stehend von links nach rechts: M. Priesner, K. Kusdas, R. Wolfschläger, J. Wirthumer, Feichtinger, Haidenthaler, Waras, Wollendorfer, Rajecky, J. Häuslmayr, E. Hoffmann; sitzend von links nach rechts: S. Hein, R. v. Kulmburg, L. Müller, Th. Kerschner, H. Huemer, A. Naufock

Johann (Hans) Huemer

* 4.4.1858 Linz
† 13.3.1935

Johann (Hans) Huemer

"geistiger Vater" d. OÖ. Landes-Bienenzuchtvereins, Mitbegründer u. erstes Ehrenmitglied;
geb. 04.04.1858 in Linz a. d. Donau, gest. 13.03.1935 in Linz im 77. Lebensjahr. Mit den Schmetterlingen befasste sich Huemer schon von Kindheit an; Bienenzüchter und Entomologe; österr. Kriegsmarine ermöglichte ihm Reisen nach Südosteuropa, Asien, Südafrika und Brasilien - nutzte die Landaufenthalte stets für entomol. Sammlungen (Schmetterlingsfang, vor allem amerikanische). Nach Unfall Austritt aus der Marine, im väterlichen Gärtnereibetrie von nun an tätig; machte sich um die entomol. Sammlungen des oberösterr. Landesmuseums verdient. Auf 2 längeren Reisen nach Nordamerika (1883-1884, 1896) lernte er die dortigen Bienenzuchtmethoden durch Rev. John Friedl kennen und versuchte diese auch in Österr. einzuführen. Mitbegründer des oberösterr. Landesbienenzüchterverein in Linz und er betätigte sich als unermüdlicher Wanderleh-rer. Ehrenmitglied des Österr. Ent. Ver. Sammelte in der weiteren Umgebung von Linz, Schoberstein bei Trattenbach (nächst Steyr) und Eisenerzer Reichenstein; besonderes Interesse Parnassiern und Zucht von Aglia tau L.; engste Verbindung mit Hagenstecher und Standfuß; nach ihm benannt Arten: Parnassius delius als ab. huemeri; Sammlung dem Landesmuseum in Linz vermacht.
5 Veröff.: (1924-1958) z. T. über Bienen.
??, 1935: Johann Huemer +. - Z. d. Österr. Ent.-Ver. 20 (5): 36.
MÜLLER, L., 1935: Hans Huemer +. - Z. d. Österr. Ent.-Ver. 20 (6): 45-47.
SANTIFALLER, L., 1965: Huemer Hans.- Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950. 3: 4-5.



