansehnlichen Sammlung und einer Fülle von Daten, die die damals noch sehr dürftigen Kenntnisse über die Trichopteren Oberösterreichs sprunghaft ausweiteten. Nach dem 2. Weltkrieg konzentrierte sich die Sammeltätigkeit von Kusdas auf einige Hymenopteren-Familien (Chrysididae, Cleptidae, Mutillidae, Pompilidae, Scoliidae, Sapygidae; außerdem die Genera Bombus, Nomada und Psithyrus). Ende der 50er Jahre weitete er seine Interessen außerdem auf einige Neuropteren-Familien (Ascalaphidae, Myrmeleonidae und Nemopteridae) aus. So entstanden neben der Schmetterlings- und Köcherfliegen-Sammlung umfangreiche Hymenopteren-Sammlungen und eine zwar nicht große, aber durchaus nicht unerhebliche Neuropteren-Sammlung. Während die von Kusdas zusammengetragenen Lepidopteren und Trichopteren vorwiegend Material aus Oberösterreich und anderen Teilen Mitteleuropas umfassen, zeichnen sich seine Hymenopteren- und Neuropteren-Sammlungen durch den großen Anteil von Tieren aus, die er im Verlaufe seiner zahlreichen, nach dem 2. Weltkrieg durchgeführten Reisen im Mittelmeerraum (Italien, Jugoslawien, Griechenland, Anatolien, Tunesien) aufgesammelt hat.*1)
Im Jahre 1938 übernahm Kusdas den Vorsitz der 17 Jahre zuvor gegründeten Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum, deren Geschicke er von da an 28 Jahre lang ununterbrochen lenkte. Gesundheitliche Gründe bewogen ihn im Jahre 1966, den Vorsitz seinem Freund Dr. E. R. Reichl zu übergeben; er blieb jedoch weiterhin und bis zu seinem Tode ein treues und sehr aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Kusdas war Mitglied mehrerer Entomologischer Gesellschaften und seit 1966 Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen. Im Jahre 1956 wurde er zum wissenschaftlichen Konsulenten der O.Ö. Landesregierung ernannt.
Unter den vielen fachlichen und persönlich herzlichen Kontakten, die Kusdas im Laufe seines Lebens mit vielen Entomologen gepflegt hat, muß man die freundschaftliche, von gegenseitiger Achtung getragene Beziehung zu Hermann Priesner, dem weltbekannten Thysanopteren-Spezialisten, der sich in den letzten Jahren - wie Kusdas - fast ausschließlich dem Studium einzelner Hymenopteren-Gruppen gewidmet hat, besonders hervorheben. Die beiden - in ihrer Laufbahn so verschiedenen, in ihrem Charakter aber sehr ähnlichen - Männer haben einander gerade in ihren letzten Lebensjahren, jeder in seiner Weise, viel gegeben.*2)

Die Publikationstätigkeit von Karl Kusdas geht aus der folgenden Liste seiner Veröffentlichungen hervor: siehe im Originaltext!

