Dr. Stefan Freiherr von Washington

* 17.6.1858 Pöls, Steiermark
† 9.9.1899

Dr. Stefan Freiherr von Washington

# Ornithologie;
Edler von, Freiherr, Dr., *17.6.1858 in Pöls (Weststeiermark), + 9.9.1899 in Palermo (Sizilien).
Der ausgedehnte Park seines Schlosses in Pöls mit altem Baumbestand, Teichen, Gebüschen und die noch nicht regulierten Flussbette der Mur und Kainach boten schon dem jungen Menschen reiche Beobachtungsmöglichkeit und schulten seine systematischen Kenntnisse. Im Schlosspark zu Pöls steht heute noch eine mächtige Griechische Tanne, Abies cephalonica, die als Setzling mittels Kurier vom griechischen König anläßlich der Geburt Stefan WASHINGTONs überbracht wurde (mündliche Mitteilung von Dipl.-Ing. R. ALLESCH, Schloss Pöls). Seine peinlich genau geführten ornithologischen Aufzeichnungen enthalten wertvolle Aufschlüsse über die Avifauna seines Gebietes um die Jahrhundertwende und sind noch zum Teil an der Forschungsstätte "Pater Blasius HANF" am Furtnerteich, Mariahof, vorhanden.
1886 veröffentlichte er in den Mitteilungen des Ornithologischen Vereines Wien X: 278-283 eine dankenswerte und mühevolle Zusammenstellung über "Die Vulgärnamen der Vögel Steiermarks". Ebenda erschien im gleichen Jahr der Beitrag "Über das Vorkommen des Zwergadlers, Aquila pennatus, in der Steiermark" X: 253-254. WASHINGTON erbrachte damit den Erstnachweis dieser Art für die Steiermark, dem weitere Erstnachweise nachstehender Arten folgten:
Eistaucher, Gavia immer, 1883 an der Mur bei Wildon, Belegexemplar seinerzeit auf Schloss Lannach (PRÄSENT 1974).
Singschwan, Cygnus cygnus, ein erlegtes Exemplar 1867 auf dem Dobler Feld (PRÄSENT 1974).
Ringelgans, Branta bernicla, als Seltenheit im Gebiet um Pöls. Das Präparat eines Weibchens befand sich im Schloss Lannach (PRÄSENT 1974).
Brandgans, Tadorna tadorna, WASHINGTON meldet ein erlegtes Exemplar von Wildon (PRÄSENT 1974).
Löffler, Platalea leucorodia. Das erste Belegstück für das Vorkommen dieser Art in der Steiermark wurde am 15.6.1886 in Kapfenberg erbeutet und von WASHINGTON 1886 in der Fachpresse publiziert (PRÄSENT 1974).
Auch die Kenntnis heute erloschener Brutvorkommen verdanken wir ihm. So meldete er 1882 ein alljährliches Brüten der Flussseeschwalbe Sterna hirundo, an der Mur bei Wildon, stellte jedoch schon 1885 mit Bedauern fest, dass dieser Brutplatz ebenso wie der der Lachmöwe, Larus ridibundus, seit der Murregulierung verlassen ist (PRÄSENT 1974). Auch den Raubwürger, Lanius excubitor, gibt WASHINGTON für die Jahre 1881 und 1882 als Brutvogel von Pöls an; heute kennen wir diese Art nur als Wintergast.
Mit zwei Vogelarten beschäftigte sich WASHINGTON besonders intensiv und bewies hier seinen geschulten Blick für subtile Unterschiede. Es waren dies die Sperlinge und die Haustauben. Schon O. REISER schrieb in seinen "Materialien zu einer Ornis Balcanica" Band 2, dass WASHINGTON "eine der reichhaltigsten und schönsten Spatzenkollektionen besitzt, die überhaupt existieren". Leider ist über das Schicksal der umfangreichen Vogelsammlung auf den Schlössern Pöls und Lannach nichts bekannt, was um so bedauerlicher ist, als sich darunter auch wertvolle Belegexemplare seltener Arten befanden. Von den Zuchtrassen der Tauben interessierten ihn vor allem die Huhntauben, eine damals sehr beliebte Rasse unserer Gegend. Seine große praktische Zuchterfahrung und seine viel bewunderte Bibliothek machten ihn zu einem angesehenen Spezialisten auf diesem Gebiet und mit eindrucksvollen Beiträgen wurde er Hauptmitarbeiter am "Illustrierten Mustertaubenbuch" von G. PRÜTZ (Hamburg 1886). Sein früher Tod machte die Steiermark um einen ausgezeichneten Ornithologen ärmer.
Literatur: GEBHARDT 1964: 379; GEBHARDT 1970: 193; PRÄSENT 1974: 49-65.

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