von links nach rechts: Hannes F. Paulus, Hubert Rausch, Ulrike Aspöck, Erhard Christian, Horst Aspöck, Emil Hölzel, ÖEG-Tagung Wien, 2004

Prof. Herbert Hölzel

* 11.11.1925 Wels (OÖ)
† 27.4.2008

Prof. Herbert Hölzel

# Zoologie;
Am 11. November 2005 ist Herbert Hölzel 80 Jahre alt geworden. Wer ihn kennt, glaubt es kaum. Wer bei den Vorträgen dabei war, die er 2005, in seinem 80. Lebensjahr, gehalten hat - im Juni beim IX. International Symposium on Neuropterology in Ferrara über "The Hemerobiidae of the Afrotropical Region: A review of current knowledge" oder im Oktober beim Fachgespräch "Zur Biogeographie der Mediterraneis" der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft in Linz über "Biogeographisch auffallende Neuropteren im Mittelmeerraum" -, glaubt es noch weniger. Er hat das Glück eines Genoms, das für ihn physische, psychische und intellektuelle Gesundheit und Aktivität bis ins hohe Alter bereitgehalten hat - und dazu die Fähigkeit zu jener Disziplin in allen Bereichen des Lebens, die für die Umsetzung eines solchen genetischen Potentials Voraussetzung ist.
Herbert Hölzel wurde am 11. November 1925 in Wels in Oberösterreich als einziges Kind von Emil und Anna Hölzel geboren. Sein Vater war jener berühmte Major, später Professor, Emil Hölzel (1894-1973), der durch Jahrzehnte hindurch die entomologische und insbesondere entomofaunistische Forschung in Kärnten (wo auch der Sohn im Wesentlichen seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte) entscheidend geprägt und bereichert hat.
Dem Vater verdankt Herbert Hölzel die frühe intensive Beziehung zu Insekten, er hat die Freiland-Entomologie tatsächlich von der Picke auf gelernt, mit der ganzen Intensität des Kindes, das alles mit Freude Gelernte aufsaugt und für ewig engrammiert. Wer Herbert Hölzel im Feld bei der Suche nach seinen Insekten beobachtet, erkennt dies sogleich.
Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges war Herbert Hölzel ein 14jähriger Bub, der leidenschaftlich eine Schmetterlingssammlung anzulegen begann, zu Ende ein 20jähriger Soldat in amerikanischer, später französischer Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Zunächst legte er eine "echte Matura" ab (die "Kriegsmatura" hatte er schon 1943 absolviert), aber den ursprünglichen Plan, Biologie zu studieren, konnte er nicht realisieren; durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit waren die Eltern nahezu mittellos geworden, der Sohn musste also einen Beruf ergreifen, um Geld zu verdienen. Er trat schon 1946 in die Österreichische Nationalbank ein, in der er sich die hierarchische Stufenleiter hinaufarbeitete, bis er schließlich nach Stationen in Klagenfurt (wo er 1947 als Externist noch eine dritte Matura, nämlich die an der Handelsakademie, bestanden hatte) und Salzburg im Jahre 1963 Stellvertretender Direktor der Nationalbank Graz wurde. In dieser Funktion blieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1980.
Seine entomologische Tätigkeit unterbrach er nie. Nach dem Krieg baute er eine ansehnliche Schmetterlingssammlung auf - sie befindet sich heute im Klagenfurter Landesmuseum -, aber schon in den späten 1950er Jahren begann er sich, seiner Neigung und dem Rat des Vaters folgend, den Trichopteren und besonders den "Neuropteren s. l." - also den drei Insektenordnungen (Raphidioptera, Megaloptera, Neuroptera) der Neuropterida zu widmen, und 1963 veröffentlichte er seine erste neuropterologische Arbeit. Sie erschien im Nachrichtenblatt der Bayrischen Entomologen und war dem Nachweis von zwei wenig bekannten Hemerobiiden-Spezies im Alpenraum gewidmet. Ich selbst hatte 1962 meine erste neuropterologische Arbeit veröffentlicht - in der Meinung, der einzige in Österreich neuropterologisch Tätige zu sein. Als Mitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft sah ich Herbert Hölzels Arbeit sofort nach dem Erscheinen - ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Da gab es tatsächlich noch jemanden in Österreich, der ... Unglaublich! Sofort nahm ich Kontakt auf, und so kam es noch im Frühjahr 1963 in der Wohnung meiner Mutter in Linz zu unserer ersten Begegnung. Ein herrliches Schwelgen in gemeinsamem Interesse, gemeinsamer Begeisterung! Und wir begannen sogleich, das neuropterologische Feld thematisch aufzuteilen und zugleich gemeinsame Publikationen ins Auge zu fassen. Aus dieser ersten Begegnung wurde eine lebenslange Freundschaft und eine intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit, in die sich bald auch meine Frau einbrachte.