Gewiß seine wichtigsten Arbeiten stellen die gemeinsam mit E. R. Reichl veröffentlichten ersten beiden Bände der "Schmetterlinge Oberösterreichs" dar. Sie sind das Ergebnis des mit unendlich viel Hingabe, Freude und Ärger und gegen unendlich viele Schwierigkeiten und Entäuschungen zäh verfolgten Zieles der Veröffentlichung des gewaltigen, vorwiegend seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft zusammengetragenen Daten-Materials. Die beiden Bände sind in der Tat ein Musterbeispiel einer modernen Darstellung einer "Landesfauna".
Trotzdem, will man die Bedeutung von Karl Kusdas ohne jede Glorifizierung und ohne pietätvolle Übertreibung bedenken, so wird ganz deutlich, daß Spezialkenntnisse und eine lange Publikationsliste keinesfalls die Voraussetzung dafür sind, der Nachwelt lebendig zu bleiben. Kusdas hatte ohne Zweifel eine sehr umfangreiche, ausgezeichnete Formen-Kenntnis, er kannte sehr viele Insekten und besonders die seiner Heimat, war darüber hinaus ein guter Botaniker, aber er trat auf keinem Gebiet als Spezialist hervor - das demonstriert eben nicht zuletzt auch seine Publikationsliste. Und dennoch hat er - das kann man ehrlich und mit Gewißheit sagen - eine bleibende und vielleicht sogar tiefere Spur hinterlassen als manch ein (oft nur vorübergehend "international anerkannter") Experte. Dieses Faktum steht unmittelbar im Zusammenhang mit der Position, die Kusdas als Vorsitzender der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz durch 28 Jahre hindurch eingenommen hat, die eigentliche Grundlage stellen jedoch die Intelligenz, der Charakter und das Wesen dieses Mannes dar. Um der Bedeutung von Karl Kusdas gerecht zu werden, dürfen wir uns nicht so sehr auf eine Analyse seiner unmittelbaren wissenschaftlichen Meriten konzentrieren oder gar darauf beschränken, sondern müssen den Menschen Karl Kusdas in seiner "entomologischen Umgebung" betrachten. Man ist geradezu geneigt, von dem "Phänomen Kusdas" zu sprechen, dessen Wirkung man keinesfalls aus einer nur Jahreszahlen und andere Daten umfassenden Biographie heraus zu verstehen vermag.
Karl Kusdas war das Paradigma eines durch und durch anständigen Menschen. Seine Lauterkeit und Geradlinigkeit, seine Bescheidenheit und seine tiefe Abneigung gegen jede Angeberei und sein großes Wissen und die Tatsache, daß er dieses Wissen dennoch stets klar abgesteckt hat, trugen ihm die Achtung aller ein. Durch seine aufrechte, feste, niemals glatte und gewandte und doch so herzliche Art strahlte er eine geradezu väterliche Autorität aus, ohne autoritär zu wirken. Kusdas wirkte in eindrucksvoller, überzeugender Weise unmittelbar durch sein Vorbild. Er vermittelte allen mit einer beispiellosen Überzeugung das Gefühl, ja die Gewißheit, daß die Beschäftigung mit der Entomologie an sich eine unerhört wesentliche und objektiv wertvolle Sache ist und daß die gemeinsamen Bemühungen um die Erreichung gemeinsamer Ziele (z.B. Erfassung der Landesfauna) eine Selbstverständlichkeit ist, die überhaupt keiner Diskussion bedarf. So feste, geradezu axiomartige Vorstellungen sind besonders für junge Menschen enorm prägend, aber auch die älteren Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft konnten sich diesem Einfluß nicht entziehen. Kusdas wußte aber nicht nur von dem hohen Wert entomologischer Tätigkeit zu überzeugen, sondern er vermochte - gewiß durch seine beneidenswert ausgeprägte Fähigkeit, eine von jeder Hektik freie, behagliche Naturforschung zu treiben - tiefe Freude an dieser Tätigkeit zu vermitteln. Durch seine Art, ein Insekt, ein Buch, einen Berg zu betrachten, zu beschreiben und zu erklären, verstand er es in unübertroffener Weise, die Begeisterung gerade der Jungen immer aufs neue zu entfachen und - zu erhalten. Es ist uneingeschränkt der überzeugenden Persönlichkeit von Kusdas zu verdanken, daß die Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum seit Jahrzehnten die aktivste Gruppe von Entomologen in Österreich ist, aus der laufend Spezialisten hervorgegangen sind und weiter hervorgehen, die ihrerseits wiederum, durch Kusdas geprägt, seine Einstellung zur Sache tradieren. Prof. Dr. E. R. Reichl, der Nachfolger von Kusdas als Vorsitzender der Linzer Arbeitsgemeinschaft hat seinen Freund und Lehrer in seinem bei der Linzer Entomologen-Tagung im November 1974 gehaltenen Nachruf treffend als eine Persönlichkeit bezeichnet, "deren Leistungen nicht zuletzt dadurch zustande kamen, daß sie immer dahinter und nie davor gestanden ist".
Ich möchte an dieser Stelle und in diesem Zusammenhang Karl Kusdas einen persönlichen Dank abstatten. Wie für viele andere war er auch für mich ein väterlicher Freund und Lehrer. Ich lernte Kusdas im Jahre 1952 als 13-jähriger Bub kennen, und von da an hat er mich auf das stärkste beeinflußt und beeindruckt. Gleich vielen anderen Älteren und Jüngeren verdanke ich ihm ungezählte glückliche, erfüllte und unvergeßbare Stunden bei gemeinsamen Exkursionen oder an kalten Winterabenden, wenn wir in der behaglichen Wärme hinter dicken Mauern im Museum in Linz die undeterminierten Schmetterlingsbestände der Musealsammlung unter der Leitung von Kusdas bestimmten und er durch seine so lehrreichen und dennoch nie belehrenden Erklärungen und durch sparsam verteiltes, aber umso schwerer wiegendes Lob die entomologischen Leidenschaften aller anfachte. Im Sommer 1956 hatte ich das Glück, gemeinsam mit Kusdas eine Sammelreise nach Norditalien unternehmen zu dürfen. In der Umgebung von Triest fanden wir ein mir ganz unbekanntes, merkwürdiges schmetterlingsartiges Insekt. Kusdas klärte mich auf, daß es sich dabei um einen Ascalaphus handelte, daß dieser zu den Neuropteren gehörte, und daß die Neuropteren eine wenig erforschte Insekten-Gruppe wären, bei der es noch viel zu entdecken gäbe. Von da an beschloß ich, mich den Neuropteren zu widmen. Die Freude und Befriedigung, die mir die Beschäftigung mit diesen Insekten seither gegeben hat, verdanke ich jedenfalls Karl Kusdas - ohne seine einprägsamen Worte hätte ich den Neuropteren gewiß nie größere Aufmerksamkeit geschenkt, und dafür fühle ich mich Kusdas wie nur wenigen anderen Menschen zu tiefem Dank verpflichtet.
