Pater Karl Ignaz Blasius Hanf
* 30.10.1808 St.Lambrecht, Obersteiermark
† 2.1.1892
Pater Karl Ignaz Blasius Hanf
# Ornithologe;
geb. 30.10.1808 in Lambrecht, gest. 02.01.1892 in Mariahof
Kaplan/Pfarrer in Mariahof und St. Blasen; Ornithologe
39 Veröff.: (1854-1890) über heimische Vögel (Bereich: Steiermark, Kärnten)
MECENOVIC, K., 1975: Führer durch die vogelkundliche Sammlung des Naturwissenschaftlichen Museums im Benediktinerstifte St. Lambrecht i. d. Steiermark. - Selbstverlag des Benediktinerstiftes Lambrecht i. d. Steiermark, 24-27.
HANF war das fünfte Kind des damaligen Stiftsapothekers Carl HANF von St. Lambrecht. Da er seinen Vater schon frühzeitig verlor und die Mutter mit den Kindern von einer kleinen Gnadenpension leben musste, wuchs er unter sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule in St. Lambrecht, der Normalschule des Stiftes Admont, des Gymnasiums in Judenburg und der Universität in Graz trat er 1828 in das Benediktinerstift St. Lambrecht ein und erhielt dort den Ordensnamen Blasius. Nach der Priesterweihe im Jahre 1832 wirkte er von 1833 bis 1843 als Kaplan in Mariahof und hatte von 1843 bis 1853 das Pfarramt in Zeutschach inne. 1853 kehrte er als Pfarrer nach Mariahof zurück, wo er starb. In seinen freien Stunden widmete er sich ursprünglich der Jagd. Bei dieser Gelegenheit erlegte er im März 1833 einen Kranich, den weder er noch die Jäger seiner Umgebung kannten. Also sah sich HANF genötigt, ein ornithologisches Werk anzuschaffen, um den seltenen Vogel bestimmen zu können. Entscheidend für seine weitere wissenschaftliche Tätigkeit war, dass er damals das zwölfbändige Standardwerk "Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas" von NAUMANN erwarb. Seit dieser Zeit führte HANF systematische Aufzeichnungen über seine Beobachtungen und sein ornithologisches Tagebuch ist im Original im Stift St. Lambrecht verwahrt. Kopien davon besitzen die Universität Graz, das Landesmuseum "Joanneum" in Graz und die Forschungsstätte "Pater Blasius Hanf" am Furtnerteich (Mariahof).
Da HANF außerordentlich geschickt im Präparieren der Vögel war und kein geschossenes Exemplar verderben ließ, wuchs seine Sammlung rasch und umfasste bei seinem Tod mehr als 2.000 Exponate. Dazu kommen noch mindestens 800 Präparate, die er Schulen oder Freunden überließ. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 erregte eine Auswahl seiner Präparate berechtigtes Staunen und wurde mit hohen Preisen ausgezeichnet. Heute ist die HANFsche Kollektion in eine modern gestaltete Schausammlung und in eine Studiensammlung gegliedert, die beide im Stift St. Lambrecht untergebracht sind. Sie stellen eine vielbesuchte ornithologische Sehenswürdigkeit dar.
Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind besonders jene aufschlussreich, in denen er über das Brutvorkommen des Mornellregenpfeifers, Eudromias morinellus, in den Seetaler Alpen, über den jährlich dreimaligen Federwechsel des Alpenschneehuhns, Lagopus mutus, über die Fortpflanzungsbiologie des Fichtenkreuzschnabels, Loxia curvirostra, und des Kuckucks, Cuculus canorus, berichtet. Eine Zusammenfassung aller seiner Beobachtungen enthält die Arbeit: Die Vögel des Furtnerteiches, 1. und 2. Teil, 1883 und 1884. Folgende Arten hat HANF erstmalig für die Steiermark nachgewiesen:
Gelbschnabeltaucher, Calonectris diomedea
Eiderente, Somateria mollissima
Rötelfalke, Falco naumanni
Zwergsumpfhuhn, Porzana pusilla
Kleines Sumpfhuhn, Porzana parva
Mornellregenpfeifer, Eudromias morinellus
Kiebitzregenpfeifer, Numenius phaeopus
Teichwasserläufer, Tringa stagnatilis
Temmnickstrandläufer, Calidris temminckii
Alpenstrandläufer, Calidris alpina
Sumpfläufer, Limicola falcinellus
Stelzenläufer, Himantopus himantopus
Spachtelraubmöve (Mittlere Raubmöve), Stercorarius pomarinus
Zwergohreule, Otus scops
Sperbereule, Surnia ulula
Kurzzehenlerche, Calandrella brachydactyla
Rotkehlpieper, Anthus cervinus
Spornpieper, Anthus novaeseelandiae
Raubwürger, Lanius excubitor
Rohrschwirl, Locustella luscinioides
Zwergfliegenschnäpper, Ficedula parva
Weißsterniges Blaukehlchen, Cyanosylvia svecica cyanecula
Rotsterniges Blaukehlchen, Cyanosylvia svecica svecica
Beutelmeise, Remiz pendulinus
Rosenstar, Sturnus roseus
Diese Forschungsergebnisse fanden in der Fachwelt so starken Widerhall, dass HANF mit allen damals berühmten Ornithologen in lebhaftem Gedankenaustausch stand und dass der Pfarrhof von Mariahof das Ziel von Alfred BREHM, Wilhelm und Rudolf BLASIUS, Baron Stefan v. WASHINGTON, Freiherrn Ritter TSCHUSI zu Schmidhoffen, Othmar REISER, Eduard SEIDENSACHER u. v. a. war.
