Leopold Gschwendter, Linz, 10.9.1899-7.11.1980, Foto von 7.11.1980

Leopold Gschwendtner

* 10.9.1899 Linz
† 7.3.1982

Leopold Gschwendtner

# Entom., Rassenkunde;
Leopold GSCHWENDTNER +
10.9.1899-7.3.1982
In aller Stille, abseits entomologischer Aktivität, ist der verdiente Koleopterologe Leopold Gschwendtner nach schwerer Krankheit am 7.3. 1982 aus seinem Leben geschieden.
Leopold Gschwendtner wurde am 10.September 1899 in Linz geboren, besuchte dort auch die Volksschule und maturierte 1919 an einem humanistischen Gymnasium, nachdem er zuvor zwei Jahre Militärdienst absolvieren mußte. Nach Abschluß seiner Schulzeit begann er seine berufliche Laufbahn als Bediensteter der Rechnungsabteilung der oberösterreichischen Landesregierung.
Schon als junger interessierter Käfersammler trat Gschwendtner mit Linzer entomologischen Persönlichkeiten in Kontakt, und es war dabei besonders Dr. Hermann Priesner zu verdanken, daß er den jungen Gschwendtner in die Grundzüge der Entomologie einführte und ihn schließlich auf das Gebiet der Wasserkäfer lenkte. Als fördernd wirkten sich weiters die engen fachlichen Kontakte mit Dr. Erwin Schauberger aus, dem späteren Harpalus-Weltspezialisten, die auch durch zahlreiche gemeinsame Exkursionen untermauert wurden. Diese beiden Koleopterologen waren auch maßgeblich an dem 1919 gegründeten "Naturwissenschaftlichen Klub in Linz" beteiligt und legten dabei ihre ersten wissenschaftlichen Ergebnisse im Band 1 der gleichzeitig dazu gestarteten Zeitschrift nieder. (Leider wurde diese Schrift nicht fortgesetzt.) Am 26. Oktober 1920 wurde Gschwendtner zum "wissenschaftlichen Mitarbeiter des Landesmuseums" ernannt, nachdem er seine Kenntnisse durch die Bearbeitung musealer Sammlungen sowie durch die Gestaltung von Vortragsabenden unter Beweis gestellt hatte.
Eine biographische Abhandlung der Person Gschwendtners wäre nicht vollständig, wenn nicht einige Worte über sein zweites Betätigungsfeld, die Rassenkunde, niedergeschrieben würden. Im Jahre 1923 wurde unter der Obmannschaft von Professor Dr. Ertl, Dr. Chiari und Dr. Starlinger die "Oberösterreichische Gesellschaft für Rassenhygiene" gegründet, in der Gschwendtner die Stelle eines Schriftführers einnahm. Mehrere Aufsätze, verschiedenste rassenkundliche Themenkreise betreffend, erschienen daraufhin bis Anfang der 40er Jahre aus seiner Feder. In diesem Zeitraum bevölkerungspolitischer Studien fällt auch die Periode intensivster koleopterologischer Betätigung. Nachdem er schon von 1922 an umfangreiches Expeditionsmaterialzur Bearbeitung nahm, lag es förmlich auf der Hand, daß nach dem Ableben von A. Zimmermann im Jahre 1929 der mittlerweile erfahrene Koleopterologe Gschwendtner die begonnene "Monographie der paläarktischen Dytiscidae" fortführte und zu Ende brachte, nachdem ihn die Redaktion der Koleopterologischen Rundschau darum gebeten hatte. Zusätzlich erschienen weitere Publikationen, hauptsächlich die afrikanische und chinesische Fauna betreffend.
Die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges wirkten sich auch nachhaltig auf das Leben Gschwendtners aus. Zum Schutze seiner Frau und seiner drei minderjährigen Kinder vor dauernden Bombenangriffen verlegte er Anfang der 40er Jahre seinen Wohnsitz vorläufig ins Almtal zu seinem Schwager. Mittlerweile diente seine alte Wohnung als Unterkunftsquartier für Flüchtlinge, die nach Beendigung des Krieges, obwohl in Gschwendtners Eigentum, der rückkehrenden Familie nicht freigemacht wurde. Die Tatsache, mit einer im Weltkrieg am Linzer Stadtrand notdürftig erbauten Holzhütte als ständige Unterkunft das Auslangen finden zu müssen und der Umstand, von seiner seit 1940 innegehaltenen Stelle als Oberinspektor des Landesschulrates aus politischen Gründen in den Ruhestand versetzt zu werden, ließen den Existenzkampf der Familie Gschwendtner im Vordergrund stehen. Um zumindest die notwendigen Ausgaben decken zu können, verdiente sich Gschwendtner Geld als Buchhalter bei Ärzten, in einer Bäckerei und kleinen Unternehmen, aber das reichte kaum aus, um seine Familie in der nichtelektrifizierten Behausung ernähren zu können. Geldmangel und eine zusätzlich eintretende Verschlechterung seines Sehvermögens, führten schließlich 1949 zum Verkauf seiner wertvollen, viel Typenmaterial enthaltenden Käfersammlung an das Oberösterreichische Landesmuseum.
Obwohl sich die finanziellen Umstände bald besserten, die ehemalige Wohnung 1953 wieder rückgewonnen wurde und Gschwendtner in seinem zweiten Berufsweg sogar eine Führungsposition erlangte, fand er nicht mehr zur Entomologie zurück, sondern lebte zurückgezogen, von Entomologenkreisen völlig vergessen, bis Doz. Speta wenige Jahre vor Gschwendtners Tod mit ihm Kontakt aufnahm.
Nicht vergessen bleiben seine Sammlung und seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die nach wie vor Gegenstand vieler Anfragen bilden.
Wissenschaftliche entomologische Arbeiten bzw. nicht entomologische Arbeiten von Leopold Gschwendtner: siehe im Originaltext!
aus Gusenleitner F., 1984: Leopold Gschwendtner + 10.9.1899-7.3.1982. - Koleopt.Rdsch. 57: 177-181.



SCHAEFLEIN, H., 1986: In memoriam Leopold Gschwendtner + 10.9.1899 -7.3.1982. - Ent. Basil., 11: 11-16.
Biographie: MITTER 2002 als Koleopterologe Oberösterreichs.
Nachruf Leopold Gschwendtner (aus Koleopterologische Rundschau, 1984)
Angaben zu Leopold Gschwendtner aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1983
Coleopterologische Forschung in Österreich, Stand 2003 (aus Denisia, Bd. 8)
Entomologische Forschung in Oberösterreich, Stand 1958 (Z. Wiener Ent. Ges. Bd. 43)

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