Prof. Karl Freiherr von Rokitansky, Bueste in Akademie für Wissenschaften Wien; Foto: F. Gusenleitner

Prof. Karl Freiherr von Rokitansky

* 19.2.1804 Königgrätz in Böhmen
† 23.7.1878

Prof. Karl Freiherr von Rokitansky

# Pathologe, Politiker und Philosoph.
Rokitansky promovierte am 6. März 1828 an der Universität Wien im Fach Medizin. Er war von 1834 bis 1875 an dieser Universität Professor für pathologische Anatomie.

Er erkannte bald, dass diese noch wenig beachtete Disziplin als Wissenschaft im Dienste der Klinik stehen müsse. Nur dann könne sie dem Arzt am Krankenbett neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten anbieten. Nach Gerard van Swieten, dem Begründer der Älteren oder Ersten Wiener Medizinischen Schule, löste Rokitansky damit eine wissenschaftliche "Revolution" aus. Mit der Gründung der Jüngeren oder Zweiten Wiener Medizinischen Schule leitete der Pathologe gemeinsam mit dem Internisten Josef von Skoda und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra einen Paradigmenwechsel ein, der die naturphilosophisch orientierte Medizin hin zur modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin führte. Mit der Spezialisierung der Medizin, verbunden mit der Entwicklung neuer Disziplinen, erreichten "Wiener Mediziner" Weltruf. Am Wiener Lehrstuhl folgte ihm Eduard von Hofmann.

Eine von Rokitansky 1846 formulierte spekulative Krasen- oder Blutmischungslehre wurde scharf unter anderem von Rudolf Virchow kritisiert, der Rokitansky andererseits wegen seiner Verdienste in der Pathologie hoch achtete. Rokitansky hatte dem Blut als Ort des pathologischen Geschehens bei allen nicht genau lokalisierbaren Erkrankungen eine besondere Bedeutung zugewiesen und damit einen wohl letzten wissenschaftlichen Versuch einer Wiederbelebung humoralpathologischer Vorstellungen unternommen.[1]

Durch die Führungspositionen in verschiedensten akademischen und politischen Institutionen prägte Rokitansky auch die Ära des österreichischen Hochliberalismus. Er repräsentierte den Liberalismus des Bildungsbürgertums. Im Streben nach "Freiheit und Fortschritt" trug er sowohl zur Universitätsreform bei, als auch zur wesentlichen Verbesserung des Gesundheitswesens. Er war mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät, 1853 der erste frei gewählte Rektor aus dem medizinischen Professorenkollegium der Universität Wien und Präsident des Obersten Sanitätsrates. Schon 1850 leitete er die Gesellschaft der Ärzte in Wien, Rokitansky blieb ihr Präsident auf Lebenszeit. 1863 ernannte Staatsminister Anton von Schmerling den Liberalen zum medizinischen Studienreferenten im Innenministerium, am 25. November 1867 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. "unerwartet und unvorbereitet" ins Herrenhaus des Reichsrats berufen. 1870 wählte ihn schließlich die neu gegründete Anthropologische Gesellschaft zum ersten Präsidenten.

Obwohl Rokitansky in der naturwissenschaftlichen Forschung für die "materialistische Methode" eintrat, lehnte er den Materialismus als Weltanschauung ab. In der Festrede anlässlich der Eröffnung des Pathologisch-Anatomischen Instituts im Allgemeinen Krankenhaus in Wien warnte er eindringlich davor, "die Freiheit der Naturforschung" zu missbrauchen. Der Naturforscher müsse sich zuerst des Menschen als "erkennendem Subjekt" bewusst werden und dürfe erst dann "dem Drange nach Erkenntnis" folgen. Wenn der Mensch in der Medizin nur mehr als Objekt der Forschung gelte, ginge die Würde des Menschen verloren. Damit thematisierte der Humanist zukunftsweisend die Frage der Ethik in der Medizin. Tierversuchen stand Rokitansky aus ethischen, aber auch aus wissenschaftlichen Überlegungen kritisch gegenüber, da "die Entwicklungsgeschichte, die pathologische Anatomie und die klinische Beobachtung eine Anzahl von Tatsachen liefern, welche mehr wert sind als tausend Experimente".[2] In der Rede über die "Solidarität alles Tierlebens" an der "Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften" zeigte er seine Nähe zu Arthur Schopenhauers Mitleidslehre. "Wenn wir [...] Mitleid hegen und üben", erklärte er, würden wir "einen Theil der Last des Leidens von den Leidenden nehmen". Menschliche Größe zeige sich in der Befähigung, durch Aggressionsverzicht "freiwillig die größten Leiden" zu übernehmen. Jene, denen dies gelänge, sollten unsere "großen ethischen Vorbilder" sein.

Am 17. Juli 1848 wurde Rokitansky zum wirklichen Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gewählt, 1866 zum Vizepräsidenten und von 1869 bis zu seinem Tode am 23. Juli 1878 war der Gelehrte ihr Präsident. Er empfand diese Auszeichnung "als die größte Ehre, die ich genieße".

Er ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe AR, Nummer 24) in Wien. Im Jahr 1864 wurde in Wien Hernals (17. Bezirk) die Rokitanskygasse nach ihm benannt.
Datenblatt Carl von Rokitansky (aus Wikipedia, 2012)

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