Dr. Robert Latzel, Portrait im Büro des Naturwissenschaftliches Vereines in Kärnten, Klagenfurt; Foto: Fritz Gusenleitner

Direktor Prof. Dr. Robert Latzel

* 28.10.1845 Sörgsdorf/Schlesien
† 15.12.1919 Klagenfurt

Direktor Prof. Dr. Robert Latzel

# Entom., Myriapodenfauna;

Robert Latzel wurde am 28. Oktober 1845 in Sörsdorf in Mähren als zehntes von vierzehn Kindern eines Landwirts geboren. Schon früh war er an harte, oft unangenehme Arbeit gewöhnt, wie er selber 1910 in seinem Ansuchen um Versetzung in den Ruhestand angibt. Das Gymnasium besuchte er in Troppau, wo er 1866 die Reifeprüfung ablegte. Danach inskribierte er an der philosophischen Fakultät in Wien naturwissenschaftliche Fächer. 1870 legte Latzel die Lehramtsprüfung ab und war dazu befugt, Naturgeschichte am Gymnasium sowie Physik und Mathematik an den Unterstufen zu unterrichten. 1872 promovierte er zum Doktor der Philosophie. Nachdem er seine Probezeit am Akademischen Gymnasium in Wien abgelegt hatte, wurde er kurz nach Klagenfurt und in der Folge an das "Staatsgymnasium in der Inneren Stadt" in der Hegelgasse in Wien berufen, wo er 17 Jahre lang tätig war. Neben dem Unterricht legte er ein Lehrmittelkabinett an und bildete zahlreiche Lehramtskandidaten aus. Latzel, der schon in seiner Jugend am Landesmuseum Troppau freiwillig mit dem Bestimmen und Einordnen von Käfern und Pflanzen beschäftigt war, widmete sich in seiner Freizeit intensiv wissenschaftlichen Studien. Im August 1889 wurde er zum Direktor des Staatsgymnasiums in Klagenfurt bestellt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1910 tätig war. In seinem Ruhestand konnte er sich vermehrt wissenschaftlichen Untersuchungen widmen, erkrankte aber 1915 schwer und konnte sein letztes Werk über Collembolen nicht mehr fertig stellen. Am 15. Dezember 1919 starb Robert Latzel in Klagenfurt (STAGL & MILDNER 2000).
Latzel hatte niemals Studienurlaub beansprucht, seine wissenschaftlichen Untersuchungen beschränkten sich auf die schulfreie Zeit. Hauptsächlich in den Sommerferien 1875 bis 1882 bereiste er einen großen Teil der österreichisch ungarischen Monarchie auf eigene Kosten, um Material für sein Hauptwerk, "Die Myriopoden der österreichisch-ungarischen Monarchie" zu sammeln. Der erste Band (Chilopoden) erschien 1880, der zweite (Symphylen, Pauropoden, Diplopoden) 1884. Er stand mit den verschiedensten wissenschaftlichen Instituten und Forschern in Verbindung. Durch sie erhielt er Material aus der Normandie, aus der Umgebung Hamburgs, aus Höhlen in Ligurien, von den Azoren, Madeira, den Kanarischen- und den Selvagens Inseln und von Tahiti. Er recherchierte und determinierte sorgfältig und beschrieb zahlreiche neue Arten (siehe BENDL 1919, Seite 83 "Verzeichnis der von Dr. Robert Latzel veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten").
Das Wiener Hofmuseum kaufte 1884 um 80 Gulden eine Myriapoden Sammlung von Latzel, 1.098 Individuen in 125 Serien, darunter mehrere "Typenserien" (siehe Acquisitionsbuch der Crustaceen-, Arachniden- und Myriapodensammlung, 1884). Latzel designierte, wie zu seiner Zeit meist üblich, in seinen umfassenden Werken 1880 und 1884 keine Typen, sondern gab bei der Beschreibung neuer Arten summarisch die Fundorte aller ihm vorliegenden Individuen an - "Kärnten, Krain, Mähren, Schlesien, österreichische Küstenlande". Im Acquisitionsbuch sind Notizen mit roter Tinte eingefügt, die die Fundortangaben durch Erwähnung von Ortsnamen konkretisieren. Diese Angaben sind besonders wertvoll, da auch die alten Etiketten in den ein-zelnen Proben keine genauen Ortsangaben aufweisen. Der zweite Teil der Sammlung, sein Nachlass, wurde 1919 von den Erben dem Naturhistorischen Museum verkauft - 420 Arten in 7.000 Exemplaren (siehe Jahresbericht für 1919 in den "Annalen des Naturhistorischen Museums", Band XXXIII).
Latzels Meriten als Lehrer und als Schuldirektor sind unbestritten (BENDL 1919). Er übermittelte nicht nur naturwissenschaftliche Kenntnisse in den Schulen, sondern bildete auch in zahlreichen Vorträgen und Abhandlungen Laien. Ihm oblag maßgeblich die Verantwortung für die Organisation des neu erbauten Gymnasiums am Völkermarkterring 25 in Klagenfurt, das 1891 eröffnet worden war. Auch war er ein großer Förderer des Landesmuseums, und er wurde 1910 zum Präsidenten des "Musealvereines" gewählt. Sein wissenschaftliches Werk gilt bis heute als "epocha" (SCHUBART 1959, HOFFMAN 1979), damals wie heute wird es als ein "Klassik" zur taxonomischen Myriapoden-Forschung herangezogen. Erstmals wurden von ihm in der Diplopoden-Systematik die Gonopoden - die männlichen Begattungsorgane - als systematisch wertvolle Merkmale erkannt. Gerade unter den Myriapodologen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte große Unstimmigkeit, bisweilen kam es zu ausgeprägten Differenzen (SILVESTRI, VERHOEFF, ATTEMS, COOK, POCOCK); das wissenschaftliche Werk Latzels war aber für alle unbestritten. (aus Denisia 8, 2003: p. 167-168).



geb. 1845, gest. 1919
Erwähnung in SCHALLER 2002 betreffend Bodenarthropoden in Österreich.
geb. 28.10.1845 in Sörsdorf (Mähren), gest. 15.12.1919 in Klagenfurt.
Biographie: STAGL 2002 als Myriapoden-Kundler Österreichs (mit Porträt, Abb. 1 und zwei Zitate betreffend Myriapoden aus den Jahren 1880 und 1884). Latzel, Robert, Dr.
geb.1845, gest. 1919; Realschulprofessor und Myriapodenforscher, 1916 Ehrenmitglied des "Vereines Naturhistorisches Landesmuseum" (heute: Naturwiss. Ver. für Kärnten) (KLEMUN 1998: 92).
Hat Ende des 19. Jh. die Asseln und Tausendfüßler Kärntens bearbeitet (HÖLZEL 1967: 5 u. 28) Autor Verh. k.k. zool.-bot. Ges. Wien;
Nachruf Robert Latzel (aus Carinthia Bd. 109)
Nachruf Robert Latzel (aus Rudolfinum Bd. 2000)
Nachruf Robert Latzel (aus Carinthia II, Bd. 109-110)
Bodenarthropoden-Forschung in Österreich, Stand 2003 (aus Denisia, Bd. 8)
Myriapodenforschung in Österreich, Stand 2003 (aus Denisia, Bd. 8)
Der Naturwissenschaftliche Verein Kärnten stellt sich vor (aus Carinthia 177/97)

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