Herbert Hölzel begann eine intensive Publikationstätigkeit, die bis heute unvermindert anhält und bisher zu über 130 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Neuropterologie geführt hat. Rund 15 Publikationen haben wir gemeinsam veröffentlicht, darunter auch zwei Standardwerke (1980: Die Neuropteren Europas; 2001: Kommentierter Katalog der Neuropterida der Westpaläarktis), die - obwohl in deutscher Sprache verfasst - weltweite Verbreitung gefunden haben. Eine enge Freundschaft verband Herbert Hölzel mit dem bedeutenden deutschen Neuropterologen Peter Ohm (1922-2001), mit dem er nahezu 30 Arbeiten publiziert hat. Auch mit Peter Duelli - dem führenden Neuropterologen der Schweiz - ist Herbert Hölzel lang befreundet und hat gemeinsam mit ihm mehrere Arbeiten publiziert. Weitere Koautoren von H. Hölzel sind Johannes Gepp, Michael Stelzl, Victor Monserrat, Werner Weißmair und andere; einen erstaunlich hohen Anteil seiner Publikationen hat aber Herbert Hölzel alleine veröffentlicht.
Im Jahre 1980 wurden aufgrund einer gemeinsamen Initiative der österreichischen Neuropterologen und insbesondere auch unter wesentlicher Mitarbeit von H. Hölzel die Internationalen Symposien über Neuropterologie begründet. Das erste Symposium fand in Graz statt, acht weitere (in verschiedenen Ländern Europas, Afrikas und Amerikas) folgten inzwischen!
Herbert Hölzel hat viele Forschungsreisen - zum Teil auf persönliche Einladung - in den Mittelmeerraum, auf die Arabische Halbinsel, in viele tropische und subtropische Gebiete Afrikas, in die Madagassis und nach Zentralasien unternommen. Daraus ergaben sich viele gewichtige Publikationen, die vor allem einerseits der Erfassung der Neuropteren-Fauna Arabiens, andererseits den Chrysopiden besonders der subsaharischen Teile Afrikas und der Madagassis gewidmet waren.
Die Österreichische Entomologische Gesellschaft ehrte Herbert Hölzel 1987 durch Ernennung zum Korrespondenten und 2000 durch Verleihung der Ignaz Schiffermüller-Medaille. Im Jahre 2003 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Berufstitel "Professor" zuerkannt - ein äußeres Zeichen der öffentlichen Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit.
Herbert Hölzel hat tatsächlich Enormes, Wesentliches und Bleibendes auf dem Gebiet der Neuropterologie geschaffen. Neben seinen das ganze Taxon Neuropterida betreffenden Publikationen sind besonders seine grundlegenden Studien über viele Taxa der Familie Chrysopidae, Nemopteridae und Myrmeleontidae hervorzuheben, viele davon sind umfassende Revisionen von monographieartigem Charakter. Ein großes Opus über die Chrysopiden der Afrotropis ist weitgehend abgeschlossen. Seit einigen Jahren arbeiten wir gemeinsam an einem Buchprojekt über die Neuropterida der Inseln des Mittelmeers. In jüngster Zeit hat sich Herbert Hölzel insbesondere auch mit afrotropischen Hemerobiiden befasst - jener Familie, der auch seine erste vor 43 Jahren erschienene Publikation gewidmet war. Er hat noch viel vor - dafür braucht er Freude, Gesundheit, Energie - und Zeit. Eine Laudatio für einen 80jährigen Mann beschließt man gerne mit dem Wunsch "Ad multos annos!". Ja, gewiss, das wünschen wir ihm alle. Ich möchte es aber bewusst - obwohl eben für einen 80jährigen Mann unüblich - anders formulieren: Wir wünschen Herbert Hölzel von ganzem Herzen eine lange und glückliche Zukunft!
(aus Aspöck H., Entomologica Austriaca Bd. 13, 2006)



A-9371 Brückl, Eppersdorf 1 - Bankvorstand i. R. - zwischen 1965 und 1980 in der Steiermark wohnend.
Aufsammlung von Neuropteren, Trichopteren, Mecopteren.
(Erfassungsstand 2002)
Nachruf auf Herbert Hölzel in Aspöck H., 2009, DGaaE Nachrichten 23 (2): 91-96

Biographie Herbert Hölzel
Nachruf Herbert Hölzel (aus Carinthia Bd. 199/119)
Herbert Hölzel 75 (aus Carinthia II, Bd. 191/111)
Herbert Hölzel 80 (aus Carinthia II, Bd. 196/116)
Herbert Hölzel 80 (aus Entomologica Austriaca Bd. 13)
Nachruf Herbert Hölzel (aus Carinthia II, Bd. 199/119)
Herbert Hölzel - Überreichung der Ignaz Schiffermüller-Medaille (aus Entomologica Austriaca Bd. 3)
Nachruf Herbert Hölzel (aus Nachrichten Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie Heft 23)
Verstorbene Mitglieder der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft 2003-2012 (aus Beitr. Naturk. Oberösterreichs 23/1)
Bild aus der Linzer Entomologentagung 1989 (aus Archiv Biologiezentrum Linz)

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