Hans Huemer +
Am 13. März 1935 starb im Spital der Barmherzigen Brüder zu Linz im hohen Alter von fast vollendeten 77 Jahren der Nestor der entomologischen Gemeinde Linz, der Private Hans Huemer.
Hier am 4. April 1858 geboren, zog es ihn nach Absolvierung der Unterrealschule zur österreichischen Kriegsmarine, bei welcher er als Freiwilliger Aufnahme fand und bis zum Jahre 1880 diente. In dieser Zeit, an welche sich Huemer immer sehr gerne erinnerte, hatte er Gelegenheit, die Levante kennen zu lernen. Nach Absolvierung einiger maritimer Kurse, meldete er sich immer auf in Ausrüstung befindliche Schiffe, um möglichst viel von der Welt kennen lernen zu können. So gelang ihm auch seine Einteilung auf Sr. Maj. Schiff "Saida" zu erhalten, welches zu einer Weltreise mit Erzherzog Stephan auslief. Hiebei wurden in 300tägiger Fahrt 24.000 Seemeilen, davon 20.000 mit Segel und 4.000 mit Dampf, zurückgelegt. Diese Reise ging von Pola über Gibraltar nach Brasilien, von dort zurück nach Kapstadt, weiter über St. Helena nach Martinique und Jamaika, endlich nach New York; nach längerem Aufenthalte dortselbst ging die Reise über Lissabon, Gibraltar wieder nach dem Heimathafen Pola zurück. Auf diesen Reisen benützte Huemer die Landaufenthalte zum Sammeln von Insekten, besonders Schmetterlingen, in der Umgebung der angelegten Küstenstädte.
Nachdem Huemer den Dienst bei der Marine 1880 infolge eines Unfalles (hiebei schwerhörig geworden) verlassen hatte, half er seinen Eltern zu Hause bei der Bewirtschaftung ihres größeren Besitzes, auf welchem dieselben die Gärtnerei betrieben. Lange hielt es ihn jedoch nicht zu Hause; sein Drang in die Ferne war mächtig und er beschloß im Mai 1883 zu seinem Freunde Rev John Friedl im Staate Wisconsin, Nordamerika, zu fahren, welche Reise ihm seine Eltern finanziell ermöglichten. Bei diesem Freunde erlernte er die Geheimnisse rationeller Bienenzucht. Im September 1884 kam Huemer wieder nach Europa zurück, um bald darauf, April 1886, seine dritte Reise nach Nordamerika anzutreten, wo er bis zum Herbst verblieb, dabei fleißig sammelnd.
Seit 1880 arbeitete Huemer zusammen mit Hauptmann Carl Neweklowsky, Emil Munganast und Präparator Franz Xaver Häring an der entomologischen Sammlung des Museums. Er spendete schon damals fortlaufend wertvolles Material. Huemer war es hauptsächlich, der die Schmetterlingsammlung betreute und durch seinen urwüchsigen Humor die mühevolle Arbeit würzte. Damals befand sich ja das Museum noch im alten Bau, der dann nachher für das Landesarchiv umgestaltet worden ist. Wertvolle Hilfe leistete Huemer dann später bei der Einrichtung des neuen Museums, er half die Insektensammlungen, besonders die Schmetterlingsammlung zu vermehren und zu bestimmen und arbeitete im Museum noch bis zum Kriegsbeginn ständig mit.
Nach Verwertung seiner amerikanischen Fänge setzte er in Linz seine entomologische Tätigkeit, Fang und Zucht von Lepidopteren, mit großem Eifer fort, besuchte zu diesen Zwecken oft die Berge der Voralpen, z. B. den Schoberstein über 100mal, Schieferstein, Prielgebiet und dehnte seine Besuche auch auf den Eisenerzer Reichenstein (über 50mal) aus. In diese Zeit fällt seine Bekanntschaft mit namhaften Entomologen, dem bekannten Parnassius-Forscher Dr. Pagenstecher und durch eifrige Aglia tau - Zuchten mit dem Professor vom Polytechnikum Zürich Dr. M. Standfuß. Beide Fachgelehrte benannten Huemer zu Ehren, ersterer eine delius ab., letzterer ein tau Mutation als Ab. huemeri, bzw. mit huemeri.
Seine in Amerika erworbenen Kenntnisse in der Bienenzucht verwertete Huemer in großzügiger Weise bei der Gründung des Oberösterreichischen Landesbienenzüchtervereines, sich bei demselben einige Jahre als Wanderlehrer betätigend. In Anerkennung seiner Verdienste um den Verein wurde Huemer zum Ehrenmitglied ernannt.
Die Lauterkeit seines Charakters, seine dadurch bedingte Gutgläubigkeit brachte es mit sich, dass Huemer in seinen letzten Lebensjahren durch die Untreue eines Nachbars um seinen indessen wertvoll gewordenen Besitz kam und in äußerst dürftige Verhältnisse geriet. Wenn ihn auch dieses Unglück nicht brechen konnte, so hat es doch seinen Lebensabend verbittert. Huemer war ledig geblieben und wurde zum Schlusse nach dem Tode seiner Schwester, mit welcher er die Wirtschaft führte, von zwei in seinem Hause aufgewachsenen, selbst besitzlosen Frauen, notdürftig betreut.
Seine viele Nordamerikaner und durch Tausch auch Exoten enthaltende Sammlung ging letztwillig in den Besitz des Landesmuseums über.
Huemer behielt seinen Humor, Gedächtnis und geistige Frische bis zu seinen letzten Lebenstagen, ja er erheiterte im Spital sogar noch seine Leidensgenossen mit lustigen Begebenheiten aus seiner Marinedienstzeit. Im Kreise seiner Freunde rezitierte er oft selbstverfasste Knittelverse auf Entomologen seiner Zeit gemünzt, lustige Intermezzos beinhaltend. Die stark zugenommene Taubheit der letzten Jahre ließ Huemer die Gesellschaft meiden; er war daher der jungen Entomologengeneration wenig bekannt. Die ältere Generation jedoch erinnert sich gerne des aufrechten Mannes und wird dem verdienten Entomologen stets ein freundliches Andenken bewahren.
aus Hein S., 1937: Hans Huemer (Nachruf). - Jb.OÖ.Mus.-Ver.: 87: 76-78.


