Oberst Sigmund Hein

Oberst Sigmund Hein

* 6.2.1868 Freiwaldau Schlesien
† 18.12.1945

Oberst Sigmund Hein

# Entom.; Lep.;
Sigmund Hein wurde am 6. Februar 1868 in Freiwaldau, Schlesien, geboren. Entsprechend seiner Erziehung am Untergymnasium in Graz und in der Kadettenschule in Liebenau bei Graz ergriff er die militärische Laufbahn. Dank seinen Fähigkeiten wurde er bereits 1905 Hauptmann; nach dem ersten Weltkrieg ging er als Oberst in den Ruhestand. 1939 übersiedelte er nach Wien, wo er am 18. Dezember 1945 starb.
Oberst Hein war ein hervorragender Lepidopterologe, der fast in allen Kronländern der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie sammelte. Nach dem Ableben des Hofrates Dr. L. Müller wurde er Vorsitzender der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz und leitete diese vorbildlich bis zu seiner Übersiedlung nach Wien. Die Vorträge, die er in den Sitzungen und Jahresversammlungen hielt, sind in den Jahrbüchern des Oberösterreichischen Musealvereines, Bd. 81 bis 89, festgehalten. Mit Vorliebe sammelte er Geometriden (Spanner) und studierte besonders die Gattung Tephroclystia. Seine sorgfältig angelegte Sammlung enthält mehrere von ihm aufgestellte Typen und sonstige bemerkenswerte Lepidopteren, u. a.: Hybernia aurantiaria Esp. ab. tustrigaria Hein, eine Type aus Böhmen; Gnophos myrtillata limosaria Hb. ab. interrupta Hein, eine Type von der Wurzner Alpe im Warscheneck-Gebiet; Angerona prünaria L., Freilandzwitter, in Linz gefangen; Codonia hybr. orbialbioceTlaria Hein, Hybriden-Type, in Linz gezogen.
Hervorzuheben ist der Erstfund von Homerophila obruptaria Thbg. in Oberösterreich. Erfolgreich betrieb er auch die'Zucht von Schmetterlingen. So gelang ihm die Aufzucht der oben erwähnten neuen Hybridentype, Codonia hybr. orbialbiocellaria Hein.
Von seinen veröffentlichten Arbeiten seien angeführt:
Beitrag zur Makro-Lepidopterenfauna Nordtirols, 22. Jahresbericht des Wiener Entomolog. Vereines 1911, S. 179.
Beitrag zur Makro-Lepidopterenfauna Nordostböhmens. Zeitschrift des österr. Entomolog. Vereines Wien, 5. Jahrgang, 1920, S. 2.
Bein- und Blutverlust bei Raupen, ebendort, 19. Jahrg., 1926, S. 98.
Zwitter Und Aberrationen, ebendort, 13. Jahrgang, 1928, S. 59.
Beitrag zur Makrolepidopterenfauna Mährens, ebendort, 13. und 14. Jahrgang, 1928/29, S. 91 und S. 11.
Die ersten Stände von Larentia kolleraria H. L., ebendort, 18. Jahrgang, 1933, S. 86.
Ergänzungen zur Biologie der Erebia glacialis, ebendort, 20. Jahrgang, 1935, S. 2.
Einiges über die ersten Stände von Erebia stygne O., ebendort, 21. Jahrgang,` 1936, S. 5.
Ein neuer Geometriden-Hybride: Codonia hybr. orbialbiocellaria Hein, ebendort, Jahrgang 1936, S. 9.
Oberst Hein stand mit hervorragenden Lepidopterologen des In- und Auslandes im regen Gedankenaustausch, so mit Prof. Rebel und H. Zerny aus Wien, Baron Hormuzaki aus Czernowitz, Graf Turati aus Mailand und Ch. Reverdin aus Genf. Sein Wirken in der entomologischen Ärbeitsgemeinschaft wird unvergesslich bleiben.
aus Hoffmann E., 1948: Sigmund Hein (Nachruf). - Jb.OÖ.Mus.-Ver.: 93: 104-105.



