Monika Lichtenberger, Dr. Karl Schmölzer und  Dr. Vera Halaskova,  Eichkogel 15.4.2003; Foto: Archiv Franz Lichtenberger

Dr. phil. Karl Schmölzer

* 29.9.1925 Innsbruck
† 21.7.2004

Dr. phil. Karl Schmölzer

In memoriam Dr. phil. Karl Schmölzer (1925 - 2004)

Am 21. Juli 2004 starb Dr. Karl Schmölzer unerwartet am Beginn einer Exkursion in ein Moorgebiet in der Umgebung von Franzensbad (Egertal, NW-Tschechien) in Anwesenheit seiner ihn begleitenden Fachkollegin Dr. Vera Bilova aus Prag.
Karl Schmölzer wurde am 29. September 1925 in Innsbruck geboren. Sein musischer Vater war steirischer Herkunft und in Innsbruck im Verrechnungsdienst tätig, seine Mutter war gebürtige Innsbruckerin. Schon als Volksschüler bekam er Kontakt zur Entomologie durch seinen Großvater Edmund Kutin, der Käfer und Schmetterlinge sammelte, und durch den damals sehr aktiven Schmetterlingsspezialisten Jakob Hofer. Nach 8 jährigem Besuch der Bundesoberrealschule in Innsbruck am Pichlerplatz maturierte Karl Schmölzer 1943. Danach wurde er gleich zum Heer eingezogen, war anfangs beim Gebirgsartellerie Regiment 112 in Villach stationiert, später in Innsbruck bis zum Kriegsende 1945. Nach der Entlassung vom Heer lebte er kurzfristig in Stams (Oberinntal), dann aber wieder in Innsbruck, wo er im Wintersemester 1945 mit dem Studium an der Universität Innsbruck, naturwissenschaftliche Fakultät, begann. Anfangs war der Student eher der botanischen Wissenschaft zugetan. Es lehrten dort u.a. die Professoren Artur Pisek und Helmut Gams, an der Zoologie mit Unterbrechungen Otto Steinböck und Dr. Heinz Janetschek, später Dozent, ab 1954 tit.a.o. Univ.-Professor. Die Geowissenschaften waren mit Bruno Sander und Raimund von Klebelsberg besetzt. Bald entschied sich Karl Schmölzer aber für eine eher zoologische Ausbildung. Er wurde in höherem Semester am Institut für Zoologie wissenschaftliche Hilfskraft. Der Titel seiner Doktorarbeit (1951) lautet "Terrestrische Isopoden des Exkursionsgebietes von Innsbruck." Der junge Wissenschaftler fand seine erste tierische Lieblingsgruppe in den terrestrischen Isopoden, die ihn noch lange beschäftigten. Er wurde zu einem gesuchten Spezialisten für diese europäischen Kleinkrebse. Am Institut hielt er als wissenschaftliche Hilfskraft im WS 1953/54 6-stündige "Mikroskopische Übungen" ab, im SS 1954 3-stündige "Zootomische Übungen".
Noch im Sommer 1954 löste sich Karl Schmölzer von dem Institut für Zoologie der Universität Innsbruck und ging nach Salzburg, wo er kurzfristig bei einer Versicherung arbeitete. Bald aber übersiedelte er nach Wien 13 (Fourniergasse 7) und wurde freier Mitarbeiter des ORF Wiens, danach Leiter der wissenschaftlichen Abteilung von Radio Wien. Diese Tätigkeit übte er über viele Jahre mit großem Erfolg aus, wobei er mit einem breiten Spektrum an wissenschaftlichen Spitzenkräften des ostösterreichischen Raumes bekannt wurde. 1961 heiratete er die aus Wien gebürtige Gertrude Garschall. Mit ihr hatte er den einzigen Nachwuchs Philipp. Schicksalsschläge hatte Karl Schmölzer zur Genüge zu ertragen. Sein Sohn Philipp, er wollte Tierarzt werden, verstarb am 16. Jänner 1980 im blühenden Alter von 18 Jahren unschuldig bei einem Verkehrsunfall in der Nähe des späteren Wohnsitzes der Familie in Wiener Neudorf (Niederösterreich). 1987 verstarb seine liebe Gattin an Krebs. Alle drei sind in einem Familiengrab im Friedhof von Wiener Neudorf begraben.
In seiner Jugend war der Verstorbene ein begeisterter Bergsteiger, besonders im Wilden Kaiser. Später wurde er durch seinen PKW sehr mobil für Exkursionen im östlichen und südlichen Österreich. Besonders die Karawanken in Kärnten wurden mehrfach besucht. Innerhalb von Europa waren seine Exkursionsziele Spanien, Italien (u.a. das Aosta-Tal), Griechenland mit seinen Inseln noch in den letzten Lebensjahren, weiters Tschechien und das für ihn nahe Ungarn. Außerhalb Europas führten ihn Reisen nach der Türkei (z.B. Kappadozien), nach Ägypten (bis Assuan hinunter), Zentral- und Ostafrika und nach Südamerika zu Teilen der Anden. Bei all diesen Reisen und Exkursionen versuchte er seine zoologischen Interessen mit einzubauen, was in seinen Publikationen zum Ausdruck kam. Zur Akademie der Wissenschaften in Wien hatte er gute Kontakte, besonders zu Univ.-Prof. Dr. Herbert Franz und Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Kühnelt. Viele Recherchen für seine wissenschaftlichen Interviews holte er sich in den verschiedenen Abteilungen des Naturhistorischen Museums Wien und an den Universitätsinstituten. Anfang 1987 ging Karl Schmölzer in Pension. Für seine erfolgreiche Arbeit beim ORF erhielt er am 17.12.1971 den "Staatspreis für journalistische Leistungen im Interesse von Wissenschaft und Forschung" verliehen vom Bundesminsiterium für Wissenschaft und Forschung, übergeben von Frau Bundesminister Dr. Hertha Firnberg, am 15.3.1976 den "Förderungspreis der Stadt Wien" in Würdigung der Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft überreicht von Frau Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner und am 2.12.1978 den "Kardinal-Innitzer-Würdigungspreis für wissenschaftliche Publizistik" verliehen durch Kardinal Dr. Franz König.
