Adolf Binder

Dr. med. univ. Adolf Binder

* 12.9.1876 Wien
† 19.2.1935 Wels

Dr. med. univ. Adolf Binder

# Entomologe;
geb. 12.9.1876 in Wien, gest. 19.2.1935 im 59. Lebensjahr. Dr. med.- Medizinstudium in Prag. Ärztliche Praxis in Gratzen (Südböhmen), 1909 Warta bei Karlsbad, ab 1920 Gemeinde- und Werksarzt in Apfelwang (OÖ). Sammelgebiete: Hausruck-Gebiet, OÖ, Salzkammer-gut (vor allem Höllengebirge), Attersee- und Schafberggebiete, Dachstein, Slb, Ktn (Glockner, Tauern, Karawanken), Schweiz, Spanien, Norditalien, bulgarische Hochgebirge und Un-garn. Er sammelte eine Anzahl jüngerer Entomologen aus dem Salzkammergut um sich, die er zu einer förmlichen Arbeitsgemeinschaft einigte. Sie trafen sich in Lambach später in Vöcklabruck.
ANONYMUS, 1935: Dr. med. Adolf Binder +. - Z. d. Österr. Ent.-Ver. 20 (3): 17. -- MÜLLER, L., 1935: Dr. Adolf Binder +. - Z. d. Österr. Ent.-Ver. 20 (4): 30-32. -- Erwähnung: EMBACHER 1998 (betreffend Schmetterlingsfauna, der Nördlichen Kalkalpen mit einem Zitat 1926 vermerkt, Int. ent. Zt.).



Adolf Binder +
Gänzlich unerwartet für die meisten seiner Freunde starb am 19. Februar 1935 im Krankenhaus zu Wels Dr. Adolf Binder nach kurzem, aber schmerzvollem Krankenlager. Noch am 18. November 1934 der Jahresversammlung der oberösterreichischen Entomologen scheinbar vollkommen gesund beiwohnend, musste er schon ein Monat später unter grässlichen Schmerzen ins genannte Krankenhaus übergeführt werden, um zwei Monate später an einem unheilbaren Krebsleiden sterben zu müssen.
Am 12.September 1876 in Wien als Sohn eines Militärrechnungsrates geboren, absolvierte er in Prag seine Studien. Die ärztliche Praxis eröffnete er in Gratzen, Südböhmen, von wo er 1909 nach Warta bei Karlsbad übersiedelte. Den Weltkrieg machte er als Oberarzt in Polen, Kärnten und Südtirol mit, optierte nach dem Umsturz für Österreich und fand in Ampfelwang ein neues reiches Feld der Betätigung für seinen ärztlichen Beruf und seine zweite Heimat.
An allen seinen Aufenthaltsorten war Binder eifrig entomologisch tätig, publizierte seine böhmischen Feststellungen meist in der I. E. Z. Guben und gab seine Funde aus den oberösterreichischen Gebieten jeweils der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz als Beiträge bekannt. Letztere waren um so wertvoller, als sie nur wenig durchforschte Gebiete Oberösterreichs betrafen. (Hausruckgebiet, Höllengebirge, Schafberg, Attersee, Dachstein usw.) Besonders verdienstvoll war, dass Binder es verstand, nach dem Beispiele der Linzer entomologischen Arbeitsgemeinschaft eine Anzahl jüngerer Entomologen der Umgebung seines Aufenthaltsortes zu einer kleineren Arbeitsgemeinschaft zusammenzufassen, ihnen in monatlichen Zusammenkünften seine reichen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen und deren Sammeltätigkeit zu wissenschaftlicher Auffassung überzuleiten. Dadurch gelang es, bisher vernachlässigte Gebiete planmäßig zu erforschen, ein Beginnen, welches auch unerwartete und interessante Resultate durch Feststellung neuer Arten ergab. Im besonderen gilt dies für das Höllengebirge.
Binders Hauptinteresse galt der Erforschung der jeweiligen faunistischen Verhältnisse. Zur Erweiterung seiner schönen großangelegten Sammlung unternahm Binder öfters kleinere und größere Sammelreisen, so im Inland nach Salzburg, Glocknergebiet, Tauern und Karawanken, im Ausland nach berühmten Fangplätzen der Schweiz, Spaniens und Norditaliens, sowie nach Bulgarien und Ungarn. Noch auf der Jahresversammlung dachte er an eine Reise nach Mazedonien. Mit dem hiedurch reichlich erhaltenen Material war er in die glückliche Lage versetzt, seine Sammlung durch Tausch bedeutend erweitern zu können. Binder stand auch mit vielen Entomologen des In- und Auslandes in regem schriftlichen Verkehr. Sein guter Humor erwarb ihm nicht zuletzt auch viele Freunde.
Die reichhaltige Sammlung Binders kam durch Kauf in den Besitz des Museums, ist musterhaft bezettelt und stellt eine sehr wertvolle Bereicherung der Museumsbestände dar.
Dr. Binders Tod bedeutet für die heimatliche Entomologie einen empfindlichen Verlust; seine Freunde gedenken seiner in aufrichtiger Trauer.
aus Hein S., 1937: Adolf Binder +. - Jb.OÖ.Mus.-Ver.: 87: 80-82.