Oberst Sigmund Hein zum Gedenken.
Wieder mußte einer unserer Besten aus der Reihe treten und jenen Weg gehen, von dem es ein Zurück nicht gibt. Am 16. Dezember 1945 ist im Alter von 77 Jahren unser lieber Oberst Hein sanft einer Herzlähmung erlegen, die ihm den unabwendbar gewordenen schmerzvollen Verlauf eines eingetretenen hoffnungslosen urologischen Leidens ersparte. Mit ihm ist ein begeisterter Macrolepidopterologe dahingegangen. Er hat über ein tiefgründiges Wissen und ein wohlfundiertes Können in der Welt der Falter verfügt, das nur der richtig einzuschätzen Gelegenheit fand, der mit ihm Sammeltouren gemacht hat. In unserer naturwissenschaftlichen Gesellschaft ist er während seines Wiener Aufenthaltes nicht mehr hervorgetreten, doch zeigen sein Fachwissen seine Spezialgebiete, z. B. das nicht leichte Genus Hesperia. Ganz besonders aber hing sein Herz an den Geometriden, unter denen er sich wieder eingehendst mit der Gattung Eupithecia befaßt hat, so daß er zumeist über gezogenes Material dieser schwierigen Gattung verfügte. Durch die Lebensverhältnisse meist zum entomologischen Einzelgänger verurteilt, pflegte er umso regeren schriftlichen Verkehr mit den bedeutendsten Lepidopterologen seiner Zeit, z. B. mit Hofrat Dr. Rebel, mit Dr. Zerny, mit C. Hormuzaki ....
Die Natur hatte ihm der goldnen Rede flüssigen Strom versagt; diesem Umstande wohl verdankt die lepidopterologische Literatur eine ganze Anzahl von Aufsätzen. Im Jahre 1910 dem alten W. E. V. beigetreten, sind von Oberst Hein veröffentlicht worden:
1911: Beitrag zur Kenntnis der Macrolepidopterenfauna Nordtirols.
1926: Ueber Bein- urtd Blutverlust bei Raupen,
1928/29: Zwitter und Aberrationen. - Beitrag zur Kenntnis der Macrolepidopterenfauna Mährens.
1933: Die ersten Stände von Larentia kollariaria H. S.
1935: Ergänzungen zur Biologie der Erebia glacialis Esp.
1936: Ueber die ersten Stände von Erebia stygne 0. - Ein neuer Geometridenhybride - (Codonia orbialbiocellaria Hein).
Im Jahre 1868 geboren, stand seine Wiege im deutschen Städchen Freiwaldau im alten österreichischen Schlesien. Dort wuchs er in geachteter Beamtenfamilie mit mehreren Geschwistern wohlbehütet und guterzogen auf. Sein Volksschullehrer war ein feiner Insektenbeobachter und bald ergab es sich, daß der Knirps seinen Lehrer auf dessen Pirschgängen begleiten durfte und bald gab es ein Fragen, das zehn Weise nicht hätten beantworten können. Der Grund zur Lepidopterologie war damit in dem aufgeweckten Jungen gelegt. Der spätere Lebensweg trennte Lehrer und Schüler, doch in dem Buben blieb die Liebe zu den Faltern. Der junge Mensch betrat die militärische Laufbahn. Offizier geworden, teilte er das gleiche Los der anderen seines Berufes, öfters die Garnisonen in der alten österr.-ungar. Monarchie wechseln zu müssen. Dieser wiederholte Domizilwechsel zwang ihn meist zum entomologischen Einzelgänger, doch für seine Sammlung war es ein Vorteil. So finden wir ihn bald nach seiner Ausmusterung als Truppenoffizier auf einsamer Höhe im Sandschak Novipazar, wo er eine rege Sammeltätigkeit entfaltete. Von dort kam er nach Graz und lernte nebst der Umgebung den damaligen Entomologenkreis dieser Stadt kennen. Nach kurzem Intermezzo - Marburg a. d. Drau - war die nächste längere Station das ideale Sammelgelände Görz, doch hier trat für ihn die schönste Zeit des menschlichen Lebens ein, die Zeit der jungen Liebe. Sagt doch so schön ein Alpenliedel aus dem Pinzgau: Jedes Jahr kommt der Frühling, ist der Winter vorbei, der Mensch aber hat nur ein' einzigen Mai - und da kam natürlich die Entomologie zu kurz. Auf Görz folgte Imst in Tirol mit seinem interessanten Sammelgebiete der mehrfachen xerothermischen Stellen dieser Gegend. Zahlreiche Besuche galten dem Muttekopf (2771 m) und dem mächtigen Kalkriesen des Tschirgant (2372 m); auch der Fernpaß wurde öfters begangen. Sein Kommandeur fand es nicht sehr passend, den. Säbel mit dem Fangnetz zu vertauschen, doch Hein ließ sich nicht beirren. Die nun folgende Garnison Jungbunzlau hatte keine entomologisch dankbare nähere Umgebung, doch Hein besuchte öfters das Riesengebirge. Nach einer ganz kurzen Zwischenstation (Cavalese in Südtirol) wurde Hein nach Olmütz versetzt. Nebst der nicht uninteressanten näheren Umgebung der Stadt wandte Hein seine Aufmerksamkeit dem Altvater (1490 m) zu, den er oft aufsuchte und von welchem er sich nebst der echten Erebia epiphron Knoch. (also die Stammform) auch Erebia melampus sudetica Stgr. für seine Sammlung heimbrachte. Von Olmütz mußte er in den Krieg und nach dessen Ende ging Oberst Hein in Pension und ließ sich in Linz nieder, wo er einen Bruder als Mittelschullehrer hatte. An der Linzer entomologischen Runde hing er mit solcher Anhänglichkeit und Treue, daß es einfach rührend war. Nach 20 Jahren zog er seiner Tochter wegen nach Wien und hier wurden wir beide bald herzliche Freunde, die anfangs jede Exkursion gemeinsam in Eintracht und Frieden machten, so daß man sich nicht leicht einen angenehmeren "Konkurrenten" wünschen konnte. Für sein Alter war er staunenswert gesund und rüstig und ungemein genügsam auf den Touren. In letzterer Zeit konnte ich, obwohl um vieles jünger als er, wegen des jahrelangen Hungerns und der daraus sich ergebenden Schwäche nicht mehr mithalten, doch er ließ nicht locker. Der Ausfall jeden Verkehrsmittels, die zeitgemäße Unsicherheit der Landstraßen und der Mangel jeden Provianten konnten ihn nicht abhalten, in langen Fußmärschen allein auf die Suche nach den Raupen von Heliothis cognata Frr. und jenen von Chariclea delphinii L. zu gehen - es sollten dies seine letzten entomologischen Touren sein. Dann erkrankte er, der immer gesund gewesen ist, und seine Lebensuhr war abgelaufen. Doch ein Wunsch ist ihm in letzter Zeit noch in Erfüllung gegangen: Ihm, der sein kleines Oesterreich mit jeder Faser seines Herzens liebte, war es noch gegönnt, als Oesterreicher zu sterben! Möge ihm die Erde leicht sein! Ich habe mit ihm einen Freund verloren, einen guten Freund!
aus Koschabek F., 1945: Oberst Sigmund Hein zum Gedenken (Nachruf mit Foto). - Z. Wiener Ent. Ges. 30: 59-61.