Hans Huemer +
Kaum vier Wochen nach Dr. Binder hat der unerbittliche Tod ein weiteres Opfer aus den Reihen der oberösterreichischen Entomologen gefordert: Hans Huemer, unser Nestor, starb am 13. März 1935 im 77. Lebensjahre; er wurde am Linzer Friedhofe beerdigt.
Hans Huemer war am 4. April 1858 in Linz geboren. Er sollte wohl ursprünglich studieren und absolvierte die Unterrealschule, trat aber dann als Freiwilliger in die österreichische Kriegsmarine ein, in deren Verband er ein schönes Stück Welt kennen lernte; besonderen Eindruck machten ihm die Fahrten in der Levante (Smyrna 1876 usw.) sowie die Teilnahme an der Weltreise des Erzherzogs Stefan im Jahre 1879, die ihn nach Brasilien, Kapstadt, Jamaika und Kuba bis New-York und zurück nach Pola führte. Durch einen Unfall schwerhörig geworden, mußte er 1880 den Marinedienst aufgeben und beschäftigte sich weiterhin im väterlichen Gärtnereibetriebe, den er später zusammen mit seiner älteren Schwester selbständig im bescheidensten Umfange weiter führte. Huemer hat nie geheiratet, von seiner Schwester betreut, fühlte sich der ungemein anspruchslose Mann in seinem bescheidenen Wohlstande und in der Beschäftigung mit seinen Schmetterlingen hinlänglich glücklich. Als seine hochbetagte Schwester vor mehreren Jahren starb, gab auch Huemer die Gartenwirtschaft auf und gedachte als bescheidener Rentner in seinem Zwergenhäuschen in der Stockhofstraße, einem wahrhaftigen Alt-Linzer Relikte, ein ruhiges Alter zu erleben. Da erreichte ihn aber vor etwa drei Jahren die Katastrophe: ein ungetreuer Freund betrog ihn um sein Haus und den wertvollen Gartengrund und Huemer war ein Bettler! Außer der Wohnung, die er sich beim Verkauf des Hauses vorbehalten hatte, besaß er nichts mehr; zwei Frauen, die im Hause aufgewachsen waren und nun als Bedienerinnen kümmerlich ihren Unterhalt verdienen, nahmen sich in rührender Aufopferung des alten Mannes an und schützten ihn wenigstens vor dem Hunger. Den harten Schlag hat Huemer nicht mehr verwunden; eine schwere asthmatische Erkrankung, fast völlige Schlaflosigkeit und Herzschwäche, wozu sich dann noch Wassersucht gesellte, nötigten zuletzt zu seiner Ueberführung in ein Krankenhaus, wo ihn nach einigen Monaten schweren Leidens der Tod erlöste.
Mit den Schmetterlingen befaßte sich Huemer schon von Kindheit an. Während seiner Marinezeit benützte er jeden Landurlaub zum eifrigen Schmetterlingsfang, speziell die Amerikaner hatten es ihm angetan, so daß er später auch von Linz aus auf eigene Kosten zwei längere Reisen nach Nordamerika unternahm, vom Mai 1883 bis September 1884 und vom April bis Oktober 1896. Während der ersten Reise wurde er von seinem Freunde Rev. John Friedl in die Geheimnisse rationeller Bienenzucht eingeführt; nach seiner Rückkehr gründete er in Linz den o.-ö. Landes-Bienenzüchterverein und betätigte sich als unermüdlicher Wanderlehrer; durch die Ernennung zum Ehrenmitglied dieses Vereines fanden seine Verdienste eine Anerkennung, die ihn sehr freute.
In Oesterreich sammelte Huemer vor allem in der näheren und weiteren Umgebung von Linz; außerdem hatte er sich zwei Lieblingssammelplätze gewählt, den 1278 m hohen Schoberstein bei Trattenbach nächst Steyr, den er 104 mal besuchte, und den Eisenerzer Reichenstein, 2161 m, in dessen Bereich er 50 mal gelangte. Mit Ausnahme des modernen Lichtfanges entwickelte Huemer hiebei alle Fangmethoden und erzielte insbesonders am Köder große Erfolge.
Ein besonderes Interesse widmete Huemer den Parnassiern und der Zucht von Aglia tau L.; er stand mit den hervorragendsten Entomologen seiner Zeit in engster Verbindung, so mit Pagenstecher und Standfuß; letzterer benannte eine von Huemer erzielte neue tau-Mutation als mut. huemeri. (Frankf. E. Z. XXVI, Nr. 1 und Schweiz. E. G. XII, 5/6); leider erhielt Huemer von dieser neuen Mutation bloß 6 Männchen, 4 Weibchen der tau- und 1 Männchen der melaina-Form; alle Versuche einer weiteren Nachzucht blieben erfolglos. Auch Pagenstecher hatte ein von Huemer gefundenes Weibchen von Parnassius delius als ab. huemeri benannt. - Seine Sammlung hat Huemer letztwillig dem Landesmuseum in Linz vermacht.
Huemer behielt seine volle geistige Frische, sein fabelhaftes Gedächtnis und vor allem seinen goldenen, nie verletzenden Humor bis zum letzten Atemzuge. Noch vor Kurzem wendete er sich nachdrücklich in der Presse gegen die Propaganda für die Seidenraupenzucht in Oberösterreich, wodurch angeblich besonders den Kriegsbeschädigten geholfen werden sollte; in vertrautem Kreise vermochte er seine Knittelverse wortgetreu zu rezitieren, die er vor 30 und mehr Jahren auf die damaligen Entomologen, zum Preise der Bienen usw. gedichtet hatte, und noch im Spital erheiterte er seine Leidensgenossen durch allerhand Schnurren aus seiner Marinezeit! - Unsere jüngere Entomologengeneration hat den alten, schwerhörigen und nicht mehr viel in Gesellschaft verkehrenden Herrn kaum mehr gekannt; wir aber werden diesem ausgezeichneten, theoretisch und praktisch erfolgreichen Entomologen stets ein freundliches Andenken bewahren. Die Erde sei ihm leicht!
aus Müller L., 1935: Hans Huemer + (Nachruf). - Z.Österr.Ent.Ver.Wien 20: 45-47.