Karl Kusdas war auch äußerlich eine markante, geradezu malerische Erscheinung, die sich selbst Menschen mit schlechtem Personen-Gedächtnis tief einprägte. Er war groß und kräftig von Statur, mit scharf geschnittenem, fast ein wenig verschmitzt wirkenden Gesichtszügen und einem auch noch im Alter an etwas Bubenhaftes erinnernden Haarschnitt. Seine Kleidung war die eines Wandersmanns, schlicht und doch gediegen und formschön wie der breitkrempige Hut, den er jahraus jahrein zu tragen pflegte und der ebenso wie die Pfeife zu den geradezu legendären Attributen des "Präsidenten" gehörte. Auffallend waren seine schönen, schlanken und so geschickten Hände. Kusdas bediente sich im Alltag einer vom oberösterreichischen Dialekt gefärbten Umgangssprache mit einer sehr differenzierten Wortwahl. Er hat ohne Zweifel ein sehr ausgeprägtes Sprachgefühl besessen, das geht auch aus seinen Veröffentlichungen und vor allem aus seinen in sauberster, minutiöser Handschrift geschriebenen Briefen hervor. Kusdas hatte eine tiefe, feste, wohlklingende Stimme, die Ruhe und Sicherheit und - man möchte sagen - Ordnung, Klarheit und Behaglichkeit ausstrahlte.. Er besaß einen herzhaften Humor, war aber - auch das charakterisiert ihn - jeder schlüpfrigen Witzelei abgeneigt. Typisch für ihn war auch die Sauberkeit und Ordnung in äußerlichen Dingen, in seinen Aufzeichnungen, Büchern und Sonderdrucken und vor allem in seinen Sammlungen. Für das Präparieren seiner Insekten hat Kusdas - gewiß auf Kosten vieler möglicher Publikationen, aber reich entschädigt durch die gewonnene Freude - sehr viel Zeit aufgewendet; seine leichte Kurzsichtigkeit ermöglichte ihm auch im Alter müheloses Hantieren mit kleinsten Objekten.
Kusdas war in jungen Jahren begeisterter Bergsteiger. Dieser Freude mußte er entsagen, als sich nach dem 2. Weltkrieg allmählich eine Angina pectoris entwickelte, die in der Folge zu häufigen, oft sehr heftigen stenokardischen Beschwerden und schließlich sogar zu einem - glücklicherweise nur leichten - Infarkt führte. Durch eine sorgfältig durchgeführte Behandlung unter der steten Obsorge seines langjährigen Arztes, Dr. O. Wagenbauer, besserte sich Kusdas' Zustand im Laufe der Jahre jedoch in überraschendem Maße, und gerade in den letzten 10 Jahren fühlte er sich über lange Perioden hinweg völlig beschwerdefrei, so daß er auch im Rahmen seiner Sammelreisen erhebliche körperliche Anstrengungen auf sich nehmen konnte. Zugute kam ihm gewiß sein niedriger Blutdruck zusammen mit seiner ausgeglichenen, beschaulichen Lebensart. In der Tat machte Kusdas fast stets den Eindruck eines körperlich, geistig und seelisch gesunden Menschen. Bis zuletzt war er geistig überaus rege und besaß - gewiß ein Ausdruck seines Wohlbefindens und die Voraussetzung für den so ganz unhektischen und doch so erfüllten Tagesablauf - etwas, was vielen Menschen im Alter mehr und mehr verloren geht: die Fähigkeit zu intensivem Freude-Erlebnis. In der zweiten Jahreshälfte 1973, im Anschluß an eine Sammelreise nach Tunesien, entwickelte sich plötzlich eine massive Gangräne einer Zehe; eine Amputation schien unvermeidbar. Durch eine sofort durchgeführte Sympathektomie trat indes überraschenderweise eine völlige Rückbildung des gangränösen Prozesses ein, auch die Gehbeschwerden, die sich parallel entwickelt hatten, verschwanden gänzlich, und zu Beginn des Jahres 1974 war Kusdas wieder der heitere, ruhige, Begeisterung ausstrahlende Mann, als den ihn alle kannten. Ein im Frühjahr 1974 durchgeführtes EKG ergab einen völlig normalen Befund. Am 7. Mai unternahm Kusdas einen Gang durch die Stadt. Nach Hause zurückgekehrt, fühlte er sich plötzlich nicht wohl, weshalb er seinen Arzt anrief, der wenige Minuten später eintraf. Er traf Kusdas nicht mehr lebend an - ein Herzinfarkt hatte dem erfüllten Leben dieses wertvollen Menschen ein jähes Ende gesetzt.
Noch einmal einige Worte aus der Rede von E. R. Reichl anläßlich der ersten Linzer Entomologentagung, bei der Kusdas fehlte: "Er war der Vater der Arbeitsgemeinschaft. Vergessen werden wir ihn nicht, können wir ihn nicht - wir sind ein Teil von ihm, er ist ein Teil von uns." Vergessen wird aber auch die Nachwelt den Namen Karl Kusdas nicht - er ist unauslöschbar in das Buch der Geschichte der Entomologie in Österreich geschrieben.
*1) Das Fortbestehen der von Kusdas aufgebauten, vorbildlich gepflegten Sammlungen ist durch deren kürzlich erfolgte Eingliederung in öffentliche Sammlungen sichergestellt. Die Lepidopteren wurden vom O.Ö.Landesmuseum in Linz übernommen (ausgenommen die Zygaenidae, die sich in der Spezialsammlung seines Freundes E. R. Reichl befinden); alle übrigen Insekten wurden von der Zoologischen Sammlung des Bayerischen Staates in München angekauft.
*2) H. Priesner hat unter dem Tod Kusdas' sehr gelitten; der große Mann starb drei Monate später, am 11. August 1974.
aus Aspöck H., 1975: Karl Kusdas (1900 - 1974). - Z.Arb.-Gem.Österr.Ent. 26: 113-117.


