Bild aus Buch Wissenschafterinnen in und aus Österreich, Leben-Werk-Wirken; Hg. Brigitta Keintzel/Ilse Korotin

a.o. Univ.-Prof. Dr. Gertrud Pleskot

* 15.5.1913 Wien
† 15.1.1978

a.o. Univ.-Prof. Dr. Gertrud Pleskot

# Entom.;
Gertrud(e?)geboren 15.5.1913 in Wien; gestorben 15.1.1978 in Wien. (Dtsch. Gelehrten-Atlas 1976 u. 1980). Biologische Umweltforschung, Hydrobiologie. (Insecta amphibiotica)
geb. 1913, gest. 1978. Abt. Biol. Umweltforschung. Betreffend Aktivitäten am Inst. für Zoologie der Univ. Wien siehe SALVINI-PLAWEN & MIZZARO 1999.



Pleskot, Gertrud
*1913 Wien, +1978 Wien

Zoologin, Biologin, Limnologin;
Geboren am 15. Mai 1913 in Wien; 1930-1936 Studium der Naturgeschichte und Naturlehre für das Lehramt an Mittelschulen an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, Abschluß 1936, anschließend Absolvierung des Probejahres. Dissertation am II. Zoologischen Institut der Universität Wien bei Prof. Jan Versluys "Untersuchungen über Beziehungen zwischen Formen und Funktion des Bogenganges bei Reptilien", Promotion zum Doktor der Philosophie am 3. Mai 1939. Von 1937 bis 1942 Lehrerin an der Mädchenmittelschule Wenzgasse. Ab 1943 Assistentin am Zoologischen Institut unter der Leitung von Prof. Wolfgang von Buddenbrock. Unter dem Vorstand des nunmehr I Zoologischen Institutes, Prof. Wilhelm Marinelli, erfolgte 1953 die Habilitation für das Fach Zoologie mit der Arbeit "Zur Ökologie der Leptophlebiidae". 1961 Verleihung des Titels a. o.Universitätsprofessor und 1972 Ernennung zum a. o. Univ.-Prof., zugleich Bestellung zur Abteilungsleiterin für "Biologische Umweltforschung mit besonderer Berücksichtigung der Fließgewässer". Gestorben am 15. Januar 1978 in Wien.
Ihr eigentliches Fachgebiet innerhalb der Biologie fand sie durch den Besuch der Hydrobiologischen Kurse an der Biologischen Station Lunz. Hier wurde sie erstmals mit den Ergebnissen und Problemen der Ökologie, dargestellt am Beispiel der Lunzer Seen durch den Limnologen Prof. Franz Ruttner und den Planktonforscher Prof. Vinzenz Brehm, konfrontiert und von dieser Arbeitsrichtung fasziniert. Bei ihren folgenden Aufenthalten an der Station wandte sich Pleskot der systematisch-ökologischen Bearbeitung der Bachinsekten zu, deren graphische Darstellungen nach dem Leben von der Instituts-Graphikerin Maria Wimmer seit 1947 in Lunz ausgeführt wurden und auch in den Publikationen von Pleskots Kollegen und Dissertanten Verbreitung fanden.
Durch die Wahl der beiden noch wenig untersuchten Insektengruppen, Ephemeroptera (Eintagsfliegen) und Plecoptera (Steinfliegen), deren Larven ihre Entwicklung vorwiegend in fließenden Gewässern durchmachen, wurde Pleskot angeregt, die Ökologie der Fließgewässer überhaupt zu studieren - in Ergänzung zur bereits anerkannten Seenforschung. Ihre intensive Pionierarbeit auf diesem Gebiete der Limnologie, das bis dahin in Österreich noch völliges Neuland war, stellte Pleskot 1949 in Mainz im Rahmen der Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) unter dem Titel "Der Stand der biologischen Fließwasserforschung" zur Diskussion. In diesem Artikel ging es Pleskot nicht nur um die unterschiedliche Wirkung der Faktoren in fließenden und stehenden Gewässern, sondern vor allem auch darum, die Lebensformtypen darzustellen und deren Auswahlfaktoren zu erklären.
Um der Pionierrolle speziell für die Fließgewässer gerecht zu werden, sammelte Pleskot eine Reihe junger Wissenschafterinnen aus den verschiedensten Disziplinen um sich und gründete 1951 im Rahmen der Forschungsgemeinschaft für Großstadtprobleme im Institut für Wissenschaft und Kunst (Leitung: W. Marinelli) die biologische Arbeitsgemeinschaft "Ökologie der Gewässer Wiens". Die Forschungsergebnisse dieser Arbeitsgemeinschaft fanden ihren Niederschlag in Pleskot (Hg.) "Beiträge zur Limnologie der Wienerwaldbäche“"und in F. Starmühlners "Die Schwechat - ein Fluß der Wiener Landschaft". Auf Grund ihrer Anregung entstand 1952/53 auch der erste Umweltschutzfilm "Fließendes Leben".
Als Institutsangehörige war Pleskot, vor allem nach Kriegsende, gemeinsam mit Anneliese Strenger unter der Leitung von Prof. Otto Storch bemüht, inmitten des bombengeschädigten Institutes einen Lehrbetrieb aufrechtzuhalten und mit den aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurückgekehrten Kollegen weiter auszubauen. Es wurden neue Praktika mit begleitenden Skripten über Systematik und Baupläne aller Tiergruppen erarbeitet. Vermehrt fanden Exkursionen und Kurse statt, und mit ihrem Engagement für die Erhaltung alles Lebendigen verstand sie es, Studenten für einzelne Tiergruppen und ökologische Themen zu begeistern. Bereits 1952, bewegten sie Umweltprobleme, die sie in einer UNESCO-Arbeit "Die Reinerhaltung der Gewässer - ein kulturelles Problem" zum Ausdruck brachte. Kompromißlos und beispielgebend versuchte sie, auch nach ihrer schweren Krankheit 1976, ihren Verpflichtungen nachzukommen und eine humane Haltung in Umweltfragen zu verbreiten, wobei sie in Prof. Wilhelm Kühnelt einen aktiven Gleichgesinnten fand.
Die durch den ökologischen Aspekt ihrer Untersuchungen schon früh gegebene Beschäftigung mit Umweltfaktoren hatten sie immer mehr über den Rahmen der unmittelbaren Fließwasserforschung hinausgeführt. Ihre Arbeiten "Gefährdungsmöglichkeiten durch Kernenergie" und "Die Umweltsituation in Österreich" zeugen davon.
Die Bedeutung der Arbeiten Pleskots zeigt sich heute, wo die Fließwasserforschung insgesamt und weltumspannend ein wohletabliertes Forschungsgebiet ist und Umweltthemen von immenser, auch forschungspolitischer Bedeutung sind.
aus U. H. Humpesch (2002)


Univ.-Prof. PLESKOT, Gertrude (*1913 +1978): 1973-1978 ao. Prof. für Biologische Umweltforschung mit besonderer Berücksichtigung der Fließgewässer (I. Zool. Inst.) (Universität Wien). Ausübung der Venia an der Zoologie (Universität Wien): 1953-1978


Nachruf Gertrud Pleskot (aus Österreichs Fischerei Bd 31)
Nachruf Gertrud Pleskot (aus Wasser und Abwasser 1976-1977)

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