Huemer Hans, Bienenzüchter und Entomologe. *Linz a. d. Donau, 4.4.1858; +ebenda, 13.3.1935. Nach Besuch der Unterrealschule in die österr. Kriegsmarine eingetreten, machte er Fahrten nach Griechenland und Kleinasien sowie eine Weltreise auf der "Saida" mit, die ihn u. a. nach Südafrika, Brasilien, den westind. Inseln und nach den USA führte, wobei er die Landaufenthalte stets zu entomolog. Smlgn. benützte. Nach einem Unfall 1880 ausgeschieden, war er im elterlichen Gärtnereibetrieb tätig und machte sich um die entomolog. Smlgn. des oberösterr. Landesmus. verdient, dem er auch seine eigenen, in der Heimat weiter vermehrten Smlgn. hinterließ. Auf Reisen in Nordamerika 1883/84 und 1896 lernte er die dortigen Bienenzuchtmethoden kennen und bemühte sich, diese in Österr. einzuführen (amerikan. Breitwabenstock, Alley-Methode der Weiselzucht). Als verdienstvoller Mitbegründer des oberösterr. Landesbienenzüchterver. entfaltete er als Wanderlehrer eine rege Tätigkeit und gründete mehrere Ortsgruppen. Seine Schmetterlingszucht galt in erster Linie den Parnassiern.
aus Obermayer-Marnach E., 1961: Huemer Hans (Biographie). - Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 3: 4-5.