Karl Kusdas (*23.02.1900 in Linz +07.05.1974 in Linz)
Nach der Matura (1920) in Linz im Dienst der österreichischen Bundesbahnen bis zu seiner Pensionierung (1957). Kusdas sammelte besonders Lepidopteren, Trichopteren und später Hymenopteren. In seiner Sammlung im Oberösterreichisches Landesmuseum/Biologiezentrum Linz und der Zoologischen Staatssammlung München befinden sich auch etliche Wanzen aus ganz Österreich (besonders aus der Linzer Umgebung und dem Burgenland). Gründungsmitglied (1921) und Vorsitzender (1938-1966) der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichisches Landesmuseum/Biologiezentrum Linz. Einige kleinere Fundmitteilungen von Wanzen wurden von ihm (z. T. gemeinsam mit F. Koller) publiziert.
Bio.: Aspöck (1975); Reichl (1975); Theischinger (1976a).
aus Rabitsch, 2006, - Denisia 19, Linz

Nachruf Karl Kusdas

Aspöck Horst (1975): Karl Kusdas (1900-1974). Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen. - Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Entomologen 26 (1974): 113-117.

Gedicht von H.H.F. Hamann an Karl Kusdas zu seinem 70. Geburtstag
Angaben zu Karl Kusdas aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1983
Todesanzeige Karl Kusdas (aus Apollo, Nachrichtenblatt Naturkdl. Station Linz, Bd. 36)
Wildbienen- und Wespenforschung in Oberösterreich, Stand 1987 (aus Kataloge Oberösterreichisches Landesmuseum, Bd. N.F. 10)
Wildbienenforschung in Österreich (aus Kataloge Oberösterreichisches Landesmuseum, Bd. N.F. 10 [2. Auflage] = Katalog des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Innsbruck)
Entomologische Forschung in Oberösterreich, Stand 1958 (Z. Wiener Ent. Ges. Bd. 43)
Parte Karl Kusdas
Totenbild Karl Kusdas
Österreichs Beitrag zur Erforschung der Türkei (aus Stapfia Bd 34)
Karl Kusdas 60 (aus Z. Wiener ent. Ges. 45)
Nachruf Karl Kusdas (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 120b)
Hymenopterenforschung im Karpatenbecken (aus http://www.smmi.hu/termtud/ns/ns.htm)
Nachruf Karl Kusdas (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 120b)
Nachruf Karl Kusdas (aus Z. Arb.-Gem. Österr. Ent. 26)
Pressestimmen zu Karl Kusdas
Wanzenkunde in Österreich (aus Denisia 19)
Die Abteilung Hymenoptera an der Zoologischen Staatssammlung München (aus Spixiana Supp. 17)
Totenbild Gertraud Kusdas, Tochter von Karl Kusdas

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