Dr. Wilhelm Bocksleitner

Dr. Wilhelm Bocksleitner

* 14.4.1915 Seewalchen am Attersee
† 24.8.1975

Dr. Wilhelm Bocksleitner

Dr. Wilhelm Bocksleitner
Mitten aus einem mit Pflichtbewusstsein erfüllten, arbeitsreichen Leben gerissen wurde am 24. August 1975, kurz nach einem Autounfall, der bekannte Linzer Dermatologe Dr. Wilhelm Bocksleitner, Amateurentomologe und Besitzer der umfangreichsten privaten Lepidopterensammlung in Oberösterreich.
Wilhelm Bocksleitner wurde am 14. April 1915 in Seewalchen am Attersee geboren. Er genoss eine humanistische aber auch sportliche Ausbildung in der Bundeserziehungsanstalt Liebenau (Graz), wo er 1933 maturierte. 1939 wurde er an der Universität Wien zum Dr. med. promoviert. 1940 musste er einrücken und tat Frontdienst als Truppenarzt bei der Infanterie und in einer Pionierabteilung. In diesem Krieg wurde er nicht nur schwer verwundet sondern auch mehrfach ausgezeichnet. 1945 musste der Stabsarzt Dr. Bocksleitner in amerikanischer Gefangenschaft ein Lagerlazarett in Braunschweig leiten. Nach der Heimkehr beendete er seine Facharzt-Ausbildung an der II. Wiener Hautklinik und wurde ab 1947 erster Assistent und supplierender Chef der Dermatologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Linz. 1949 baute er sich, ausgerüstet mit einem profunden klinischen Wissen, das, bereichert durch die Erfahrungen als Truppenarzt, über die Grenzen seines Faches weit hinausging, eine eigene Praxis in Linz auf, wo er bis zu seinem Tod erfolgreich als Hautfacharzt tätig war.
Schon als zehnjähriger Bub begann sich Wilhelm Bocksleitner, angeregt durch seinen Onkel Hofrat Dipl.-Ing. Hans Kautz, der später insbesondere durch seine Studien an Pieris napi L. und Pieris bryoniae O. bekannt wurde, für Insekten zu interessieren. Von dieser Zeit an bis zu seinem Tode sammelte er - selbst an der Front - mit größtem Eifer und Hingabe Schmetterlinge. Dr. Bocksleitner, der ein äußerst naturverbundener Mensch war und über gute botanische, speziell mykologische Kenntnisse verfügte, betrieb die Lepidopterologie zeitlebens als Nebenbeschäftigung zur reinen Freude. Er, dem die wissenschaftliche Arbeit im Beruf etwas Alltägliches war - er schrieb zahlreiche dermatologische Fachartikel -, trat als Entomologe nie durch Publikationen in Erscheinung, sondern richtete sein Hauptaugenmerk auf eine möglichst vollständige Sammlung. Ihr wissenschaftlicher Wert wurde allerdings durch saubere Präparation sowie genaue Etikettierung und Determination in vollem Maße gewahrt, eine bei dem Umfang der Sammlung (etwa 75 000 Falter) gewaltige Leistung. Dr. Bocksleitner führte auch zahlreiche Aufzuchten seltener Arten durch und lernte so ihre Biologie genau kennen. Er verstand es, Schwiegermutter, Frau und Tochter dafür und für die Schönheit der Schmetterlinge so zu begeistern, dass sie ihn häufig auf seinen Sammelreisen begleiteten, die ihn kreuz und quer durch Oberösterreich, aber auch in fast alle anderen Bundesländer sowie in die Schweiz, nach Italien und Frankreich führten. Dr. Bocksleitner hatte eine eigene zum Leuchten auf Schmetterlinge eingerichtete Hütte auf der Postalm in Salzburg und unterhielt zur Komplettierung seiner Sammlung viele Tauschverbindungen mit dem Ausland. Besonders erwähnt soll hier jene mit Japan werden, die ihm wertvolles ostpaläarktisches Material brachte.
Dr. Bocksleitner war Mitarbeiter der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft am Oberösterreichischen Landesmuseum, besuchte aber vor allem die Abende der in Gmunden, wo er ein Ferienhaus besaß, zusammentreffenden Salzkammergut-Runde, und Mitglied der Wiener Entomologischen Gesellschaft.
Den Kontakt mit den Linzer Entomologen-Kollegen frischte er jeweils besonders bei den Jahrestagungen auf. Hier teilte er unter anderem interessante Funde mit, wie einen seiner letzten besonderen, die Auffindung von Sphecia crabroniformis LEWIN, einer vorher nur vom Pfenningberg bei Linz bekannten Species, im August 1974 vor jenem Haus in Gmunden, in dem der bekannte oberösterreichische Lepidopterologe Dr. Wilhelm Mack jahrelang gewohnt hatte. Mit dem Tode Dr. Wilhelm Bocksleitner verlor Oberösterreich einen seiner großen Lepidopteren-Sammler. Sein Lebenswerk, eine etwa 75 000 Stück umfassende, in über 450 50 X 40 Zentimeter messenden Insektenladen untergebrachte Kollektion bleibt uns durch die Übernahme in die Bestände des Oberösterreichischen Landesmuseums erhalten. Einer detaillierten Auswertung der Sammlung für die Landesfaunistik steht außer Zeit- und Bearbeitermangel nichts im Wege.
THEISCHINGER, G., 1976: Dr. Wilhelm Bocksleitner 14. April 1915 - 24. August 1975. - Jb. Oberö. Mus. Ver. Linz, 121(II): 35-36 (m. Porträt).
Angaben zu Wilhelm Bocksleitner aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1983
Pate Wilhelm Bocksleitner
Nachruf Wilhelm Bocksleitner (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 121b)
Parte Wilhelm Bocksleitner

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