Dr. Adolf Binder +
Am 19. Februar 1935 ist unser lieber Freund Dr. A. Binder gestorben! Noch am 18. November 1934 weilte er am oberösterreichischen Entornologentage in Linz frohgemut in unserer Mitte, erzählte von seinen Erlebnissen am Plattensee 1934, sprach von seinen Hoffnungen und Entwürfen für 1935, vom Ausbauu seines Häuschens und Gartens in Ampflwang, von einer neuen größeren Exkursion nach Mazedonien usw. Niemand, er selbst am wenigsten, ahnte damals, daß der lebensfrohe, vollkräftige Mann bereits den Todeskeim in sich trug und nach knapp einem Monat unter den gräßlichsten Schmerzen nach Wels ins Krankenhaus überführt werden sollte, wo er noch zwei lange Monate furchtbar leiden mußte, bis ihn der Tod von seinem unheilbaren Krebsleiden erlöste. Er wurde auf dem Friedhofe in Linz bestattet.
Binder wurde am 12. September 1876 in Wien als Sohn eines Militärrechnungsrates geboren. Seine Studien absolvierte er in Prag, wohin der Vater versetzt worden war. Seine ärztliche Praxis begann er in Gratzen. Südböhmen, von wo er 1909 nach Warta bei Karlsbad übersiedelte. Nach dem Kriege, den er - mehrfach ausgezeichnet - in Polen, Kärnten und Südtirol mitmachte, optierte er für Oesterreich und fand 1920 eine neue Heimat in Ampflwang am Hausruck, Oberösterreich, wo er nunmehr dauernd zu bleiben gedachte. - Ueberall war Dr. Binder auch entomologisch eifrig tätig und interessierte sich insbesonders auch für die Faunistik. Seine diesbezüglichen böhmischen Feststellungen hat er teilweise in der Gubener I. E.-Z. publiziert. Den Durchdruck eines umfangreichen Manuskriptes übermittelte er später auch dem Linzer Museum. Seine Funde aus dem bis dahin ganz unerforschten Hausruckgebiete und verschiedenen Gegenden des oberösterreichischen Salzkammergutes, besonders dem Höllengebirge, dem Attersee- und Schafberggebiete, dem Dachstein usw., gab er alljährlich der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz als wertvolle Beiträge zu der in Vorbereitung befindlichen neuen Fauna von Oberösterreich bekannt. Auch fremde Sammelergebnisse, die zu Bestimmungszwecken durch seine Hände gingen, teilte er stets der Arbeitsgemeinschaft mit, so Ausbeuten aus Windhag bei Perg (Admiral Hermann), Alt-Wartenburg bei Vöcklabruck (Graf Dr. Bukuwky), Hartkirchen, Aschach (Kundrath) u. a.
Ein besonderes Verdienst um die oberösterreichische Entomologie erwarb sich Dr. Binder aber dadurch, daß er es verstand, eine Anzahl jüngerer Entomologen aus dem Salzkammergute an sich zu fesseln, die er zu einer förmlichen Arbeitsgemeinschaft einigte. Am ersten Samstag eines jeden Monats versammelte Dr. Binder seine jungen Freunde, früher in Lambach, zuletzt in Vöcklabruck. Er teilte ihnen seine reichen Erfahrungen auf dem Gebiete der Systematik, Biologie, Faunistik usw. rückhaltslos mit und führte sie von der bloßen Sammeltätigkeit zu einer wissenschaftlichen Auffassung und Betätigung in der Entomologie. Besonders wertvoll war seine Anregung, gewisse bisher vernachlässigte Gebiete, vor allem das Höllengebirge, planmäßig und ausdauernd zu erforschen, wobei bereits schöne, z. T. ganz unerwartete und wissenschaftlich hochinteressante Erfolge erzielt wurden (Ortholitha coarctata, Lobophora sabinata u. a.).