In all diesen beruflich anstrengenden Jahren fand er Zeit, seine bodenzoologischen Interessen an Kleinarthropoden privat weiter zu betreiben. So gab es Jahre ohne Veröffentlichungen und dann wieder Jahre gehäufter Publikationstätigkeit. Bis 1974 standen die Isopoden (Asseln) Mittel- und Südeuropas im Zentrum seiner taxonomisch-morphologischen Untersuchungen, wobei auch die Tiergeographie einen hohen Stellenwert innehatte. Die Coleopteren (siehe seine vorbildliche Arbeit über die Käferfauna des Eichkogels, Niederösterreich) fanden bei seinen Bodenfallen und Gesiebeproben methodisch bedingt ebenfalls ein großes Interesse. Die letzten 20 Jahre seines Forschens galten aber den Landmilben (Acarina, Parasitiformes und Trombidiformes). Für die Parasitiformes stellte er den umfangreichen Beitrag im Catalogus Faunae Austriae 1995 zusammen. Er hat zahlreiche parasitiforme Landmilben neu für die Wissenschaft beschrieben und mit exakten Zeichnungen mit Liebe zum Detail charakterisiert, wie er das auch schon bei den Isopoden erfolgreich durchgeführt hat. Auch Bestimmungschlüssel für Teiltaxa wurden von ihm publiziert.
Als Schüler von Prof. Dr. Heinz Janetschek wurde Karl Schmölzer eine Zeitlang mit dem Thema der Tiergemeinschaften in den höheren Lagen der Alpen konfrontiert. Ein Meilenstein dieser Arbeitsrichtung ist seine umfangreiche Publikation (mit Hilfe zahlreicher Mitarbeiter) "Die Kleintierwelt der Nunatakker als Zeugen einer Eiszeitüberdauerung" (1962), die im Kollegenkreis immer als die "Brenner-Monographie" genannt wird. Die in dieser Arbeit aufgestellten 8 Tiergemeinschaften des Brennergebietes oberhalb der Waldgrenze haben auch heute im Zentralalpin ihre Bedeutung behalten. Auch Probleme der Prä- und Interglazialrelikte, der refugiocavalen Elemente und der endemisch hochalpin-nivalen Zentralalpentiere unter den Kleinarthropoden interessierten ihn bis ins Alter. Ein weiteres Interessensgebiet des Verstorbenen war das Problem der Abgrenzung von Ost- und Westalpen in der Zoogeographie (1954, 2001). Schmölzers umfangreichste Arbeit ist zweifellos sein Isopoden (Landasseln) - Beitrag in den Bestimmungsbüchern der Bodenfauna Europas (1965) mit 486 Seiten, 1520 Abbildungen und Schlüsseln zu den Familien, Gattungen und Arten. Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat er mindestens eine neue Gattung und cirka ein Dutzend neue Isopoden-Arten beschrieben. Insgesamt liegen dem Verfasser 52 wissenschaftliche Arbeiten des Verstorbenen vor, wobei man bedenken muss, dass Karl Schmölzer in den Jahren 1955 bis 1987 einen Ganztagsberuf in Salzburg bzw. Wien ausüben musste. Seine zoologischen Arbeitsinteressen mussten in seiner kargen Freizeit und in seinem Privatlabor bewältigt werden. Er nahm nach seiner Pensionierung wieder häufiger an wissenschaftlichen Tagungen teil, wo ihn der Verfasser auch öfters begegnete. Ein schon fest geplantes Treffen mit ihm daheim in Wiener Neudorf kam leider nicht mehr zustande. Eine wissenschaftliche Zusammenarbeit mit seiner Fachkollegin, Frau Dr. Vera Bilova, von der Karls-Universität in Prag (Praha) wirkte sich positiv auf seine Arbeit an Parasitiformes aus.
Seine wissenschaftliche Literatur sowie seine umfangreiche Milbenpräparate- und Käfersammlung vermachte er testamentarisch dem Institut für Zoologie und Limnologie in Innsbruck, wobei mit Einverständnis seiner Nichte, Dr. Claudia Adrario (Basel), die Milbensammlung und die wissenschaftliche Literatur im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck (Naturwissenschaftliche Sammlungen) aufbewahrt werden, die Coleopteren-Sammlung im Institut der Universität.
Erwähnung mag auch noch seine Aktivität bei der Erhaltung des Auwaldes im Bereich von Hainburg an der Donau gelten und seine Mitarbeit in Altenberg bei der Konrad Lorenz-Gesellschaft. Bei unserem Naturwissenschaftlich-medizinischen Verein war Karl Schmölzer mit Unterbrechungen Mitglied und hat auch in seinen Berichten mehrfach publiziert. Der Stadt Innsbruck und dem Tiroler Landesmuseum war er zeitlebends verbunden, wie er auch ein Freund der Musik, der darstellenden Kunst und Kultur bis zu seinem plötzlichen Ende blieb. Seine Kollegen und Kolleginnen, Freunde und Verwandte werden dem Verstorbenen mit seinem an Schicksalschlägen reichen Leben, die dem Verfasser gut bekannt sind, ein ehrendes Gedenken bewahren.
Dank: Für die Hilfe zur Ermittlung der Lebensdaten, persönlicher Lebensumstände und des Schriftennachlasses bin ich zu Dank verpflichtet Herrn Dr. Peter Goller (Universitätsarchiv, Innsbruck), Herrn Univ.-Prof. Dr. Jörg Klima (Völs), Frau Anita Adrario (Innsbruck) und ganz besonders Frau Dr. Claudia Adrario (Basel), von der ich auch das Foto des Verstorbenen erhielt.
aus Schedl W., 2005: In memoriam Dr. phil. Karl Schmölzer (1925-2004). - Ber. Nat.-med. Verein Innsbruck 92: 391-396.



