Wilhelm Grünwaldt. Fotoautor unbekannt

Dr. Robert Wilhelm Grünwaldt

* 12.2.1909 Riga
† 12.8.2003

Dr. Robert Wilhelm Grünwaldt

G. wurde am 12.2.1909 in Riga geboren und wurde vom Botaniker K. R. Kupfer zur Entomologie geführt. Waren es zuerst die Lepidoptera, so interessierte er sich seit 1925 für Bienen und stand mit den führenden Apidologen dieser Zeit wie mit Alfken in Verbindung. Politische Ursachen zwangen ihn 1939 seine Heimat zu verlassen. Er lebt seit 1945 in München. Seine erste Sammlung steht in Krakau, die Nachkriegsaufsammlungen, größtenteils die Bienengattung Andrena betreffend (ca. 80.000 Exemplare), gehören zu den größten ihrer Art. G.‘s Fachwissen verhalf auch K. Warncke, E. Scheuchl, K. Schönitzer, J. Schuberth und F. Gusenleitner zum Einstieg in die Apidologie. Seine Sammlung wurde testamentarisch der Zoologischen Staatssammlung München zugeschrieben.



Der allseits bekannte Bienenkundler Dr. R. Wilhelm Grünwaldt verstarb am 12.8.2003 im Alter von 94 Jahren. Er war allen Freunden der Hymenopteren und vor allem natürlich den Apidologen durch seine aktive Teilnahme an den Tagungen mit lebendigen Diskussionen und Erzählungen wohl bekannt. Robert Wilhelm Grünwaldt wurde am 12. Februar 1909 in Riga in Lettland geboren. Sein Vater, ein Buchbinder, ist früh verstorben, aber er vererbte ihm die Liebe zu den Büchern. Angeregt durch einen Schaukasten in seiner Schule begann der junge Grünwaldt schon bald, sich für Insekten zu begeistern und in einer "Schülervereinigung für naturwissenschaftliches Arbeiten und Forschen" aktiv zu werden. Anfangs sammelte er vor allem Schmetterlinge, interessierte sich dann aber immer mehr für Hautflügler, zunächst für Wegwespen, dann für Bienen. Folgerichtig studierte er an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Lettländischen Universität Riga und spezialisierte sich in Systematischer Zoologie bei Prof. Emil Strand. In seinem abwechslungsreichen Berufsleben versuchte Dr. Grünwaldt stets, Beruf und Leidenschaft für die Entomologie zu verbinden. So war er unter anderem Bibliothekar des Naturforscher-Vereins und Leiter einer von ihm gegründeten biologischen Station am Kanjersee bei Riga, die dem Zoologischen Institut der dortigen herder-Hochschule unterstellt war. Nach seiner Umsiedlung 1939 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Reichs-Universität Posen und war während des zweiten Weltkrieges als Leiter der Malaria-Station in Cherson (Ukraine) stationiert. Seine bis dahin schon sehr umfangreiche Bienen- und Literatursammlung verlor er größtenteils auf seiner Flucht aus Posen in den letzten Kriegsmonaten. Nach der Kapitulation kam er nach Bayern und fand schließlich seine neue Heimat in München, wo er mit verschiedenen Berufen (z.B. bei der Entomologiebedarf-Firma Reitter, beim KosmosFrankh Verlag und in einem Patentanwaltsbüro) seinen Lebensunterhalt verdiente. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat er nach dem Weltkrieg noch einmal eine bedeutende Bienensammlung mit Schwerpunkt Sandbienen (Andrena) aufgebaut, die nicht nur ihm, sondern auch vielen Kollegen als Grundlage für wissenschaftliche Untersuchungen diente. Darüber hinaus gelang es ihm, eine bedeutende Fachbibliothek, einschließlich wichtiger historischer Werke, aufzubauen. Zahlreiche Sammelreisen führten ihn vor allem nach Österreich, Griechenland, Spanien und Italien. Oft war er dabei mit Fachkollegen unterwegs, am wichtigsten war ihm jedoch als treue Weggefährtin immer seine Frau Ellionore, mit der er seit 1938 verheiratet war und deren Tod 1983 er nie ganz überwunden hat. Dr. Grünwaldt besuchte in ganz Europa naturwissenschaftliche Museen und nahm an allen wichtigen internationalen Kongressen teil, wobei er oft als Dolmetscher und Mittler für die russischen Delegationen fungierte. Daneben gehörte er zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften an, zuletzt als Ehrenmitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft und als Fellow der Royal Entomological Society. Im Laufe der Jahrzehnte stand er im Kontakt mit den nahmhaftesten Apidologen aus mehreren Generationen, von Alfken über Enslin und Stoeckhert bis hin zu Warncke, den er sozusagen in die Andrenologie einführte. Seine Wohnung war immer wieder Treffpunkt für Entomologen und Ort von inspirierenden Fachgesprächen. Zuletzt arbeitete er mit Frau Dr. Osytshnjuk aus Kiev an einem umfassenden Bestimmungswerk über die Gattung Andrena, bis deren tragischer Tod 1998 diese Zusammenarbeit jäh beendete. Da es aber für Grünwaldt immer wichtig war, für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu sorgen, hatte er in E. Scheuchl jemanden, den er noch damit beauftragen konnte, diese Arbeit fortzuführen. Mit seinem profunden Wissen hat Dr. Grünwaldt stets anderen Wissenschaftlern geholfen. So ist es typisch, dass sein Name immer wieder in den Danksagungen von wissenschaftlichen Arbeiten genannt wird. Ganz besonders hat er auch junge Zoologen und Kollegen aus Osteuropa unterstützt, seine baltische Heimat lag ihm immer sehr Herzen. Trotz seiner fortschreitenden Erblindung hat er sich, unterstützt von Kollegen, bis zuletzt intensiv mit Sandbienen und wissenschaftlicher Literatur auseinandergesetzt. Sowohl seine imposante Bienensammlung als auch seine umfangreiche Fachbibliothek hat er der Zoologischen Staatssammlung München übereignet, damit sie für die wissenschaftliche Forschung weiterhin erhalten und genutzt werden. Das Leben von Dr. Grünwaldt war durch die Liebe zu den Bienen insbesondere zur Gattung Andrena prägt. Die Wissenschaft verliert mit ihm einen profunden Kenner der Sandbienen und einen international geschätzten Spezialisten. Bei aller Spezialisierung auf eine Bienengattung hat Dr. Grünwaldt nie das große Ganze aus den Augen verloren und war unentwegt auf der Suche nach den Zusammenhängen in der Natur.

aus Johannes Schuberth und Klaus Schönitzer, Bembix 19: 57-59 (2005).
Nachruf Wilhelm Robert Grünwaldt (aus Nachrichtenblatt Bayerischer Entomologen, Bd. 53)
Wildbienenforschung in Österreich (aus Kataloge Oberösterreichisches Landesmuseum, Bd. N.F. 10 [2. Auflage] = Katalog des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Innsbruck)
Nachruf Robert Wilhelm Grünwaldt (aus Bembix 19)
Datenblatt Robert Wilhelm Grünwaldt (aus Wikipedia, Stand Februar 2018)
Verstorbene Mitglieder der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft 2003-2012 (aus Beitr. Naturk. Oberösterreichs 23/1)

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