Huemer Hans, * 4. April 1858 in Linz. Besuchte die Unterrealschule in Linz und trat hierauf in die österreichische Kriegsmarine ein (bis 1880). Bereiste den östlichen Teil des mittelländischen Meeres, Südafrika, Brasilien, die westindischen Inseln und dreimal die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Erforschung der Schmetterlinge. Sammelte in Oberösterreich (Schoberstein, Schieferstein, Prielgebiet und Reichenstein). Langjährige Zuchten von Parnassiern, Colias und Aglia.
aus Krackowizer F. & F. Berger, 1931: Im biographischen Lexikon des Landes Österreich ob der Enns, erschienen in Linz und Passau, wurde Huemer Hans auf p. 136 biographisch skizziert.


Hans Huemer +
Die Imkerschaft Oberösterreichs hat neuerlich einen überaus schweren Verlust zu beklagen. Unser hochgeschätztes Ehrenmitglied, unser lieber Hans Huemer, der vor 45 Jahren an der Wiege des neugegründeten Oberösterreichischen Landes-Bienenzüchtervereines stand, ist in ein besseres Jenseits abberufen worden. Wir haben ihn am 15. März in tiefer Ergriffenheit und stiller Wehmut zu Grabe geleitet. Hans Huemer, den wir alle ob seines lauteren Charakters, seines reichen apistischen Wissens und Könnes und nicht zuletzt seines köstenlichen Humors wegen verehrten und schätzten, hat ein reich bewegtes, sonniges und naturnahes Leben geführt. Leider mußte er in seinen letzten Lebensjahren mit materiellen Sorgen kämpfen, obwohl auf seinem väterlichen Erbe in Linz zu seinen Gunsten eine größere Schuld intabuliert ist, für die ihm aber sein Schuldner in den letzten Jahren nicht einmal die Zinsen bezahlte.
Am 4. April 1858 in Linz geboren, trat er nach Absolvierung der Unterrealschule als Freiwilliger in die österreichische Kriegsmarine ein. Seine vielen Fahrten führten ihn zunächst einige Jahre nach Griechenland und Kleinasien; dann hatte er das Glück, die Weltreise mit Erzherzog Stephan auf der Korvette "Saida" mitmachen zu können. Viermal hat er dabei den Atlantischen Ozean gekreuzt und Südafrika, Brasilien, die westindischen Inseln und die Vereinigten Staaten von Nordamerika angefahren. In 300 Tagen legte die "Saida" 20.000 Seemeilen mit Segeln und 4000 Seemeilen mit Dampf zurück.
Im Jahre 1880 kehrte er nach Beendigung der Marinedienstzeit in seine Heimatstadt Linz zurück und half seinem Vater bei den umfangreichen Gartenarbeiten des eigenen Besitzes.
Im Jahre 1883 unternahm er die zweite Reise nach Nordamerika, um seiner naturwissenschaftlichen Liebhaberei, dem Käfer- und Schmetterling-Sammeln sich hingeben zu können. In dieser Zeit erlernte er auch bei seinem Freunde Rev. John Friedl in Santville Wisconsin die Bienenzucht, in der er es zu anerkannter Meisterschaft brachte. Im April 1884 bereiste er die Südstaaten und hielt sich sogar fünf Monate in einem Indianer-Territorium auf. Ende 1884 kehrte er mit reicher Sammelbeute nach Europa zurück.
Noch ein drittes Mal - im Jahre 1896 - reiste er in die Vereinigten zu seinem Freund und Lehrer in der Bienenzucht, Friedl, der übrigens ein Jahr vorher mit einer Anzahl amerikanischer Freunde Huemer in Linz besucht hatte. Sein Freund Friedl hat damals in der Monatsversammlung des Oberösterreichischen Landes-Bienenzuchtvereines in Linz einen interessanten Vortrag über die amerikanische Bienenzucht gehalten.
Huemer, der in den ersten zehn Bestandsjahren unseres Landesvereines als Wanderlehrer aufopfernd und mit überzeugender Beredsamkeit tätig war, hat eine Ortsgruppe nach der anderen für den Oberösterreichischen Landesverein gegründet. Erfolgreich und mit fein-sarkastischem Humor kämpfte er mit nobler Klinge gegen den damals in Oberösterreich noch verbreiteten Wiener Reichsverein.
Obwohl er vor mehr als 50 Jahren den amerikanischen Breitwabenstock bei uns eingeführt hat, und von den Vorteilen der Breitwabe schon damals klar überzeugt war - Stummvoll hat 20 Jahre später den sogenannten österreichischen Breitwabentock konstruiert - hat er als Wanderlehrer niemals Propaganda für seine Lieblingstockform gemacht, weil er sah, daß der Vereinsständer sozusagen bodenständig im Lande war und ein richtiger Imker auch mit dieser Beute schöne Erfolge erzielen konnte. Huemer war auch einer der Ersten, der seinerzeit beherzt für die Zuckerfütterung eingetreten ist, obwohl gerade von Wien her dagegen scharf Stellung genommen wurde.