Im Laufe seines reichen Forscherlebens wurden ihm zahlreiche Ehren zuteil; der naturwissenschaftliche Verein für Steiermark und der Verein für Vogelkunde und Vogelschutz in Salzburg verliehen ihm ihre Ehrenmitgliedschaft und das Verdienstkreuz mit goldener Krone war eine Anerkennung von höchster staatlicher Stelle. Nach seinem Tode errichtete der Ornithologische Verein in Wien im Jahre 1897 für ihn ein Denkmal in der Form eines Obelisken, der auf einer Anhöhe in der Nähe der Kirche von Mariahof steht. Die Steiermärkische Landesregierung schuf 1963 am Furtnerteich eine Forschungsstätte, welche in Traditionsverbundenheit den Namen des großen steirischen Ornithologen trägt und seine Forschungen kontinuierlich weiterführt.
Literatur: ANONYMUS 1892a; ANONYMUS 1892b; Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980, 1985 - EOS-Verlag; FOSSEL, C. HABLE, E. & STEINBACH, J. 1988: Forschungsstätte Blasius Hanf. - Amt der Stmk. Landesregierung, Fachstelle Naturschutz: Pater Hanf und die Vögel (1808-1948): 5-6. GEBHARDT, L. 1964: 134; HABLE, Erich & Ilse PRÄSENT, 1980: Die Vögel des Bezirkes Murau unter besonderer Berücksichtigung ihres Vorkommens in den Schwarzenbergischen Besitzungen. - Schwarzenbergischer Almanach 1980, Schwarzenbergische Archive Murau: 395-488. HABLE, E. & I. PRÄSENT, 1990: Die Forschungsstätte "Pater Blasius Hanf" am Furtnerteich. - Schwarzenbergische Archive Murau, Stmk.: 185-187. HABLE 1991; KRAUSZ, F. 1893: P. Blasius Hanf (Nachruf) - Grazer Schreibkalender 109: 78-80. KRISO, F. 1882: Blasius HANF: Grazer Schreibkalender 109: 78-80. MECENOVIC 1975a; RUSZ 1892; SCHAFFER, A. 1904: Pfarrer Blasius Hanf als Ornithologe. - Eigenverl. Benediktinerstift St. Lambrecht. SCHÖNBECK, H. 1959: Pater Blasius Hanf. Zur Erinnerung an den 150. Geburtstag. - Mitt. naturwiss. Ver. Steiermark, 89: 132. TSCHUSI 1892; WEIZER 1882; ZAPF, J. 1965: Blasius Hanf, ein Pfarrer, ein Ornithologe, ein Präparator. - Carinthia II, 77, Mitt. naturwiss. Ver. Kärnten: 152-154.
Nachruf Karl Ignaz Blasius Hanf (aus Mitt. Ornith. Ver. Wien 1892)
Biografie Karl Ignaz Hanf_ (Gebhardt L., 1964, Die Ornithologen Mitteleuropas)
Nachruf Blasius Hanf (Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark Bd. 89)
Nachruf Carl_(Blasius) Hanf (aus Ornithologisches Jahrbuch Bd 3)
Datenblatt Blasius Hanf (aus Wikipedia, Stand Februar 2015)
150 Jahre Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark (aus Mitt. Naturwiss. Ver. Steiermark 144)
Lebensdaten Blasius [Karl Ignaz] Hanf (aus Führer zur Sammlung des Stiftes St. Lamprecht, Steiermark 1975)
Nachruf P. Blasius Hanf (aus Ornithologische Monatsschrift 17)