Auf die fortgesetzte Erweiterung seiner großangelegten schönen Sammlung war Dr. Binder stets bedacht. Hiezu führten vor allem kleinere Sammelfahrten in Oberösterreich und Salzburg; alljährlich unternahm er aber auch eine größere Exkursion, die ihn bald in die kärntnerischen Hochgebirge (Glockner, Tauern, Karawanken), bald in fernes Ausland, wie an die berühmten Sammelplätze der Schweiz, nach Spanien, Norditalien, in die bulgarischen Hochgebirge und nach Ungarn führten. Das zahlreiche hiebei erhaltene Material ermöglichte ihm, seine Sammlung auch durch Tausch wesentlich zu erweitern, zumal Dr. Binder mit vielen hervorragenden Entomologen des In- und Auslandes in fortgesetzter freundschaftlicher und höchst anregender Korrespondenz stand; seine Kenntnisse, seine Ausdauer und nicht zuletzt sein unversieglicher Humor machten ihn bei Alt und Jung zu einem stets hochgeschätzten Partner. - Ueber das Schicksal seiner Sammlung ist begreiflicherweise noch nichts bekannt. Es verlautete, daß er sie seiner Tochter vermachte, die sich aber bisher nicht selbst entomologisch betätigte. Leider ist das Linzer Landesmuseum derzeit kaum in der Lage, diese Sammlung zu erwerben und so wird sie wohl auch wieder für ein Linsengericht in die Hände von berufsmäßigen Händlern fallen. Schade darum!
Literarisch hat sich Dr. Binder, abgesehen von einigen mehr belletristischen Gelegenheitsschriften, nur wenig betätigt; er überließ das lieber seinen Freunden, denen er dann seine eigenen Erfahrungen und sein musterhaft bezetteltes Faltermaterial stets gerne zur Verfügung stellte.
Mit Dr. Binder haben speziell wir oberösterreichischen Entomologen einen unersetzlichen Verlust erlitten. Wir werden seiner stets in Freundschaft und Verehrung gedenken.
Dr. Adolf Binders Publikationen soweit bekannt: siehe Originaltext!
aus Müller L., 1935: Dr. Adolf Binder + (Nachruf). - Z.Österr.Ent.Ver.Wien 20: 30-32.


Zeitschrift des Österreichischen Entomologen-Vereines 20. Jahrgang, 1935, 17
Wieder hat der Oesterr. Entomologen-Verein den Tod eines langjährigen Mitgliedes zu beklagen. Am 19. Februar d. J. ist Dr. med. Adolf Binder Gemeinde- und Werksarzt in Ampflwang, Ob.-Oest einem tückischen Leiden im 59. Lebensjahre erlegen. Die entomologische Wirksamkeit des Verblichenen wird in einem Nachruf gewürdigt werden.
Die Vereinsleitung.

Nachruf Adolf Binder aus: Zeitschrift des Österreichischen Entomologen-Vereines 20.Jahrgang, 1935, 32
Angaben zu Adolf Binder aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1937
Angaben zu Adolf Binder aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1983
Entomologische Forschung in Oberösterreich, Stand 1958 (Z. Wiener Ent. Ges. Bd. 43)
Lepidopterenforschung in Oberösterreich, Stand 1922 (aus Jber. Oberösterr Nachruf Adolf Binder (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 87). Musealver., Bd. 79)

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