Unvergängliche Verdienste hat er sich als Vorkämpfer der modernen Weiselzucht in Oberösterreich erworben.
Er befürwortete bei uns die "Allen Methode", die sich ausgeschnittener Brutsreifen bedient und von Mr. Allen schon im Frühjahr 1883 in seinem Buche: "The new method of Queen Bearing" ("Die neue Methode der Weiselzucht") beschrieben wurde. Der Deutsche Wankler hat erst ein halbes Jahr später auf der Wanderversammlung in Frankfurt a.M. 1883 sein Umlarvverfahren bekanntgegeben.
Huemer stellte im Deutsch-amerikanischen Streit um die Priorität der künftlichen Weiselzuchterfindung unwiderleglich fest, daß Wankler in Europa und Allen in Amerika fast zur gleichen Zeit die moderne Weiselzucht, zwar auf verschiedenen Wege, jedoch mit dem gleichen Ziele erfunden haben. Er hat auch im Jahre 1892 auf der Donaufahrt von Wien nach Budapest zur 37. Wandererversammlung deutscher und österreichisch-ungarischer Bienenwirte dem Altmeister Dr. Dzierzon die amerikanische Weiselzuchtmethode nach Allen erklärt. Da Huemer in Budapest damals ausstellte, konnte er dem Altmeister an der Hand seiner Ausstellungsobjekte das Brutstreifenschneiden und das Einkleben in den Zuchtrahmen praktisch vorführen. Am Dampfer war die alte Garde der Bienenzüchter versammelt: Dr. Dzierzon, Baronin Berlepsch, Vogel, der alte Günther (ein Schüler Berlepsch'), der alte Gatter (ein Schüler von Freiherrn von Ehrenfels), Dr. Kühl, Dr. Beck von Managetta usw. Als Dr. Dzierzon sein Mittagsschläfchen absolviert hatte, zeigte ihm Huemer, wie die Amerikaner die Weiselzucht betreiben. "Ja" meinte Dr. Dzierzon, "das mache ich viel einfacher. Ich schneide nur in eine Brutwabe ein viereckiges Loch, da bauen mir die Bienen die schönsten Weiselzellen hinein." Huemer sagte: "Ja, so machten es auch früher die Amerikaner; nachdem aber beim Ausschneiden der Weiselzellen nur einige Zellen brauchbar bleiben und die anderen zerstört werden, ist die amerikanische Methode ein bedeutender Fortschritt", worauf Dr. Dzierzon antwortete: "In dieser Beziehung haben Sie recht. Ich habe von der amerikanischen Weiselzucht schon gehört, aber gesehen habe ich dieselbe heute zum ersen Male."
Wahrhaftig, unser Landesverein hätte keinen besseren Vertreter als Huemer zur Wanderversammlung abordnen können. Er war damals im Jahre 1892 und im fogenden Jahre Obmannstellvertreter, bzw. zweiter Obmann unseres Landesvereines. Für immerwährende Zeiten bleibt der erfreuliche Aufstieg unserer Organisation, ihre gesunde Entwicklung und der fachliche Fortschritt in der heimatlichen Bienenzucht in dieser Epoche mit seinem Namen verbunden.
Viel zu früh hat ihn leider ein auftretendes Gehörleiden gezwungen, seine Tätigkeit als Wanderlehrer für unseren Verein einzustellen. Doch hat er es sich nicht nehmen lassen, anläßlich des 40jährigen Bestandes einiger Ortsgruppen, die er seinerzeit selbst gegründet hat, wiederum als Jubiläums-Wanderredner aufzutreten. Unbeschreiblich war auch der Jubel, den Huemer im Jahre 1930 auf der 40. Generalversammlung unseres Landesvereines in Linz mit seinem köstlichem "Rückblick" auf die Gründungsjahre und seine eigene Tätigkeit im Verein" auslöste. Voll sonnigem Humor, mit unnachahmlicher Mimik unterstreichend, sprudelte der alte Seebär seine Worte in die spannend lauschende Festversammlung, die ihn und seine damals noch lebenden vier Gründerkollegen zu Ehrenmitgliedern ernannte.
Nun ist er von uns gegangen. Der Präsident hat ihm am offenen Grabe in einem tiefempfundenen Nachruf im Namen unserer 11.700 Mitglieder für all das gedankt, was er für den Landesverein und die oberösterreichischen Imker in vorbildlicher und uneigennützigster Weise geleistet hat. Unser lieber Huemer war ein Imker von Gottes Gnaden! Wir wollen Bienenblumen auf seinem Grabhügel pflanzen, zum Zeichen unserer Dankesschuld, die uns auch über sein Grab hinaus allzeit mit ihm verbindet. Der Allmächtige schenke ihm den Frieden!
aus Anonymus, 1935: Hans Huemer +. - Mitt. über Bienenzucht 46/4, Linz: 64-67.