Oberst, Linz a. d. Donau; Mitglied des Österr. Ent. Ver. Wien vor 1900 (?); Porträt im "Fotoalbum Österr. Ent. Ver. Wien") (Archiv H. Malicky, Lunz).


Hein Sigmund, Lepidopterologe. *Freiwaldau (Jesenik, österr. Schlesien), 6.2.1868; +Wien, 16.12.1945. Nach Besuch der Kadettenschule in Liebenau Berufsoff., 1905 Hptm. Nach dem Ersten Weltkrieg als Obst. i.R., ließ er sich in Linz nieder, wo er Vorsitzender der entomolog. Arbeitsgemeinschaft war. Wechselnde Garnisonen - Sandschak Novipazar, Graz, Marburg a. d. Drau, Görz, Imst, Jungbunzlau, Cavalese, Olmütz - ermöglichten H., aus den verschiedensten Gebieten der österr.-ung. Monarchie eine reichhaltige Kollektion von Schmetterlingen zusammenzutragen. H. betrieb auch die Aufzucht von Schmetterlingen mit Erfolg. Sein besonderes Interesse galt den Geometriden und hier wieder der Gattung Tephroclystia.
aus Obermayer-Marnach E., 1959: Hein Sigmund (Biographie). - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 2: 246.


Macrolepidopterologe. Schwerpunkt Geometridae. Publikation über die Macrolepidopterenfauna Nordtirols. Wechselnde Garnisonen unter anderem in Imst, dadurch Sammlung aus den verschiedensten Gebieten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Zeitweise Vorsitzender der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz. (KOSCHABEK 1945; OBERMAYER-MARNACH 1959; www.zobodat.at). Text aus Entomologica Austriaca 17/2010.


Entomologische Forschung in Oberösterreich, Stand 1958 (Z. Wiener Ent. Ges. Bd. 43)
Lepidopterenforschung in Oberösterreich, Stand 1922 (aus Jber. Oberösterr. Musealver., Bd. 79)
Nachruf Sigmund Hein (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 93)
Biografische Daten zu Sigmund Hein (aus Archiv Biologiezentrum Linz)
Kurzdaten zu Sigmund Hein (aus Österr. Biograf. Lexikon)

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