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Hauptstraße 26 D 5/5, 2351 Wiener Neudorf
geb.: 1925, Innsbruck
Beruf: Pensionist
Entomologische Arbeitsschwerpunkte: Acarina - Anactinochaeta: Systematik, Zoogeographie, Zönotik, Isopoda terrestria (nur mehr exotisches Material)
Determinationsmöglichkeit infolge Alter (Augen) und Überlastung nicht möglich.
Publikationen: Titelverzeichnis der publizierten Arbeiten beiliegend. Dazu dzt.5 Arbeiten im Druck
Sammlungsbestände: Acarina: Sammlung von Mikro-Präparaten, dazu eine kleine Sammlung österr.Coleopteren.
Wissenschaftliche Auszeichnungen: 1971: Staatspreis f. journ. Leistungen im Interesse von Wissenschaft und Forschung
1976: Förderungspreis der Stadt Wien für Wissenschaft
1978: Kardinal Innitzer-Würdigungspreis
Weiteres: 1980: Josef Schöffel-Förderungspreis des Landes NÖ
(Erfassungsstand 2002)

Kurzangaben zu Karl Schmölzer, aus Tarmann & Thaler-Knoflach (2008)
Nachruf Karl Schmölzer (Ber. naturwiss.-med. Ver. Innsbruck Bd. 92)
Bodenarthropoden-Forschung in Österreich, Stand 2003 (aus Denisia, Bd. 8)
Die ältesten Käfersammlungen am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (aus Ferdinandea 58)

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