Zeitschrift des Österreichischen Entomologen-Vereines 20. Jahrgang, 1935,36
Abermals hat der Tod dem Oesterreichischen Entomologen-Verein drei treue Mitglieder entrissen.
Wie wir erst jetz erfahren haben, ist am 29. Oktober 1934 Herr Oberrevident Georg Eckart, Wien entschlafen.
Am 3. März d. J. starb in Wien Herr Paul Lekié, Kaufmann, an einem tückischen Leiden.
Am 13. März ist in Linz eines unserer ältesten Mitglieder, Herr Johann Huemer im 78. Lebensjahr verschieden.
Wir werden ihnen allen ein treues Andenken bewahren.
Die Vereinsleitung.

Angaben zu Hans Huemer aus Jahrbuch des Oberösterr. Musealvereins 1924

Kurzbiographie von Hans Huemer [aus www.biographien.ac.at/]

Kurzbiografie Hans Huemer

Biografie Hans Huemer
Entomologische Forschung in Oberösterreich, Stand 1958 (Z. Wiener Ent. Ges. Bd. 43)
Lepidopterenforschung in Oberösterreich, Stand 1922 (aus Jber. Oberösterr. Musealver., Bd. 79)
Kurzdaten Hans Huemer (aus Krackowizer-Berger, Biographisches Lexikon des Landes Oberösterreich ob der Enns, 1931)
Nachruf Hans Huemer (aus Jb. Oberösterr. Musealver. 87)
Nachruf Hans Huemer (aus Mitt. Bienenzucht)

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